Gmunder Dorfladen mit neuer Führung – Gemeinde entscheidet über Finanzspritze

Zweite Ergänzung vom 14. Oktober / 12:12 Uhr
Der Gmunder Dorfladen erhält einen neuen Geschäftsführer. Nachdem sich die Wogen intern geglättet haben und die bisherige Chefin Claudia Hofmann einem Aufhebungsvertrag für Mitte November zugestimmt hat, hat sich nun auch der bisherige Filialleiter Remo Schramm dazu entschlossen die komplette Verantwortung zu übernehmen.

Ein Teil des Dorfladen-Teams: Remo Schramm, Phillip Seidl und Peter Kimmerl

Zusammen mit dem zweiten Vollzeitmitarbeiter Phillip Seidel (20) wird der 25-jährige die Stamm-Mannschaft bilden. Die Ernennung zum Geschäftsführer dürfte ebenfalls Mitte November erfolgen. Komplettiert wird das Team um zwei Teilzeitkräfte: Peter Kimmerl, Koch und verantwortlich für den mittlerweile gut laufenden Mittagstisch und Kathi Angler sind ebenfalls Bestandteil des Kernteams.

Dazu kommen noch einige Ehrenamtliche, die vor allem bei der Hintergrund- und Basisarbeit unterstützen.

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Schramm zeigt sich überrascht, aber glücklich über die aktuelle Entwicklung. “Ich sehe das als große und interessante Herausforderung. Und es ehrt mich, dass die Leute mir diese Aufgabe zutrauen.”

Vor allem der gute Draht zu Kunden und Lieferanten könnte ihm bei seiner Aufgabe hilfreich sein. Denn das war in der letzten Zeit eine der größeren Baustellen. Wie berichtet hatten sich ein paar Lieferanten vom Dorfladen abgewendet.

Dass auch die Gemeinde möglicherweise neues Vertrauen in die überarbeitete Struktur gefasst hat, zeigt die Tagesordnung der nächsten Gemeinderatssitzung. Am kommenden Dienstag wird unter Tagesordnungspunkt 3 über einen Zuschuss zur Weiterführung des Dorfladens diskutiert. Ausgang ungewiss.

Ergänzung vom 04. Oktober:
28% Personalkostenanteil gaben am Ende den Ausschlag. Die bisherige Geschäftsführerin des Gmunder Dorfladens, Claudia Hofmann tritt bereits zum Ende des Monats endgültig zurück.

Hofmann werde sich zwar weiterhin um die Buchhaltung des Dorfladens kümmern, so Johann Schmid gegenüber der Tegernseer Stimme. Aber die Geschäfsführung werde die 42-jährige spätestens Ende Oktober an die drei Hauptgesellschafter abgeben.

Auf die hohen Personalkosten hatten die Verantwortlichen bereits auf der letzten Gesellschafterversammlung hingewiesen. Die damals präferierte Lösung sah jedoch eine hohe Finanzspritze in Höhe von 20.000 bis 30.000 Euro vor, um so mit der gesamten Führungsmannschaft über den Winter zu kommen.

Doch nach der Sitzung am 22. September, bei der den 65 anwesenden Gesellschaftern der Dorfladen UG zum ersten Mal Zahlen präsentiert wurden, gingen nur 300 Euro ein.

Auch die damals aufgeworfene Möglichkeit, dass ein Pächter den Dorfladen übernimmt und zu einem profitablen und nachhaltigen Wachstum verhilft, ist nicht eingetreten. So bleibt den Protagonisten “nur” die interne Lösung mit Remo Schramm als bisherigen und auch zukünftigen Marktleiter, der allerdings weitergehende Kompetenzen erhält.

“Das Ziel ist es erstmal über den Winter zu kommen”

Dabei muss das nicht die schlechteste Lösung sein. So ist von diversen Seiten zu hören, dass sich Schramm als Marktleiter bei Kunden und Lieferanten ein guten Namen gemacht hat. Vor allem die Lieferanten sehen in der Veränderung eine Chance, dass der Dorfladen tatsächlich eine Zukunft haben könnte. Derzeit laufen Gespräche zu besseren Konditionen und längeren Zahlungszielen. Eine mögliche Stundung der Ladenmiete steht ebenfalls im Raum.

Insgesamt reduziert sich mit dem Weggang von Hofmann der Personalstamm des Gmunder Dorfladens ein weiteres Mal. Mittlerweile sind nur noch zwei Festangestellte sowie zwei Teilzeitkräfte übrig. Diese werden von Freiwilligen ergänzt und unterstützt.

Einige von denen hoffen, dass das alte “Wir-Gefühl” zurückkommt und dass sich die konzeptionellen Änderungen, die laut Johann Schmid anstehen, positiv auf den Geschäftsverlauf auswirken werden. Eine Hoffnung, die auch viele Kunden haben. Der Dorfladen hat ein schwieriges Jahr hinter sich. Es kann nur besser werden.

Ursprünglicher Artikel vom 22. September:
Positiver, als das letzte Mal. So die einhellige Meinung einiger Teilnehmer zur gestrigen Gesellschafterversammlung des Gmunder Dorfladens.

Ein Grund vielleicht die größere Transparenz. Zum ersten Mal bekamen die Geldgeber konkrete Zahlen präsentiert. Und die ständige Arbeit am Konzept und Kundenansprache zeigt sich laut den Verantwortlichen unter anderem an der positiven Umsatzentwicklung seit Anfang diesen Jahres.

