Grant, Gaudi, Geschmack

„Grant ist die Antwort des Südens auf die Dummheit der Welt.“ Mit seinem dritten Buch und Nachfolger „Stenz“ will Thomas Grasberger Talbewohnern den Blues und die Lust des Südens einhauchen.

Das Programm der anstehenden Kunst- und Kulturtage bringt noch mehr mit: Herbert Pixner, die Unterbiberger Hofmusik sowie Doctor Döblingers Kasperltheater. Glei Kartn hoin – sonst wer ma grantig!

Thomas Grasberger hat in seinen beiden Büchern Erstaunliches herausgefunden.

Zynisch. Wuid. Geschmackvoll. So könnte man das Programm der diesjährigen Kunst- und Kulturtage zusammenfassen. Vorsitzende Gabriele Schultes-Jaskolla vom Förderverein Kunst und Kultur legt Wert darauf, dass das Publikum gefordert und gefördert wird:

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Kultur hat den Auftrag, dass man auch mal was anschaut, was man noch nicht kennt!

Im Vorfeld sucht sie also nicht nur die Künstler aus, die ihr selbst gut gefallen, sondern auch welche, die bewusst einen gewissen Überraschungseffekt auf die Leute im Tegernseer Tal ausüben sollen.

Zynisch

Wer könnte sich besser dazu eignen, dem hiesigen Publikum alles über die „Grantologie“ und das „Aufreißen“ zu vermitteln, als Autor Thomas Grasberger. Frei nach dem Motto „ko dia doch wurscht sei, ob I mei Abi schaff’“, hat er bereits in seiner Vita eine auffallende Eintragung stehen: „1974 bis 1985: Kreisgymnasium, mit Unterbrechung 1983/84 wegen vorübergehender freiberuflicher Tätigkeit bei der Müllabfuhr und auf Baustellen.“

Aufgewachsen auf einem der schwärzesten Flecken Bayerns – dem Wallfahrtsort Altötting – hat er die alt- und niederbayerische Seelenlage quasi mit der Muttermilch aufgesogen. Wer noch nie in Altötting war, weiß beispielsweise Dinge nicht wie die, dass man sich dort lebensgroße Kreuze leihen und auf den Rücken schnallen lassen kann, die man dann – sozusagen aus Büßermanier – über den Kapellplatz tragen kann.

„Grant“ – wer Bayern verstehen will, kommt nicht drumrum

Wer aber in Altötting aufgewachsen ist, so wie Thomas Grasberger, bei dem scheint einem schon recht einleuchtend, dass er den „Grant“ als unverzichtbares Überlebensmittel in allen Lebenslagen sieht, um weiterhin ans Gute im Menschen zu glauben. Ist es doch mehr als ein bayerisches Gefühl, eben: „Die Antwort des Südens auf die Dummheit der Welt.“ Um ebendiese Antwort – die sich häufig gegen die Obrigkeit richtet – geht es in Grasbergers drittem Buch, aus dem er im Rottacher Seeforum lesen wird. Hier schon mal eine kurze Leseprobe:

Sei Ruah – seine Ruhe – sagt man, will er vor allem haben, der Baier. Und so wehrt er sich meist nicht offen, sondern schimpft und raunzt gern vor sich hin; gegen die da oben, die Großkopferten.

In der kurzweiligen Lektüre geht es um Jennerwein und Räuber Kneißl. Um die Wittelsbacher und Peter Gauweiler. Um die CSU und die Hanns-Seidel-Stiftung. Und natürlich darum, wie tief er schwärt – der Berliner Stachel – irgendwo im Hinterteil des Homo bavaricus. Was wäre Bayern ohne seinen tiefen Drang, unabhängig zu sein von allen Anderen – vor allem auch vor der Dummheit der Welt!

Der „Stenz“ – mehr als ein brünftiger Liebes-Yeti

„A bisserl was geht alleweil!“ Wer kennt ihn nicht, den Spruch vom „ewigen Stenz“, dem „Monaco Franze“. Einzigartig verkörpert diese Rolle in zehn Episoden der Münchner Helmut Fischer. Und deutet damit an, dass zum „Stenz“ mehr dazu gehört, als ein wildernder Wiederholungstäter nach Feierabend, den zwar stets die holde Weiblichkeit lockt, der aber im Grunde auch den Hafen der Ehe schätzt.

