Wiesseer Gemeinderat sucht neues Zuhause

Das Wiesseer Rathaus soll umgebaut werden. Ein Neu- oder Anbau kommt wegen fehlender Gelder nicht in Frage. Trotzdem gibt es ein Problem. Der Gemeinderat hat keinen Sitzungssaal mehr.

Das Rathaus in Wiessee wird umgebaut – wo die Sitzungen dann stattfinden, weiß im Moment noch niemand

Es sollte ein Testlauf sein. Die Sitzung des Wiesseer Gemeinderats fand gestern erstmals in den Räumen der neuen Feuerwehr statt. Das Gremium wollte ausprobieren, ob das ein geeigneter Ort für künftige Sitzungen sein könnte. Denn schon bald wird es den Sitzungssaal im Rathaus wohl nicht mehr geben. Der Grund: Die Verwaltung braucht Platz und das Gebäude soll umgebaut werden. Eine ursprünglich angedachte Erweiterung kommt aufgrund zu hoher Kosten nicht mehr in Frage. Architektin Dorothea Baur legte deshalb gestern neue Pläne für einen Umbau vor. Klar ist, der Sitzungssaal muss weichen.

Stattdessen soll hier für das Bauamt, das bisher im Dachgeschoss untergebracht ist, dringend benötigter Platz geschaffen werden. Das ist aber nicht die einzige Maßnahme. Auch der Brandschutz muss erneuert, die Toiletten saniert und ein Aufzug installiert werden. Zudem habe man sich einen repräsentativen Trauungsraum gewünscht, erklärte Baur. Denn der Trend gehe zu größeren Trauungen und dafür sei aktuell kein Platz. Der soll dann in den ehemaligen Bauamtsbüros im Dachgeschoss untergebracht werden. Hier sind auch die Ausschussitzungen und andere Besprechungen möglich. Für den Gemeinderat soll der Raum aber zu klein sein.

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Zunächst 200.000 für die ersten Umbau-Maßnahmen

In einer ersten Bauphase will man zunächst den Sitzungssaal auslagern, das Bauamt umsiedeln und den Brandschutz nachrüsten. Erst in der zweiten Bauphase könnte es kritisch werden, denn das Gebäude steht unter Denkmalschutz. In diesem Abschnitt sollen dann der Aufzug und die Toiletten in Angriff genommen werden. Auch eine energetische Sanierung des Daches steht im Raum. Für diese Maßnahmen braucht es allerdings erneut einen Antrag.

In einer dritten Phase könne man darüber nachdenken im ehemaligen Handwerkerhof einen neuen Sitzungssaal zu errichten. Das sei aber zunächst kein Thema, meinte Architektin Baur. Erstmal müsse für die Sitzungen eine andere Lösung gefunden werden. Rund 200.00 Euro sind nun zunächst für den Umzug des Bauamts veranschlagt. Alle weiteren Kosten stehen noch nicht fest.

Ist eine Aufstockung möglich?

Gerade die Thematik rund um den Sitzungssaal erregte die Gemüter am Ratstisch. Kurt Sareiter (CSU) fragte, warum man das Dach nicht um einen Meter aufstockt und so den fehlenden Platz schafft, um das künftige Trauungszimmer auch als Sitzungsraum nutzen zu können. Der zweite Bürgermeister Robert Huber (SPD) winkte jedoch ab. „Das wird uns vom Brandbaumeister nicht genehmigt.“ Auch Bauamtsleiter Helmut Köckeis war sich sicher, dass er bei diesem Thema nicht verhandeln werde.

Florian Sareiter (CSU) fasste die Fakten zusammen: „Einen Anbau können wir nicht verwirklichen wegen fehlender finanzieller Möglichkeiten. Das ist dem Jodbad geschuldet.“ Trotzdem hält er eine Auslagerung des Sitzungssaals für ungut. Er plädierte dafür, zunächst nochmal alle internen Lösungen prüfen zu lassen und die Abstimmung zu vertagen. Markus Trinkl (FWG) beklagte die hohen Ansprüche:

Es wird ein Saal mit 120 Quadratmetern gewünscht. Wer wünscht sich das denn? Will will will. Da muss man die Kirche doch auch mal im Dorf lassen. Mei dann ist es halt ein kleinerer Sitzungssaal.

Dem stimmte auch Ingrid Versen (CSU) zu. Auch sie findet man könnte die Sitzungen im Trauungssaal machen, selbst wenn das Dach nicht angehoben werden kann, sei hier genug Platz. „In Gmund haben sie auch einen kleinen Saal. Überall ist das möglich.“ Franz Erlacher (CSU) dachte wegen der hitzigen Diskussion kurzzeitig im Kindergarten gelandet zu sein und schloss sich der Meinung von Markus Trinkl an. „Ich würde die beiden Abstellräume davor noch dazu nehmen und den Sitzungssaal da rein machen. Wir brauchen niemals 120 Quadratmeter.“

Bernhard Kuntze-Fechner (SPD) widersprach vehement. Man habe Klausuren gehabt und das ganze besprochen. „Wir können jetzt nicht wieder alles verschieben. Das halte ich nicht für vertretbar.“ Am Ende war Huber der Meinung, man sei mit den verschiedenen Ansichten ja gar nicht soweit auseinander. Man einigte sich, dass mit dem Umbau des Sitzungssaals in Büroräume für den Bauhof und den Feuerschutzmaßnahmen begonnen werden kann.

Auch die Kosten für die übrige Planung, soll zeitnahe detailliert geprüft und dem Gremium vorgelegt werden. Bis dahin wolle man aber erneut prüfen lassen, ob sich der Brandbaumeister nicht doch für eine Aufstockung des Gebäudes erweichen lässt oder es eine Möglichkeit gibt den Sitzungssaal in das geplante Trauungszimmer zu integrieren.

Auch das ehemalige Handwerkerhaus neben dem Rathaus soll jetzt abgerissen werden

Außerdem entschied man sich nun auch endlich den Handwerkerhof neben dem Rathaus anzugehen. „Das Gebäude ist sauber in die Jahre gekommen. Überall ist Schimmel und alles ist einsturzgefährdet“, so Huber. Aktuell werde noch eine Wohnung bewohnt, hier gehe der Mieter aber bis Ende Oktober raus. Dann soll das Haus abgerissen werden.

Kurt Sareiter gab zu bedenken, dass man bei einem Abriss vor allem an das angrenzende Gebäude einer Familie denken müsse. Hier wird zum einen ein gemeinsames Treppenhaus genutzt, zum anderen betonte er:

Da müssen wir aufpassen, dass das nicht noch hässlicher wird, als es eh schon ist. Einfach wegreißen und dann so stehen lassen, das kann man nicht machen.

Man einigte sich also das Gebäude abzureißen und die Außenfassade zum angrenzenden Gebäude wenn nötig zu überarbeiten.

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