Heute Abend im Gemeinderat Kreuth: Wie gehts weiter mit der Asphalt-Affäre und was sind die nächsten Schritte zum Wildbad-Kreuth-Kohler-Ressort. Wir haben mal zurückgeblättert:
Heute stehen zwei Punkte auf der Kreuther Tagesordnung, die Streit-Potenzial haben könnten. Einmal geht es um die Frage, wie es weiter geht mit der Radweg-Geschichte. Außerdem steht der Vorbescheid zum Wildbad Kreuth an. Der wurde beim letzten Mal vertagt. Grund: Kurzfristig neuer Stoff zum Lesen für die Rätinnen und Räte, nicht zum eben so durch hudeln.
Radweg: Geht es um die Wurst?
Im Juli hat sich der Gemeinderat mit elf zu drei Stimmen gegen den Ausbau des Radwegs zwischen Kreuth und Stuben ausgesprochen. Ein demokratisches Nein zur Asphaltierung des Weges. Für den Bürgermeister, Joseph Bierschneider, eine Enttäuschung. Schließlich will der Bund 100 Prozent der Kosten finanzieren. Und auch die dringend notwendige Sanierung der Brücken sind im Paket dabei. Ein Schnäppchen für die Gemeinde, doch der Rat will nicht. Entspricht nicht dem Bergsteiger-Idyll. Ein zu großer Eingriff in die Natur.
Im normalen politischen Alltag wäre die Sache damit erledigt. Schließlich sitzen im Gemeinderat Leute, die von 3000 Wahlberechtigen in Kreuth aktiv oder passiv in ihr Mandat gehoben wurden. Sie sollen die Interessen ihrer Wählerinnen und Wähler vertreten. Und damit gut.
Weil Markus Wrba (FWG) den Meilenstein in der Radentwicklung von Kreuth verpasst hat – berufsbedingt, heißt es – schrieb er seinen Kollegen dann einen offenen Brief. Er habe sich mal umgehört. Der Vielradler Wrba gab damit Anstoß zu Unterschriftensammlungen. Listen, die zum Teil in der Kreuther Gastro rumlagen und damit auch von Nicht-Kreuthern beherzt unterschrieben wurden. Der Bürgermeister veröffentlichte im September gleichfalls eine Befragung: in seinem Haus- und Hofblatt, dem Gemeindeboten. Gibt aber zerknirscht zu, dass der Gemeindebote nicht alle Haushalte erreicht habe. Seine Kritiker, also die vom Radweg, finden den Text im Boten zu einseitig.
Politisch relevant ist keiner dieser Umfragen. Egal ob es um 900 oder 300 Signaturen geht. Es bleibt ein Stimmungsbarometer. Ob daraus ein Umsturz wird, entscheidet sich heute Abend. Weil: So einen Ratsbeschluss muss man erstmal wieder aufheben. Dafür brauchte es gute Gründe (das ist ähnlich wie in Gerichtsprozessen, mit den alten Beweisen muss da niemand wedeln), und zwar neue.
Einen Beschluss wieder aufheben, kratzt zudem am Image des Gemeinderats. Und: Es bleibt auch unwahrscheinlich, dass sich die Mehrheiten verändert haben. Denkbar ist, dass die Gemeinde nochmal eine ordentliche Befragung anstoßen will. Somit: Nein, um die Wurst geht es nicht. Interessant wird es trotzdem.
Wildbad Kreuth: Reinkarnation
Im Dezember vor bald vier Jahren pachtet der Hotelier Korbinian Kohler das historische Ensemble Wildbad Kreuth. Einst Kurort königlicher Badenixen, dann lange Jahre der Rückzugsort der CSU und ihrer Stiftungen als sie noch Alleinherrscher in Bayern war.
Entkernen, sanieren und einen Retreat aufmachen, ist der Plan. Dazwischen kam Corona, der Ukraine-Krieg und gestiegene Baupreise, die den Fortschritt bremsen. Dabei ist Kohler der Auserwählte für die herzogliche Familie, die ihm im Dezember 2022 den geschichtsträchtigen Bau per Erbpacht übertrug. Alle anderen Bewerber hatten ein Nachsehen. Kann man verstehen. Hat Kohler doch in den letzten Jahren bewiesen, dass er den Tegernseer-Tourismus auf ein neues Level heben kann: das Kohler-Ressort-Level. Es spielen mit: das Bachmair Weissach, die See-Appartements in Rottach-Egern, das Alte Wallberghaus, das Clubhaus in Tegernsee, das Bussi-Baby in Bad Wiessee und in naher oder fernerer Zukunft Wildbad Kreuth.
Wie bald da in Kreuth ein Rückzugsort für Sinnsuchende steht? Das steht in den Sternen. Weil es sich um denkmalgeschützte Gebäude handelt, ist heute Abend auch der Kreisbaumeister dabei. Da sind sehr viele Abstimmungen nötig, was Restaurierungen und Denkmalschutz angeht. Damit am Ende auch was in der Landschaft steht, was zur Historie passt. Siehe Forsthaus Valepp.
Heute Abend geht es also um den Vorbescheid oder die Bauvoranfrage für Kohlers spirituellen Traum. Das ergibt Sinn, wenn das Bauvorhaben mächtig wird: und das wird es. Wie groß solls werden? Geht das hier auch? Darf man das? Eine Baugenehmigung ist das nicht, juristisch relevant ist die Klärung allemal. Denn danach ist alles einfacher. Wir halten fest: Ordentlich geplant und demokratisch diskutiert? Das hält nicht jeder im Tal für nötig.
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