Bereits vor der Sommerpause hatte der Rottacher Gemeinderat die Termine für die verkaufsoffenen Sonntage im kommenden Jahr festgelegt. Eine Entscheidung, mit der die Gewerkschaft Verdi nicht einverstanden war.
So sei beispielsweise das Pferdeschlittenrennen knapp zwei Kilometer von den Läden in der Innenstadt entfernt. „Eine räumliche Nähe ist hier nicht zu erkennen“, so die Vertreter der Gewerkschaft. Zumindest für die Veranstaltung im Februar hat man nun eine Lösung gefunden.
Seit Monaten schwelte der Streit zwischen der Gemeinde Rottach-Egern und der Gewerkschaft Verdi. Der Rottacher Gemeinderat hatte sich zweimal für die vier verkaufsoffenen Sonntag ausgesprochen. Darunter auch der besonders in der Kritik stehende Sonntag am 9. Februar, an dem das Pferdeschlittenrennen stattfinden soll.
So erklärte die Gewerkschaft, dass Läden an einem verkaufsoffenen Sonntag nur im näheren Umkreis der Veranstaltung geöffnet bleiben dürfen. Und hier bestehe ein grundsätzliches Missverhältnis in Rottach, da das Pferdeschlittenrennen knapp zwei Kilometer von den Geschäften in der Innenstadt entfernt sei.
Rottach geht Kompromiss ein
Ein Argument, das der komplette Gemeinderat auf der letzten Sitzung im Oktober nicht nachvollziehen konnte. So erklärte CSU-Bürgermeisterkandidat Christian Köck, dass die Skisprungschanze in Garmisch auch sehr weit vom eigentlichen Ortszentrum entfernt sei. „Trotzdem öffnen zum Neujahrsspringen dort alle Geschäfte. Hier sollte eine einheitliche Regelung vorherrschen“, fand Köck.
Nun wurde zwischen den Parteien scheinbar ein Kompromiss erarbeitet, bei dem beide Seiten ihr Gesicht wahren können. So erklärte Bürgermeister Franz Hafner, dass der Sonntagsladenöffnung zugestimmt wurde. “Wir haben im Ort eine halbe Stunde Musik und begrüßen alle Besucher und bieten auch einen Shuttlebus an, für die die am Zentralparkplatz parken.”
Damit so Hafner, sei der räumliche Zusammenhang zwischen Zentrum und Veranstaltungsplatz gegeben und der verkaufsoffene Sonntag darf während des Pferdeschlittenrennens statfinden.
Ursprünglicher Artikel vom 23. Oktober mit der Überschrift: “Das ist der reine Wahnsinn”
Die verkaufsoffenen Sonntage entwickeln sich in Rottach zu einer unendlichen Geschichte. Jetzt hat sich auch das Landratsamt Miesbach eingeschaltet und will den Rottachern den geplanten Termin zum Pferdeschlittenrennen Anfang Februar verbieten.
Gemeinderat und Bürgermeister zeigen sich jedoch unbeeindruckt. „Wir akzeptieren das nicht“, so der allgemeine Tenor.
Bereits im Juli entschied der Rottacher Gemeinderat über die verkaufsoffenen Sonntage für das kommende Jahr. Wie schon in den zwei Jahren davor, wurden die Wochenenden rund um das Pferdeschlittenrennen, den Rosstag, der „Home and Garden“-Messe sowie dem Mountainbike Festival ausgewählt.
Verdi fordert Überprüfung
Anders als in den vorangegangenen Jahren regte sich im Nachgang allerdings Widerstand. Die Gewerkschaft Verdi hält die Ladenöffnungen an den genannten Tagen für unzulässig. Die Veranstaltungen seien zu weit vom Ortskern entfernt, als dass eine örtliche Nähe festzustellen sei. Daher sei eine Öffnung der Läden im Ortszentrum nicht gerechtfertigt.
Da die vorgebrachten Gründe die Gemeinde allerdings nicht zu einem Umdenken veranlassten, ließ die Gewerkschaft die Regelung vom Landratsamt überprüfen. Das Ergebnis dieser Überprüfung flatterte der Gemeinde nun vor wenigen Tagen ins Rathaus.
Pferdeschlittenrennen ohne örtlichen Bezug
„Wir müssen Ihnen leider mitteilen, dass der verkaufsoffene Sonntag beim Pferdeschlittenrennen aufgrund des fehlenden örtlichen Bezugs unzulässig ist. Es tut uns leid, dass wir Ihnen keine andere Antwort übermitteln können“, so der sinngemäße Wortlaut aus der Behörde.
Bürgermeister Franz Hafner reagierte auf der gestrigen Sitzung des Gemeinderates ungehalten über diese Antwort: „Ich finde das den reinen Wahnsinn.“ Er sei entsetzt darüber, dass das Landratsamt in dieser Sache der Gewerkschaft Verdi derart nachlaufe.
Verdi versucht doch nur verzweifelt, Gründe zu finden, um diese Regelung zu unterbinden.
Besonders ärgere ihn, dass in den Jahren davor keine Beanstandungen gekommen seien, obwohl sich die Rechtslage in keiner Weise geändert habe. Dabei fühlt sich der Bürgermeister auch in gewisser Weise benachteiligt.
Er sei sicher, dass das einzige Landratsamt in Deutschland, das so ein Verbot aussprechen würde, in Miesbach stehe. „Man braucht nicht glauben, dass beispielsweise in Sylt irgendwer nach vier Sonntagen fragt“, so ein sichtlich angefressener Hafner.
Veranstaltung nicht aufgeben
CSU-Bürgermeisterkandidat Christian Köck pflichtete ihm in dieser Sache bei und fand noch ein räumlich näheres Beispiel. Die Skisprungschanze in Garmisch sei auch sehr weit vom eigentlichen Ortszentrum entfernt. „Trotzdem öffnen zum Neujahrsspringen dort alle Geschäfte. Hier sollte eine einheitliche Regelung vorherrschen“, fand Köck.
Und auch sein CSU-Kollege Josef Lang erklärte sich nicht bereit, dem Verbot Folge zu leisten. „Ich finde, wir sollten die Veranstaltung nicht einfach so aufgeben. Zur Not sollen die Pferdeschlitten einen Einzug im Ortszentrum abhalten“, so Langs Vorschlag.
Auch die anderen Mitglieder des Rates waren nicht gewillt, die einmal gefasste Regelung wieder umzuwerfen, und sprachen sich erneut für den verkaufsoffenen Sonntag am Pferdeschlittenrennen aus. „Das war ja sogar einstimmig“, meinte ein etwas beruhigter Hafner abschließend.
SOCIAL MEDIA SEITEN