„Gedrücktes Sicherheitsgefühl”

„Die Zahlen sprechen Bände“: Robert Kopp und Wolfgang Rzehak zeigen sich beim Sicherheitsgespräch in Miesbach äußerst erfreut. Von „sozialer Kontrolle“ ist die Rede, der Landkreis darf sich trotz hoher Zuwanderungsrate in rückläufigen Kriminalstatistiken sonnen. Doch es gibt auch Schattenseiten.

Robert Kopp, Polizeipräsident Oberbayern Süd, und Wolfgang Rzehak stehen Rede und Antwort bezüglich der Sicherheitslage im Landkreis.
Robert Kopp, Polizeipräsident Oberbayern Süd, und Wolfgang Rzehak stehen Rede und Antwort bezüglich der Sicherheitslage im Landkreis.

Der Polizeipräsident von Oberbayern Süd wird nicht müde zu betonen, wie gut seine Region sicherheitstechnisch dasteht. Beim Gespräch im Landratsamt Miesbach machen Robert Kopp und Wolfgang Rzehak deutlich, dass bayerische Klischees nicht von ungefähr kommen: „Wir leben in einer Region, in der die Welt noch halbwegs in Ordnung ist“, findet der Landrat: „Hier ist es nicht nur subjektiv sicherer.“

Der Landkreis sei sogar noch ein Stück besser dran als der bayerische Durchschnitt, ergänzt Kopp: „Die Zahlen sprechen Bände.“ Doch woher die Euphorie? Hatten nicht sogenannte „Asylkritiker“ monatelang davor gewarnt, dass die deutsche Zivilisation aufgrund des hohen Flüchtlingszulaufs dem Untergang geweiht sei? Nun, hier sind die Fakten.

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Im Landkreis Miesbach leben aktuell rund 1.200 Flüchtlinge verschiedenster Herkunft. Und das nicht ohne Reibungen: Vor allem große Gemeinschaftsunterkünfte wie die Dreifachturnhalle in Tegernsee oder jüngst die Rottacher Traglufthalle scheinen Nährboden für Konflikte zu sein. Insgesamt 237 Einsätze an Asylbewerberunterkünften zählt die Polizei 2015 im gesamten Landkreis.

“Dafür müssen wir als Polizei eintreten”

Für die Polizei bedeutet das natürlich zusätzliche Arbeit, die man gerne vermeiden würde. Mitunter kann es für die Beamten auch gefährlich werden: Im vergangenen Jahr gab es neun Fälle, bei denen von Zuwanderern Gewalt gegen Polizeibeamte ausging. Damit sind nach bundeseinheitlicher Definition alle Personen gemeint, die in der Polizeilichen Kriminalstatistik mit den Aufenthaltsgründen „Asylbewerber“, „Duldung“, „Kontingentflüchtling“ und „unerlaubter Aufenthalt“ registriert wurden.

Wie berichtet gibt es eine einfache Erklärung für den extremen Anstieg der Straftaten - der Landkreis Miesbach ist davon ohnehin kaum betroffen.
Wie berichtet gibt es eine einfache Erklärung für den extremen Anstieg der Straftaten – der Landkreis Miesbach ist davon ohnehin kaum betroffen.

Daher sei es wichtig, so Kopp, „deutlich zu machen, dass es Spielregeln zu beachten gibt. Dafür müssen wir als Polizei eintreten.“ Die meisten Delikte wurden von Asylbewerbern zwar untereinander begangen. Doch Robert Kopp meint, ein „gedrücktes Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung“ zu spüren – gerade nach Vorfällen der Silvesternacht in Köln. Daher müsse man allen Neuankömmlingen konsequent klarmachen, wo die Grenzen liegen.

Bezüglich der heimischen Bevölkerung sind sich Kopp und Wolfgang Rzehak einig, dass die positive Sicherheitsbilanz auch durch eine besondere Art der „sozialen Kontrolle“ zu begründen ist. „Anonymität ist ein Faktor, der kriminalisierend wirken kann“, erklärt der Polizeipräsident. So ist auch zu erklären, dass der Landkreis Miesbach in der letzten Dekade nur ein einziges Jahr erlebt hat, in dem die Zahl der Straftaten niedriger war. 2015 lag die Quote wie berichtet bei 3.666 Straftaten.

Mehr Präsenz gegen Kriminalität und Terrorgefahr

Für ein verbessertes Sicherheitsgefühl dürfte die Tatsache sorgen, dass die Zahl der Wohnungseinbrüche von 51 auf 46 zurückgegangen ist, die Fälle von Straßenkriminalität insgesamt liegen bei einem „fast schon historischen Tiefstand“ von 505, wie Kopp berichtet. Auch die Zahl der Sexualdelikte hat sich, allen fremdenfeindlichen Unkenrufen zum Trotz, von 53 auf 31 Fälle verringert.

Um die Kriminalität weiter in die Schranken zu weisen arbeitet die Polizei zudem an mehreren Präventionskonzepten. Durch die bevorstehende Einführung des Digitalfunks sollen die Beamten für die Einsatzzentrale besser erreichbar sein.

In einer Jahreszeit mit mehr öffentlichem Leben wolle man außerdem „die Präsenz nach oben schrauben“. Im Kontext der Bedrohung Deutschlands durch islamistischen Terrorismus sieht Kopp die Region nicht unmittelbar im Fokus. Dennoch will man vor allem bei größeren Veranstaltungen in der anstehenden Volksfestsaison durch verstärkte Präsenz das Sicherheitsempfinden der Menschen stärken – „auch ohne konkrete Hinweise“.

Positiv hebt der Polizist den Umstand hervor, dass der Anteil der Straftäter unter 21 Jahren im Landkreis Mietach deutlich abgenommen hat: 2009 waren es noch 21,6 Prozent, im vergangenen Jahr nur noch 16,5 Prozent. Landrat Wolfgang Rzehak sieht einen Zusammenhang zwischen der kommunalen Förderung von Jugendarbeit und der langfristigen Sicherheit. Wer im jungen Alter keine Verbrechen begehe, so der Landrat, werde wohl auch mit 40 eher nicht zum plötzlichen Bankräuber.

Nachfolgend eine Übersicht der Straftaten im Jahr 2015 im nördlichen Landkreis.
– Holzkirchen: 781
– Warngau: 134
– Valley: 103
– Otterfing: 94
– Weyarn: 64

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