Deshalb werben sie und ihre Mitstreiter jetzt für mehr Toleranz und ein besseres Miteinander zwischen allen Verkehrsteilnehmern. Denn eines, so Wieser, sei sicher: Radlfahrer werden in Zukunft mehr werden.
Wenn Isabella Wieser aus Bad Wiessee mit dem Fahrrad zur Arbeit nach Tegernsee radelt, werde sie grundsätzlich von Autos überholt – selbst dann, wenn sie mit ihrem E-Bike in der 30er-Zone genau 30 Stundenkilometer schnell ist. Auf dem Gehweg könne sie mit ihrem Radl gar nicht fahren, denn das fahre bis zu 45 Stundenkilometer schnell, sagt sie.
Dazu das Gehupe, böse Blicke von Autofahrern und unnötige Überholmanöver. Statt als gleichberechtigter Verkehrsteilnehmer fühle man sich schuldig, obwohl man niemandem etwas Böses will, sagt Wieser. Sie findet:
Man ist als Radlfahrer überall unerwünscht.
Doch das Verhältnis soll sich bessern. Deshalb hat Wieser am 10. August die Interessengemeinschaft (IG) Bayerische Voralpen der Deutschen Initiative Mountainbike (DIMB) mitgegründet und das Amt der stellvertretenden Sprecherin angenommen. Denn eines sei für sie schon jetzt klar: Die Anzahl der Radlfahrer und Mountainbiker werde in den kommenden Jahren weiter zunehmen und zu einem großen Tourismusfaktor im Tal werden. Das dürfe man nicht ignorieren.
„Vor allem wollen wir dafür werben, respektvoll miteinander umzugehen und Ansprechpartner für Interessengruppen sein“, sagt Wieser. Jetzt gehe es erstmal ums Netzwerken. Mit dem Wiesseer Bürgermeister Peter Höß habe sie vor Kurzem telefoniert. Er finde es gut, dass die Mountainbiker und Radler jetzt eine Interessenvertretung haben.
„Negative Erfahrungen bleiben im Gedächtnis“
Nach und nach sollen auch alle anderen Bürgermeister im Oberland für eine Kooperation angesprochen werden. Das Gebiet der IG Bayerische Voralpen erstreckt sich vom Kochel- und Walchensee entlang der Isar bis nach Bad Tölz und weiter über den Tegernsee bis nach Schliersee und Bayrischzell. Auch die Tourismusbranche und die Staatsforsten sollen mit einbezogen werden.
Den schlechten Ruf, den die Mountainbiker und Radler „genießen“, könne sie trotz allem nachvollziehen: „Ich bin auch Autofahrerin, Motorradfahrerin und Fußgängerin“, erklärt Wieser. Als Fußgängerin habe auch sie sich schon über Radlfahrer erschrocken, die von hinten an ihr vorbeigesaust seien. „Auch wenn das wenige sind, bleibt diese negative Erfahrung im Gedächtnis“, so die Fotografin. Mit der IG habe gebe es nun auch eine Stelle, an die man sich wenden könne.
Ansprechpartner für alle Seiten
Doch auch für Mountainbiker will die IG Ansprechpartner sein und wirbt bei ihrer Zielgruppe für das Einhalten der Regeln, der sogenannten „Trail Rules“. Darin heißt es beispielsweise „Hinterlasse keine Spuren“ und „Plane im Voraus“.
Doch es gebe immer wieder Biker, die dennoch nach einem Regen über aufgeweichte Wege führen und dabei tiefe Spuren im Waldboden hinterließen. Oder Radler, die keine Rücksicht darauf nähmen, ob eine Strecke gesperrt sei oder nicht. Da müsse man eben eine Ausweichstrecke planen, die auch bei schlechtem Wetter gehe oder den Trail an einem anderen Tag fahren.
Die Interessen der Mountainbiker könne man schlussendlich nur im Gespräch mit anderen Interessengruppen durchsetzen und einen Mehrwert für den Tourismus erreichen, sagt Wieser. Deshalb sei man zunächst noch am Netzwerken. Mittelfristig sollen für die Mountainbiker auch Radtouren und Workshops angeboten werden. Dass die Mountainbiker wieder verschwinden, glaubt sie nämlich nicht – im Gegenteil: „Die nachfolgenden Generationen werden sich nicht aufs Bergsteigen beschränken. Das darf man in einer Touristenregion nicht ignorieren.“
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