Für Tom Modlinger ist Hauptsaison. „Von November bis März ist viel los“, sagt der Besitzer des Foolskino, während er Gummibärchen-Tütchen sortiert. Neben der Bestellung von Snacks und Getränken ist der Kino-Chef für die Filmorganisation, Programmanforderungen, Trailer, Eigenwerbung, Wartung der Projektoren, Licht und natürlich die Vorführungen zuständig.
Im vierten Jahr managt der frühere Elektroingenieur nun das Foolskino. Ins Leben gerufen wurde es von Gerd Zimmer. Als der Vollblut-Cineast von der Planung des Foolstheaters auf dem früheren Baywa-Gelände erfuhr, regte Zimmer an, dort auch ein Kino zu gründen.
Das war vor acht Jahren. Am 21. März 2007 startete die erste Vorführung mit dem Rosenmüller-Film „Schwere Jungs“. Und die Performance im damaligen Kino im Fools, kam gut an. Deshalb ist dieser Tag für Modlinger der „richtige“ Geburtstag.
Vor fünf Jahren: Umzug ins neue Kulturzentrum
Doch schon bald zeigten sich Probleme, weil es ein improvisiertes Kino in einer Kleinkunstbühne war. Man konnte nur drei Tage die Woche spielen, Samstag und Sonntag waren für das Theater reserviert. Der Umzug ins Kultur im Oberbräu vor fünf Jahren mit seiner Trennung von Theater, Festsaal und Kino war daher auch ein riesiger Schritt nach vorne.
Seitdem sind die Voraussetzungen für die Cineasten besser: ein eigener Raum, 75 Plätze und eine zufriedenstellende Auslastung. Die Holzkirchner entpuppten sich als treue Fangemeinde. „Wir platzen oft aus allen Nähten“, so Modlinger und wünscht sich die doppelte Sitzplatzzahl. Über 22.000 Besucher konnte das Kinoteam im vergangenen Jahr verzeichnen.
Früher betreute Modlinger nur ab und zu die Technik, damals noch alles analog. 2011 stand der Umstieg auf digitale Projektion ins Haus. Einen Schritt, den Zimmer nicht gehen wollte. Deshalb entschied sich der Elektroingenieur, seinen Beruf an den Nagel zu hängen und sich dem Kino zu verschreiben.
Wunsch nach besserer Zusammenarbeit mit Kultur im Oberbräu
Offiziell übernahm Modlinger 2012 den Mietvertrag und rüstete auf digital um. Den Schritt in die Selbstständigkeit hat er keinen Tag bereut: „Damit werde ich nicht reich, aber ich habe mehr Lebensqualität.“ Was er sich aber wünscht, wäre mehr Unterstützung von Kultur im Oberbräu.
Zwar würden Vorführtechnik und Peripheriegeräte von Bund und Ländern gefördert, seien aber seine persönlichen Investitionen. Nach außen suggeriere das Kulturzentrum, dass es eine Einheit sei, so Modlinger, faktisch aber habe das Kino den Status eines Mieters. „Wir sind ein kommerzielles, kein kommunales subventioniertes Unternehmen wie das Foolstheater“, betont der Betreiber.
Bei der Zusammenarbeit für die gemeinsame Kulturzeitung wurde ihm klar, dass ein struktureller Konflikt vorliegt. So wisse das Theater seine Termine oft schon zwei Jahre im Voraus, das Programm für 2016 stehe bereits. Hingegen seien „die Filme, die ich in zwei Jahren zeigen werde, oft noch gar nicht gedreht“.
Neue Wege im Filmmarketing
Nachdem Modlinger mit der Filmpräsentation in der gemeinsamen Zeitung immer unzufriedener wurde, entschied er sich eigene Wege zu gehen. Zeitgleich hatte ihm eine Uni-Studie zu mehr „kinogerechtem Marketing“ geraten. Seit Sommer 2014 informiert ein eigener Kino-Flyer über das Monatsprogramm. Darin gibt es auch Tipps des Teams zu Filmen, die die Mitarbeiter vorab schon sehen durften.
Das oft bemängelte Fehlen einer Sitzplatzreservierung ist für den Kinochef kein Kritikpunkt: „Wer früh genug kommt, hat einen hervorragenden Sitzplatz und kann sich mit dem Nachbarn unterhalten – schließlich ist Kino eine Begegnungsstätte“, lautet sein lakonischer Kommentar, „aber mit doppelt so vielen Sitzplätzen bestünde das Problem gar nicht“.
Investitionen gehen auf die eigene Kappe
Modlinger plant lieber sein Kino zu einem „Inklusionskino“ für Hörbehinderte aufzurüsten. Außerdem plant der Filmenthusiast einen Satellitenanschluss für Live-Übertragungen.
Ein Geburtstags-Schmankerl soll es auch geben. Zum achtjährigen Jubiläum am 21. März gibt es ein Wunschkino. Die Zuschauer können noch bis 10. März unter den acht meistbesuchten Filme aus dem Jahr 2014 ihren Favoriten wählen. Darunter Polts „Und Äktschn…“, „Das finstere Tal”, „Der Hundertjährige der aus dem Fenster stieg…“ und „Winterkartoffelknödel“.
Mit seiner Programmauswahl hat sich das Foolskino einen Namen gemacht: Der gute Ruf reicht bis weit über die Gemeindegrenzen hinaus bis nach Penzberg. Der einzige Wermutstropfen für Modlinger: „Mich ärgert, dass ich den Schritt ins Kino nicht schon 30 Jahre früher gemacht habe.“
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