Miesbach:
Gedenkveranstaltung: Auftakt des Terrors

Die Aufarbeitung des Nationalsozialismus im Landkreis Miesbach geht eher schleppend voran. Die Geschichtswerkstatt Miesbach will das ändern und erinnert heute um 17.00 Uhr vor dem Amtsgericht Miesbach erstmalig an 54 Männern, die vor 91 Jahren in das KZ Dachau deportiert wurden.

Das Konzentrationslager Dachau. Foto: Unsplash / Saara Sanamo

54 Männer aus Miesbach, Wiessee, Marienstein, Schaftlach, Holzkirchen, Gmund und Weyarn kamen in das Konzentrationslager nach Dachau, darunter etwa Ludwig Emmerer, der für die Kommunistische Partei Deutschland (KPD) im Stadtrat Miesbach saß. Er wurde im März 1933 in “Schutzhaft” genommen (Quelle: Amnesty International / Gruppe Miesbach). 28 Männer waren es am 11. April 1933; am 6. Mai wurden 26 weitere Männer nach Dachau gebracht. Sie waren zwischen 19- und 55 Jahre alt. Einige waren nur wenige Monate inhaftiert, manche bis Kriegsende 1945.

In Miesbach, Hausham, Marienstein und anderen Gemeinden im Landkreis wurden Häuser durchsucht und Menschen verhaftet, so Lisa Hilbich, Journalistin und Initiatorin der Geschichtswerkstatt Miesbach und ins Gefängnis gebracht: damals das Miesbacher Amtsgerichtsgefängnis, heute das Amtsgericht Miesbach.

Heinrich Himmler

Heinrich Himmler, der spätere Reichsführer der SS, leitete zu diesem Zeitpunkt die Polizei in Bayern.
Familiensitz von Himmler war eine Villa in Gmund. Er hat die Villa 1934 erworben. Haus und Grundstück haben eine Gruppe junger Menschen gepachtet und zu einem Hotel umgebaut. Sie wollen die Geschichte des Hauses aufarbeiten und haben dazu auch schon Veranstaltungen gemacht, so hat Himmlers Großnichte, eine Politikwissenschaftlerin im Blyb über das Aufarbeiten ihrer Familiengeschichte und der damit verbundenen gesellschaftlichen Aufgabe gesprochen.

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“Wir wollen den Männern durch die Nennung ihrer Namen etwas von Ihrer Würde zurückgeben“, schreibt die Initiatorin in einer Information an die Presse. Unter den Deportierten waren Maurer (Ludwig Reininger), Schreiner (Otto Kaindl / Johann Weber) und einfache Arbeiter (Josef Beer, Johann Leitner).

“Mit ihrer Arbeit will die Geschichtswerkstatt Miesbach zeigen, dass in der Zeit des Nationalsozialismus die Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht irgendwo stattfanden, sondern hier, in der Mitte der Gesellschaft. Und damit sind wir nicht allein. Auch in München, Rosenheim und anderen Städten finden Gedenk-Veranstaltungen statt” (aus der Rede von Lisa Hilbich).

Geplant ist das Verlesen der Namen der Deportierten und ein Einblick in das Leben der Betroffenen. Auch Angehörige der Deportierten sollen bei der Gedenkfeier anwesend sein. Landrat Olaf von Löwis hält eine Ansprache.

Umgang mit Geschichte im Landkreis

„Es ist alles schon bekannt“ und „Was muss man immer an den alten Geschichten rühren“ so schreibt die Geschichtswerkstatt über ihr Erfahrungen mit der Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus im Landkreis. Gerade die Kreisstadt Miesbach habe diese Zeit nur spärlich beachtet. Einer der Gründe, warum sich im Oktober vergangenen Jahres die Geschichtswerkstatt Miesbach gründete.

Randnotiz

Noch ein Erinnerungstag jährt sich heute: 21. 000 Häftlinge befreite, heute vor 69 Jahren, die USA-Armee aus dem Konzentrationslager Buchenwald. Es gilt als eines der größten Konzentrationslager des Dritten Reiches.

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