Dabei setzte Festivalleiter Dieter Nonhoff bei der Eröffnungsveranstaltung auf ein bewährtes Orchester und auf einen jungen Senkrechtstarter. Und dieser konnte, trotz akustischer Schwächen, überzeugen.
Seit mittlerweile einem Vierteljahrhundert bringt das Musikfest Kreuth erstklassige internationale Künstler an den Tegernsee, die Musikliebhaber aus dem Landkreis und auch von weiter her mit Können und Virtuosität erfreuen.
Im Laufe der Jahre haben Musikgrößen wie Svjatoslaw Richter und Martha Argerich in Wildbad Kreuth gespielt und so den guten Ruf des Festivals mitbegründet. Bis heute präsentiert das Musikfest eine Mischung aus bekannten, bereits etablierten wie auch jungen, aufstrebenden Künstlern.
Dem Anspruch der Gründer verpflichtet
Als der russische Stargeiger Oleg Kagan und seine Frau, die Cellistin Natalia Gutmann, das Festival im Jahr 1990 gründeten, hätten sie sich diese Bekanntheit sicher nicht träumen lassen. Die Musiker, die mit ihnen in Wildbad Kreuth spielten, waren bereits in der Kammermusikszene etabliert. In Kreuth traten sie aber ohne Gage auf – aus Freundschaft zu den beiden Veranstaltern. Heute ist das Kammermusikfestival auch international beachtet und geschätzt.
Seit 2013 leitet Dieter Nonhoff die Veranstaltungsreihe und aus dem „Oleg Kagan Musikfest“ wurde das „Internationale Musikfest Kreuth am Tegernsee“. In seiner Eröffnungsrede am Freitagabend erinnerte er an das Credo des Festivals „Große Musik an magischem Ort“, was auch auf den aktuellen Veranstaltungsort zutreffe.
Er dankte den diversen Unterstützern, ohne die das Musikfest nicht möglich wäre, und versprach, dass man weiterhin für Sternstunden des Musikerlebnisses sorgen werde. „Wir fühlen uns dem hohen Qualitätsanspruch der Gründer verpflichtet“, erklärte Nonhoff.
Eröffnungskonzert in neuer Location
Das 25-jährige Jubiläum des Musikfestes wurde dann auch mit einer Premiere eingeläutet: Erstmalig fand das Eröffnungskonzert in der Bachmair-Weissach-Arena statt. Die neu gebaute Eventhalle ist auf dem neuesten Stand der Technik und dank guter Akustik auch für Konzerte geeignet, davon konnten sich am Freitag die Zuhörer überzeugen.
Darüber hinaus bietet die Bühne Platz genug für größere Besetzungen, wie das Münchener Kammerorchester, das an diesem Eröffnungsabend spielte. In puncto Ambiente bedeutete der neue Veranstaltungsort eine Umstellung für die zahlreichen Stammgäste des Musikfestivals. Trotzdem genossen viele die Aufführung – darunter auch zahlreiche bekannte Gesichter aus Kultur, Politik und Wirtschaft.
Abwechslungsreicher Abend mit Beethoven
Zum Auftakt an diesem Eröffnungsabend spielte das Münchener Kammerorchester Ludwig van Beethovens Ouvertüre zum Schauspiel „Coriolan“ von 1807. Unter der Leitung von Daniel Giglberger wusste das Ensemble ebenso virtous wie souverän zu begeistern. Nach dieser Einführung eroberte der junge Pianist Igor Levit mit Beethovens Klavierkonzerten Nr. 2 B-dur op. 19 und Nr. 3 c-moll op. 37 die Zuschauerherzen im Sturm. Der Mittzwanziger gilt als aktueller Senkrechtstarter in der Klassikszene.
Seit seinem achten Lebensjahr lebt der gebürtige Russe in Deutschland. Die Musik Ludwig van Beethovens ist sein Spezialgebiet. So zeigte sich seine Interpretation an diesem Abend klar und modern, ohne kühl zu wirken. Im einen Augenblick kommunizierte er intensiv mit dem Orchester, um sich dann wieder ganz einem Solo hinzugeben. Die Liebe zur Musik Beethovens war in jedem Augenblick spürbar.
Die erstklassigen Darbietungen von Solist und Orchester wurden vom fachkundigen Publikum mit lang anhaltendem Applaus belohnt. Igor Levit gab noch eine Zugabe: Eines seiner Lieblingsstücke, das ihm besonders am Herzen liegt, ist die Sarabande aus der 4. Bach-Partita, die er gefühlvoll und farbenfroh gestaltete.
Kleine Abstriche mussten Musikfans wegen der nicht ganz perfekten Akustik machen, wodurch das Spiel teilweise etwas undifferenziert klang, abhängig vom Sitzplatz des Zuhörers. Dieser Umstand konnte aber den Musikgenuss insgesamt nicht nachhaltig trüben. Fazit: Ein gelungener Auftakt mit herausragenden Musikerleistungen.
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