„Man merkt den Druck der Firmen, qualifizierte Auszubildende zu bekommen“, erklärte Lehrerin Claudia Schreiner, die zusammen mit ihrer Kollegin Margarete Riedberger die Informationsveranstaltung organisiert hat. Deshalb werde das Interesse der Firmen, an der Messe teilzunehmen, immer größer. Die meisten Unternehmen kamen zudem mit den Ausbildungsleitern und Azubis, viele davon gingen früher auf die Realschule. „Das ist geschickt“, so Schreiner, „da hierdurch gleich ein besserer Kontakt entsteht.”
Die Firmen, die sich den neunten und zehnten Klassen präsentierten, kamen aus allen Bereichen: Banken, Hotels, Handwerk- und Gesundheitsberufe. Von Hexal bis hin zur Deutschen Bahn, der Bundespolizei und dem Finanzamt erstreckte sich das Informationsangebot. Außerdem dabei: Das Berufsschulzentrum Miesbach und die Berufsfachschulen der Region.
Nähe ist ein großer Vorteil
Ein Beispiel verdeutlicht die Relevanz solcher Veranstaltungen: Zehn Auszubildende in kaufmännischen Berufen und Informatik beschäftigt zurzeit die Holzkirchner Firma „OPED innovative Medizinprodukte“. „Zu uns kommen die Schülerinnen und Schüler ganz gerne“, meinte Ausbildungsleiterin Iris Meier nicht ohne Stolz.
„Unser Unternehmen ist bekannt und modern und wir haben unseren Standort in Holzkirchen.“ Dies seien große Vorteile. OPED nimmt für die kaufmännischen Berufe nicht nur Abgänger von der Realschule oder vom Gymnasium, sondern bewusst auch von der Mittelschule.
Wir haben derzeit einen hohen Einstellungsbedarf.
„Gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz gibt es derzeit beim Finanzamt“, erklärte Günter Haubner, Ausbildungsleiter der Behörde in Miesbach, der mit fünf Azubis zu der Infomesse gekommen war. „In den nächsten Jahren werden die geburtenstarken Jahrgänge, die „Babyboomer“, in Ruhestand gehen. Die müssen ersetzt werden.“ Rund 2000 Nachwuchskräfte bilden die Finanzämter in Bayern derzeit zu Finanzwirten aus.
„Viele Schüler haben den Kontakt zur handwerklichen Praxis nicht mehr und interessieren sich deshalb eher für einen Bürojob“, berichtet Lehrerin Schreiner, die in der Schule unter anderem für die Berufsfindung und -orientierung zuständig ist. Rund die Hälfte aller Abgänger der Realschule gehen zudem weiter auf die FOS. Umso schwerer ist es gerade für das Handwerk, junge Menschen für eine Berufsausbildung zu gewinnen.
Selbst Österreicher suchen hier Azubis
Dass dies auch für Österreich gilt, berichtet Herwig Schwaiger, Lehrer für Holztechnikum in Kuchl bei Salzburg. In seinem Institut haben sich 700 Betriebe der Holzwirtschaft zusammengeschlossen, um eine umfassende Ausbildung rund um das Holz zu ermöglichen. „Vier von unseren derzeit 36 Azubis stammen aus Deutschland“, so Schwaiger: “das brachte uns auf die Idee, hier teilzunehmen.”
Aber auch die Schulen kümmern sich inzwischen stärker darum, dass die Schüler eine passende Ausbildung nach dem Abschluss bekommen. „Auf dem Lehrplan stehen Bewerbungstraining, Berufsfindungskurse sowie Firmenpraktika. Dreimal jährlich kommt zudem eine Berufsberaterin“, erklärt Schweiger. So wird Schule dann wirklich eine Vorbereitung für’s “echte” Leben.
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