“Gewalt ist eben keine Privatsache”

Das Risiko vom ihrem Partner getötet zu werden, ist für Frauen sieben Mal höher als für Männer. Dabei werde in Deutschland dem Problem „Gewalt gegen Frauen“, so das Thema einer Podiumsdiskussion in Holzkirchen, zu wenig Beachtung geschenkt. Und im Landkreis Miesbach kommt dazu noch ein gehöriger Schuss Ignoranz.

"Gewalt gegen Frauen": Die Podiums-Diskussion, zu der die SPD-Europaabgeordnete Maria Noichl geladen hatte, war gut besucht. Allerdings kamen nur sehr wenig Männer.
“Gewalt gegen Frauen”: Die Podiums-Diskussion, zu der die SPD-Europaabgeordnete Maria Noichl geladen hatte, war gut besucht. Allerdings kamen nur sehr wenig Männer.

Mit ungefähr 60 Personen ist der Saal am gestrigen Samstagabend in der Alten Post gut gefüllt. Das Thema weckt offensichtlich einiges Interesse. Allerdings hauptsächlich bei Frauen, die die überwiegende Mehrheit des Publikums stellen. „Alltag Menschenrechtsverletzung – Gewalt gegen Frauen in Europa“: Maria Noichl hat zu dem Themenabend geladen.

Die Europa-Parlamentarierin zeigt eingangs erschreckende Zahlen. So habe eine Studie bei der in ganz Europa mehr als 40.000 Betroffene befragt worden seien, ergeben, dass in 22 Prozent der Fälle in denen Frauen, Opfer von Gewalt durch Männer werden, der direkte Partner der Täter ist. In 30 Prozent in denen es nicht der Partner ist, kommt der Täter aus der Familie, zu 20 Prozent aus dem näheren Bekanntenkreis. Dabei macht Sie deutlich:

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Auch wenn sich diese Gewalt meist in den eigenen vier Wänden abspielt, ist sie alles andere als Privatsache.

Es handle sich um ein gesellschaftliches Problem und gehöre immer noch zum Alltag, dass Frauen diskriminiert, im Beruf benachteiligt und eben auch psychischer und physischer Gewalt im häuslichen Umfeld ausgesetzt sind. Noichl sieht darin eine Menschenrechtsverletzung, die vor allem von den betroffenen Frauen nur allzu oft selbst gedeckt werde.

Arno Helfrich, Leiter Prävention bei der Münchner Polizei bestätigt, dass es für Frauen schwer sei offen mit Fremden über die Gewalt zu reden, die ihnen angetan wird. So werde laut Helfrich eine erhebliche Anzahl der Anzeigen wieder zurückgenommen. Daher müsse man auch von einer sehr hohen Dunkelziffer ausgehen. Und Kriminalhauptmeisterin Stefanie Berchtold betont:

Die Scham zur Polizei zu gehen ist hoch.

SPD-Kreisrätin Christine Negele kennt solche Fälle aus ihrer beruflichen Erfahrung. Sie habe Patientinnen mit Depressionen oder Ess-Störungen, deren Ursache in häuslicher Gewalt liegen. Zudem meint sie, dass das Problem im ländlichen Raum noch weniger als solches erkannt werde. Frauen, die aus einer gewalttätigen Beziehung auszubrechen versuchten, hätten hier häufig zusätzlich mit gesellschaftlicher Ächtung zu kämpfen.

Für Negele ist es vor allem ein Unding, dass es im Landkreis Miesbach weder einen Frauen-Notruf noch ein Frauenhaus gäbe. Betroffene, die Hilfe bräuchten, müssten in Rosenheim oder im benachbarten Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen Unterstützung suchen. Das müsse sich ändern. Denn Gewalt gegen Frauen, so die Politikerin abschließend, sei ein gesellschaftliches Problem. Und als solches auch nur aus der Gesellschaft heraus zu lösen.

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