Doch bei aller positiver Grundstimmung, die Ansage von Geschäftsführerin Claudia Hofmann ist so klar wie ernüchternd: “Es gibt zwar einen Trend nach oben, aber über den Winter kommen wir so nicht.”

Rund 65 Gesellschafter waren der Einladung gestern Abend in den Gasthof Köck nach Gmund gefolgt. Vor allem auf die zahlenmäßige Entwicklung des Dorfladens waren die gespannt. Und nicht zuletzt auch auf den echten Finanzierungsbedarf.

Rund 65 Gesellschafter waren in den Gmunder Gasthof Köck gekommen.

Bei der letzten Sitzung hatte die Führungsmannschaft zwar durch gutes Catering geglänzt. War aber für ihre schlechte Kommunikatonspolitik in die Kritik geraten. “Wenn jemand Geld will, muss er auch sagen wieviel und was er damit machen will,” so die klare Meinung aus den Reihen der Gesellschafter.

Umsatz im Sommer bei 27.000 Euro pro Monat

Die aktuellen Zahlen zeigen, dass ein positiver Trend erkennbar ist. Von Januar bis Juli diesen Jahres stieg der Umsatz kontinuierlich. Im Juli lag er dann bei 27.000 Euro. Für den August liegen noch keine aktuellen Zahlen vor.

Die Gründe für die Entwicklung könnte man im Sortiment suchen. Das wurde in den letzten Monaten nach und nach reduziert und vor allem auf regionale Produkte umgestellt. Die Inneneinrichtung wurde angepasst, der Mittagstisch eingeführt.

Doch tatsächlich ist der Warenkorb eines durchschnittlichen Einkaufs mit knapp sieben Euro stabil geblieben. Die Umsatzsteigerung ist somit hauptsächlich auf die von Touristen stark frequentierte Sommerzeit zurückzuführen.

Ohne Touristen sind auch die Umsätze wieder rückäufig

Da die Hauptsaison nun vorbei ist, gehen auch die Umsätze laut dem Marktleiter kontinuierlich zurück. Ohne oder mit Touristen, der Umsatzsprung ist laut Claudia Hofmann trotdem zu gering, um den langen Winter zu überstehen.

“Wir sind schon zwei mal knapp an der Insolvenz vorbei geschrammt. Und derzeit fehlt uns einfach die Liquidität für die nächsten langen Monate.”

Die Konsequenz ist eine weitere Finanzspritze. Mindestens 20.000 Euro, besser 30.000 Euro müssten es laut Hofmann schon werden. Aufbringen sollen die Summe die bestehenden beziehungsweise neuen Gesellschafter.

Dabei sind, laut Steuerberater Michael Benna, das größte Problem nicht mal der absolute Umsatz, sondern eher die Personalkosten. Mit rund 28% des Umsatzes sind diese immer noch um 10% zu hoch. Dorfläden hätten im Schnitt Personalkosten von 16-18%, so Benna in seiner kurzen Analyse.

Und so ist auch der Rückzug von Claudia Hofmann von ihrem Geschäftsführerposten eher als Kostenmaßnahme zu werten. Bis Ende des Jahres plant Hofmann Ihren Rückzug. Sie glaube nachwievor an den Dorfladen, so Hofmann. Aus dem Grund möchte Sie sich auch weiter ehrenamtlich für den Dorfladen einsetzen und wie bisher die Buchhaltung übernehmen.

Hofmann ist nicht die einzige, die geht. Neben der aktiven Geschäfsführerin wurden weitere Mitarbeiter eingespart. So dass ab Oktober nur noch ein Vollzeitangestelter, drei Teilzeitkräfte und eine Hand voll ehrenamtlicher Helfer den Dorfladen am Laufen halten. Vor einem Jahr waren es noch 14 bezahlte Kräfte, drei Vollzeit und elf Teilzeit.

Die Gemeinde möchte nicht weiter investieren

Als sehr unwahrscheilich bezeichnete der ebenfalls anwesende Gmunder Bürgermeister Georg von Preysing, dass die Gemeinde weiteres Geld in den Dorfladen zuschießen wird.

Von Preysings Meinung: “Ein Geschäft muß sich selbst tragen können. Wenn wir den Dorfladen weiter finanziell unterstützen, bekommen wir ein Problem mit den anderen Läden, die ebenfalls um ihre Existens kämpfen müssen.”

Trotzdem möchte der Bürgermeister über das Thema auf der nächsten Gemeinderatssitzung abstimmen lassen.

Neuer Pächter – die Rettung?

Ganz zum Schluß eröffnete Johann Schmid, einer der Hauptgesellschafter, dass es einen konkreten Interessenten aus dem Tal gibt, der den Laden als Pächter übernehmen möchte. Neben der Möglichkeit einer ausreichenden Finanzierung ist das die derzeit wahrscheinlichste Option, um den Dorfladen vor einer Insolvenz zu bewahren.

Wer oder was und vor allem zu welchen Konditionen, das konnte Schmid am gestrigen Tag nicht sagen. Die Gesellschafter gaben allerdings grünes Licht für erste Gesprächen mit dem möglichen Interessenten.

Da die Alternativen nicht sehr groß sind, müssen die Gespräche, genau wie die Suche nach solventen Investoren schnell geführt werden. Denn es kann sein, dass in der jetztigen Situation alles ganz schnell gehen muß. Eine Insolvenz will zwar keiner, doch die Optionen sind überschaubar. Die finanzielle Situation ebenso. Eine schnelle Entscheidung, vielleicht noch in diesem Monat, wird immer wahrscheinlicher.

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