„Wir haben den Brauch wiederbelebt“, erzählt Bernd Ettenreich, Präsident der Gmunder Seegeister, stolz. Die Rede ist von der sogenannten „Christbaumversteigerung“, die am 3. Januar um 20 Uhr im Finsterwalder Gasthaus Weidenau stattfinden wird.
„Nur nicht letztes Jahr, da musste sie leider ausfallen“, so der Präsident. Früher stand als Termin der zweite Weihnachtsfeiertag fest. Doch da hatte nicht immer jeder Zeit – meist wegen anstehender Verwandtenbesuche. Seit ein paar Jahren legt man als Termin einen Tag zwischen dem 2. und 5. Januar fest.
Versteigerung hat lange Tradition
Die Christbaumversteigerung ist ein in Süddeutschland und Österreich verbreiteter Brauch, der um Weihnachten herum von Vereinen in Gaststätten oder Vereinsheimen durchgeführt wird. Ziel ist es, gespendete Waren oder Naturalien sowie ungeliebte Weihnachtsgeschenke – nach dem Prinzip einer traditionellen Auktion – höchstbietend zu verkaufen. Der Erlös kommt dann der Vereinskasse zugute. Zum Beispiel für die Jugendarbeit.
Auch die Seegeister haben über’s Jahr bereits Dinge gesammelt, die sich für den Abend als Auktionsware anbieten würden. Zudem werden Fleisch- und Wurstwaren eingekauft, um sie möglichst teurer weiterzuverkaufen. Und die Gäste können ihre erhaltenen Weihnachtsgeschenke spenden, die sie nicht brauchen, weil sie vielleicht doppelt sind.
Auktionen mit Erinnerungspotenzial
„Die Sachen reichen quer durch den Haushalt“, so der Präsident. Von Kabeltrommeln bis Salatschüsseln oder Bildern sei alles dabei. Auch skurrile Sachen werden manchmal versteigert. So erinnert sich Bernd Ettenreich zum Beispiel an eine Auktion, als die Faschingsprinzessin ihren eigenen BH zum Verkauf freigab. Das habe noch Jahre später für Lacher gesorgt, berichtet er.
Das Procedere entspricht dem einer klassischen Auktion. Sepp Filser senior, Ex-Präsident der Seegeister, ist wie immer der Auktionator. Er beschreibt das zu versteigernde Gut, das teils um den Christbaum herum drapiert ist. Kleinere Objekte sind meist an den Baum gehängt. Filser animiert die an Tischen sitzenden Gäste zum Kauf und nimmt deren Gebote entgegen. Das höchste Gebot erhält den Zuschlag. Die Übergabe der ersteigerten Ware erfolgt gleich nach dem Zuschlag und muss an den Kassier bezahlt werden.
Das mit den Geboten sei auch schon mal schiefgegangen, schmunzelt Bernd Ettenreich über eine amüsante Situation. Etwa acht Jahre dürfte die Auktion her sein, schätzt er. Ein Mann saß in einem Zimmer des Wirtshauses und bot engagiert auf eine bestimmte Sache. Im Nebenraum saß seine eigene Ehefrau und bot ebenfalls. Der Auktionar machte fröhlich mit, obwohl er natürlich informiert war, dass die beiden Ehepartner waren und sich schön weit nach oben boten. „Die Kunst ist es, dass der Auktionator dementsprechend geschickt agiert“, kommentiert Ettenreich die Situation.
Wurst und Fleisch satt
Neben den Sachen und Gutscheinen, die versteigert werden, muss bei einer Christbaumversteigerung auch niemand hungrig bleiben. Wurst- und Fleischpreise sollen ebenso Abnehmer finden. „Es ist jedes Mal ein Riesenkampf um die Surhaxn, Kochsalami und Regensburger“, erinnert sich der Präsident. So schnell kann man meist gar nicht schauen, wie die mit Würsten behängten Astgabeln des Baumes den Besitzer wechseln.
Ein Highlight ist auch das Ersteigern des Christbaumgipfels. Er wird symbolisch vom Baum abgeschnitten und gilt als Synonym für den Hauptpreis, den es zu ersteigern gilt. „Das kann dann schon mal über hundert Euro gehen“, weiß Ettenreich. Das Ende ist erreicht, wenn alle Sachen, Gutscheine sowie der Gipfel des Christbaums veräußert wurden und der Auktionator das Endergebnis öffentlich bekannt gibt.
Natürlich gibt es obendrein auch gesellige Musik und Unterhaltung, damit es ein schöner Abend wird und keine Wünsche offen bleiben. Seinen eigenen Wunsch – im Sinne seiner zkünftigen Jugendarbeit im Verein – lässt uns der Vereinsvorstand noch wissen: „Die Leute sollen mit einem dicken Geldbeutel kommen.“
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