Heile, heile Regen

Heute schon aus dem Fenster geschaut? Müssen Sie nicht, wir übernehmen das für Sie. Ergebnis: Es regnet. Mal wieder. Ganz offensichtlich, der Sommer lässt zu wünschen übrig. Nicht ganz so schlimm, wenn man arbeiten muss. Nervig aber, wenn man Ferien oder Urlaub hat. Doch über’s Wetter schimpfen ist so Neunziger. Fünf Gründe, warum der Regen auch sein Gutes hat.

Regen auf See - derzeit kein seltener Anblick. Das aktuelle Bild ist von Michael Barth und zeigt das Hagelunwetter vergangenen Freitag, aufgenommen vom Prasserbad aus. http://www.itegernsee.de/
Regen auf See – derzeit kein seltener Anblick. Das Bild ist von Michael Barth von itegernsee.de

Fast pünktlich zum Ferienbeginn war es dann vorbei mit dem schönen Wetter. Darüber, dass die Sommerferien der bayerischen Schüler zumindest zum Ende hin gefühlte Herbstferien sind, lässt sich lange diskutieren. Fakt ist: Es ist so.

Regenwetter ist Indoor-Wetter und gerade wenn man am See oder inmitten vorstädtischer Alpenidylle wohnt – sprich im Landkreis Miesbach – ist es besonders ärgerlich, wenn die Sonne während der freien Zeit nicht scheint. Landkinder werden obligatorisch dazu erzogen, draußen zu spielen, der „Stubenhocker“ ist in vielen Landstrichen tatsächlich ein eher selten anzufindendes Individuum.

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Doch es hilft alles nichts – rauszugehen macht derzeit nur überschaubaren Spaß. Was also tun?

1. Die Heilsamkeit der Langeweile würdigen

Langeweile ist verpönt. Jemandem aufrichtig mitzuteilen, man langweile sich (soll ja vorkommen), ist ungefähr so sexy wie Nagelpilz. Busy zu sein hingegen steigert den eigenen Status enorm. Schlechtes Wetter, das gewissermaßen Synonym für Langeweile ist, bietet Anlass, dieses gesellschaftlich etablierte und zelebrierte Missverständnis zu überdenken. Psychologen sind von der Heilsamkeit der Langeweile überzeugt: Diese fördert die eigene Kreativität. Ohne äußere Ablenkung und medial bedingte Reizüberflutung kann man sich einfach auch mal mit sich selbst beschäftigen. Runterkommen. Frieden finden. Ruhe genießen. Früher hieß das: Die Seele baumeln lassen. Heute würde man sagen: #offline.

2. In andere Welten tauchen

Man muss sich den Regen nicht schönreden. Und den Sommer nicht schlecht. Differenzieren sollte man trotzdem: Über den Sommer verliert ja kaum jemand ein böses Wort, fast scheint er sakrosankt. Dabei können all die Hitze und der Sonnenschein auch anstrengen: Die innere Rennsemmel ist los, man ist wepsig. Gutes Wetter macht ein schlechtes Gewissen – wenn man nichts tut. Dem Sommer lässt sich somit eine gewisse Ungemütlichkeit attestieren.

Ganz anders hier der Regen: Er – Vorsicht Metapher – trieft geradezu vor Gemütlichkeit. Er lädt dazu ein, ohne allzu viel Weltschmerz den stereotypischen Strand mit dem behaglichen Ohrensessel (oder alternativ der Couch oder dem Bett) zu tauschen und dort in ganz andere Welten abzutauchen. Unser Tipp: Einfach mal ein gutes Buch aufschlagen. Derzeit der Renner: Der jüngste Roman von Dave Eggers, Der Circle. Wird in den Feuilletons eifrig diskutiert, geht um die Macht eines Google-ähnlichen Superkonzerns. Spannend. Aufregend. Zukunftsweisend. Lässt ein paar Regentage garantiert unbeschadet vorüberziehen. Und der Sand am Strand klebt sowieso nur unangenehm auf der eingecremten Haut.

3. In die Röhre gucken

Nur weil schlechtes Wetter ist, muss man nicht dumm aus der Wäsche gucken. In die Röhre aber schon: Auch wenn der Tipp fernzuschauen zunächst nicht als der pädagogisch wertvollste erscheint (klar, man könnte stattdessen auch Hölderlin lesen), gibt es Bedarf, das alte Vorurteil vom ‚bösen Medium Film’ zu überdenken. Denn auch wenn das klassische Englisch-Essay-Thema „Books are for intellectuals, films for the rest“ noch nachhallt, nicht alles jenseits von Goethe ist Schund. Auch Filme und Serien sind Kulturgut. Abiturienten, die ein medienwissenschaftliches Studium anstreben, könnten sich während all der Regenwochen ein cineastisches Wissen aneignen, das ihnen nochmal zugute kommen wird.

Sich durch die Filmgeschichte zu gucken ist genauso wertvoll wie sich durch die Literaturgeschichte zu lesen. Ob Alfred Hitchcock, Charles Chaplin oder Orson Welles, jenseits von Twilight gibt es viel zu entdecken. Und wen es spontan ins Kino zieht: Diese Woche treibt Scarlett Johannson als Lucy ihr Unwesen. Gedopt kann sie ihr gesamtes Gehirn nutzen und sorgt für jede Menge Action. Auch hier ganz klar: Kuschliger sind die Kinosessel bei Regenwetter allemal.

4. Indoor-Sport treiben

Natürlich packt einen der Bewegungsdrang auch oder gerade bei schlechtem Wetter. Vor allem, wenn man die oben benannten Tipps beherzigt und alle Filme von Hitchcock, Stanley Kubrick oder Andrei Tarkovsky gesehen hat. Wenn einmal die Aueralm hoch ohne garantierte Erkältung danach nicht geht, dann muss man sich eben anders austoben.

Unser Tipp: Klettern in der Halle. Geht besonders gut in Tölz, in absehbarer Zeit auch in Weyarn und verspricht Alpinfeeling, ohne auf dem Berg zu stehen. Für die Kleinen unter uns gibt es in Bad Wiessee eine Spielarena, sozusagen ein IKEA-Småland in XXL mit überdimensionalem Walfisch, allerdings ohne Hot Dogs. Sollte zu verkraften sein.

5. Durchschnaufen

Nach dem Gewitter ist die Luft am besten. Und überhaupt bietet das Wetter die Möglichkeit, tief Durchzuschnaufen – nicht nur im physischen, sondern auch übertragenen Sinn. Für das konventionelle Wort Entspannung haben sich inzwischen Anglizismen inflationär verbreitet: Chillen, Relaxen, Wellness … die braucht es alle nicht. Entspannung hat keinen coolen Anstrich nötig, sie ist schlichtweg notwendig.

Das kann man im Landkreis besonders gut. Nicht jammern also, dass im Sommer Saunawetter herrscht, sondern einfach in die Sauna gehen und innerlich aufheizen. Das geht zum Beispiel in der Seesauna am Tegernsee oder in Schliersee. Wer will, kann sich auch einen ganzen Tag Day Spa gönnen. Geht in vielen Hotels wie Das Tegernsee oder der Überfahrt. Hilft ungemein, wenn man auftanken will.

Unser Fazit: Auch wenn der August schon halb vorbei, Bad Wiessee nicht New York mit tausend Museen und Warngau nicht Las Vegas mit hunderten von Casinos ist, gilt das Motto: nicht verzagen! Spätestens zur Wiesn ist das Wetter sowieso bombig. Nur ein Grund, warum der Herbst sein Gutes hat.

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