Hat dies auch Autor Grasberger erkannt? Scheint so: „Der Stenz ist kein prolliger Aufreißertyp, der die Mädels klarmacht… Der echte Stenz braucht Fantasie, Witz, Schlitzohrigkeit und immer auch den Hang zum Höheren.“ In seinem vierten Buch beschreibt er auf 277 Seiten, was genau diesen männlichen Menschenschlag ausmacht. Eine kurze Leseprobe gibt es hier:

Der Fremde blickt gelegentlich mit Erstaunen und Bewunderung auf diese Männer aus den Bergen, in kurzen Lederhosen, mit bloßen Knien wie Fußballer. Wer schon einmal einen dünnwadligen Norddeutschen in Lederhosen gesehen hat, weiß, was an dieser Stelle gemeint ist. Aber wie mag er en détail ausgesehen haben, unser brünftiger Liebes-Yeti von damals? Das bairische Urviech war also schon eine Art Proto-Stenz.

So zart wie die Umschlagfarben – in hellblau und rosa – daherkommen, so zynisch liest sich der Inhalt von „Grant“ und „Stenz“. Aber nicht von vorne bis hinten. Dazwischen liegen auch Passagen, die zum Nachdenken anregen. „Grant“ und „Stenz“ sind zwei Bücher, bei denen man nicht bereut, sie gelesen zu haben. Zur Autoren-Lesung im Rottacher Seeforum am 28. Mai spielen die „Burzbichler Musikanten“ frisch und frech auf.

Wuid

Von Altötting nach Südtirol: Von dort kommen Herbert Pixner und seine Musiker, die am 29. Mai auf ihrer Bayerntour Halt im Rottacher Seeforum machen. „Bayerntschäs“ heißt eines ihrer Alben. Die GEO hat treffend zusammengefasst, was einen auf Pixner-Konzerten erwartet:

„Was Paganini an der Geige war und Hendrix an der Gitarre, das ist Herbert Pixner an der Ziach, der Steirischen Harmonika, einem Instrument, geschaffen, Schunkelmusik zu spielen. Doch Pixner spielt Blues und Jazz und Niedagewesenes: Landler, die nach Jugend und Rebellion klingen.

Angeführt wird das „Quattro“ – so heißt auch das neue Programm – vom gebürtigen Meraner Komponisten und Multiinstrumentalisten Herbert Pixner. Der sich unter anderem auf der Diatonischen Harmonika, der Klarinette, der Trompete und dem Flügelhorn ausdrücken kann.

Geschmackvoll

Im vergangenen Jahr war es schon geschmackvoll. Bestimmt wird das neue Doctor-Döblinger-Programm „Kasperl und die große Freiheit“ nicht minder „schmecken“. Seit 20 Jahren begeistert das Duo aus Josef Parzefall und Richard Oehmann die bayerischen Kinder.

In diesem Jahr geht es darum, dass sich die Prinzessin Heike nach mehr Freiheit sehnt. Denn davon besitzt der Kasperl in rauen Mengen und das stinkt der Heike. Doch als sie zusammen mit Kasperl das wilde Leben im Wald kennenlernen will, lauern dort die Gefahren des harten wirklichen Lebens.

Geschmackvolles für Bayern: Richard Oehmann und Josef Parzefall werden jedenorts gespannt erwartet. Foto: Uli Scharrer

Bevor das eigentliche Stück starten kann, kommt bestimmt wieder das, was Doctor Döblinger für viele ausmacht: Das Publikum wird mit einbezogen. Polizist Wirsching wird vielleicht auf der Bühne erscheinen und – wie im letzten Jahr – fragen, was es denn jetzt eigentlich zum Essen geben könnt’.

Ein paar „Feinde“ wird’s bestimmt wieder geben. Eins scheint aber auch wahrscheinlich: ein Happy End. Das Erstaunen kann man anschließend mit nach Hause nehmen, wie die Stimmakrobaten Oehmann und Parzefall all die Personen so charakteristisch darstellen, dass man sofort erkennt, wer da jeweils gerade spricht. Oiso – ned lang wart’n. Sondern lauf’n nach de Kart’n!

Hier noch eine Übersicht über die Veranstaltungen der 19. Rottacher Kunst- und Kulturtage. Alle Veranstaltungen – bis auf die Schifffahrt – finden im Rottacher Seeforum statt:

28. Mai, 14.30 Uhr (Einlass: 14 Uhr)
Doctor Döblingers
geschmackvolles Kasperltheater

28. Mai, 20 Uhr
Lesung „Grant“ und „Stenz“
mit Autor Thomas Grasberger

29. Mai, 20 Uhr
Herbert Pixner und Musiker

30. Mai, ab 19.30 Uhr
(Einstieg: ab 19.15 Uhr, Rückkehr an der Anlegestelle Rottach-Egern Warmbad)
Abendliche Schiff-Rundfahrt mit den Hinterberger Musikanten

31. Mai, 20 Uhr
Unterbiberger Hofmusik – Dialog der Kulturen

Karten-Vorverkauf über die Tourist-Info Rottach-Egern, persönlich oder telefonisch unter 08022-6713-41. Oder im Internet unter www.muenchenticket.de

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