Wohnraum in Holzkirchen? Das Rathaus verweist auf die Neubauten auf dem früheren Baywa-Gelände. Zwar werden dort einige Neubauten aus dem Boden gestampft. Aber die Wohneinheiten sollen als Eigentumswohnungen verkauft werden.
Falls sie später als Mietobjekte auf den freien Markt kommen, wird das Preisniveau eher gehoben sein. Das muss auch Robert Haunschild, der Geschäftsleiter der Gemeinde, zugeben. Denn für den Quadratmeter müssen schon die Käufer einiges berappen.
Auf zwei Säulen ruht das kommunale Wohnraumkonzept. Da gibt es zum einen die „Sozialwohnungsblocks“. Dabei handelt es sich um rund 150 Wohneinheiten. Dort einziehen kann aber nur, wer einen Wohnberechtigungsbescheinigung vorweisen kann. Und dieses Papier wird ausschließlich vom Landratsamt ausgestellt. Als Kriterien gelten unter anderem Einkommen, Familiengröße, Bedürftigkeit.
Sanierungsarbeiten als Schwerpunkt
Die zweite Säule ist die Baugenossenschaft Holzkirchen. In 17 Wohnanlagen verwaltet die Genossenschaft rund 240 Wohnungen in Eigenregie. Die Preise sind für oberbayerische Verhältnisse moderat. Bei rund 5 Euro liegen die Mieten für nicht renovierte Objekte, Wohnungen mit modernem Standard kosten 7 Euro pro Quadratmeter.
„Wir sind fast durch, nur zwei Blocks fehlen noch“, berichtet der Vorstandsvorsitzende Bernd Weinmann senior stolz. Gemeint sind die Renovierungsarbeiten. Seit 1991 werden Wohnhäuser aus den 50-er Jahren „ohne staatliche Bindung“ mit neuen Bädern, Heizanlagen und Wärmedämmung grundsaniert. Allein in den vergangenen sieben, acht Jahren seien über 7 Millionen Euro dafür ausgegeben worden, berichtet Weinmann,
Die Vorschläge, wer dort wohnen darf, kämen ebenfalls vom Landratsamt. Aber innerhalb dieses Spielraums könne die Genossenschaft auswählen, erklärt Weinmann, der lange Jahre im Gemeinderat aktiv und stellvertretender Bürgermeister war.
Bedarf ist groß
Neben älteren Bürgern mit knappen Budget bevorzuge die Genossenschaft alleinerziehende Mütter. Besonders freue ihn, dass vor kurzem ein junges rumänisches Ehepaar mit kleinem Baby eine Wohnung bekam: „Sogar die Einrichtung konnten sie vom Vorgänger übernehmen.“
Doch durch den Fokus auf die Instandsetzungen wurde der Neubau in den vergangenen 20 Jahren vernachlässigt. Sowohl Haunschild als auch Weinmann müssen zugeben, dass der Bestand nicht ausreichend ist. Allein bei den Genossenschaftlern stehen aktuell 130 Bewerber auf der Matte.
Deshalb überlege die Genossenschaft auf einem freiem, 1400 Quadratmeter großen Areal an der Birkenstraße mit Wohnanlagen zu bauen, das der Baugenossenschaft gehöre, so Weinmann. Angedacht seien kleinere Wohnungen mit bis zu 60 Quadratmetern. „Ideal für ältere Bürger oder Mitarbeiter von Kindergärten, die jetzt pendeln müssen“, sagt Weinmann. Im Oktober möchte er mit dem Bürgermeister und der Gemeinde erste Gespräche führen.
Gemeinde-Grundstücke als Joker
„Wir haben das Problem erkannt, uns ist klar, dass wir etwas tun müssen, und – drittens – verfügen wir sogar über Grundstücke“, bilanziert Haunschild von der Gemeinde. Eine Option könnte eine Verdichtung in der Baumgartenstraße sein. Noch nicht spruchreif sei zum Beispiel das Flachsfeld, wo bereits Baurechte bestünden.
Denkbar sei auch ein Ansatz, der unter dem vorherigen Bürgermeister Josef Höß (CSU) ins Gespräch gekommen sei. Nämlich gemeindeeigene Baugrundstück zumindest teilweise in den freien Verkauf zu geben, um mit dem Erlös kommunale Projekte zu fördern.
Als „eine der großen brennenden Baustellen“ sehen auch die Grünen die Wohnproblematik, so der Fraktionsvorsitzende Robert Wiechmann. Der Dritte Bürgermeister plädiert dafür, die Überlegungen zum Projekt „Kommunales Bauen“ dringend anzugehen. Am wichtigsten ist ihm Wohnraum für städtisches Personal zu schaffen, „damit wir qualifizierte Mitarbeiter bekommen“.
Als zweiten Ansatzpunkt sieht er eine Zusammenarbeit mit der Baugenossenschaft. „Gut ist, dass alle Fraktionen an einem Strang ziehen“, sagt Wiechmann, „wage sind allerdings noch die Punkte wie die Rechtsformen.“
Getreu der Grünen Philosophie plädiert er für eine Verdichtung innerorts: „Das Bauhofgelände hinter der Polizei und Feuerwehr ist in Gemeindebesitz und zudem zentrumsnah.“ Er spricht sich eindeutig für die Förderung des Mietsektors und „gegen die Subvention von Einheimischen-Programmen“ aus. Denn:„Wir wollen wohnen, nicht bauen ermöglichen“.
Einig ist man sich, dass die Gemeinde in Sachen Wohnraumbeschaffung aktiv werden muss. Dazu hat Holzkirchen mit dem Reservoir an eigenen Grundstücken einen Joker in der Hand. Nun dürfen die Bürger gespannt sein, ob die Sitzung im Herbst erste konkrete Ergebnisse bringt. „Wenn nicht der erste, dann macht es eben der dritte Bürgermeister“, verspricht Wiechmann.
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