Bis es in Sachen Geothermie in Holzkirchen weiter geht, wird es noch ein paar Wochen dauern. Denn erst nach der Sommerpause kann der Gemeinderat über die ersten Bohrungen entscheiden. Die Ausschreibungen dafür waren Mitte Juli abgelaufen. Einen Monat werde die Auswertung der Angebote dauern, hieß es damals aus dem Rathaus.
Doch das Projekt stößt vor allem wegen seiner Kosten von geschätzten 40 Millionen Euro bei einigen Bürgern auf Kritik. Allein die Kosten für die erste Bohrung sind auf 10 Millionen Euro angesetzt. Dabei gibt es keine hundertprozentige Sicherheit, dass die erhoffte Menge an Strom und Wärme mit der Molasse-Schicht unter Holzkirchen überhaupt erreicht werden und das Kraftwerk wirtschaftlich realisiert werden kann.
Leserkommentare bezeugen Angst vor dem Wagnis
Das weckt Ängste: “(Das Geothermieprojekt) wird die Pro Kopf Verschuldung der Marktgemeinde ins unermessliche steigen!” Die Marktgemeinde werde dadurch in den Ruin getrieben, schreibt ein Leser, und weiter: “Künftig werden wohl alle Projekte der Geothermie geopfert!”. “Wann werden Straßen repariert, gibt es Geld für Vereine und Kultur?”, fragt ein anderer.
Einsparungen bei einem Misserfolg schließt Bürgermeister Olaf von Löwis auf unsere Nachfrage tatsächlich nicht aus. “Einsparungen bei anderen Investitionen müssen sich an ihrer Bedeutung für die Bevölkerung messen lassen”, schreibt er. Die Aufgabenerfüllung der Gemeinde sei “auch bei einer Nichtfündigkeit nicht wesentlich gefährdet”. Bei einem Erfolg erhalte die Gemeinde aber regelmäßige Ausschüttungen.
Mehr Transparenz? Mehr Sachlichkeit? Alles da!
Bezüglich der Schulden verweist von Löwis auf die Bedingungen, zu denen Kredite vergeben werden. Der Kreditmarkt sei gerade sehr günstig und biete gute Voraussetzungen.
“Bedenklich halte ich (…) das Fehlen von ausreichender Transparenz (…) und der fehlenden Bürgerbeteiligung. Den ehrgeizigen Zeitplan des abgeänderten Projektes , statt solider Gründlichkeit und Planung”, kommentierte ein weiterer Leser.
Vorwürfe, die laut von Löwis nicht begründet sind: “Die Bürgerinnen und Bürger waren über alle Schritte bis zur Entscheidung pro Geothermie über die lokalen Medien und unser Gemeindeblatt sowie unsere Homepage zeitnah informiert”, schreibt er. Die Rückmeldungen aus der Bürgerschaft bestärkten die Gemeinde zudem in dem Weg, dass der Gemeinderat über die Geothermie entscheiden solle, weil dieser seit vielen Jahren umfassend darüber informiert sei.
Der Wechsel von Strom zu Wärme
Auch dem Vowurf eines “ehrgeizigen Zeitplans” erteilt er eine Abfuhr: “Der Entscheidungszeitpunkt war gut vorbereitet und abgewogen und keineswegs vorschnell.” Allerdings sinke die Einspeisevergütung ab dem Jahreswechsel 2017/2018. Daher müsse der erwartete Strom ab einem vorherigen Zeitpunkt ins Netz eingespeist werden.
Beim ersten Konzept habe man vor allem Strom erzeugen wollen: “Dies hätte jedoch zwangsweise zu hohen Förderraten mit erheblichen Problemen für die Pumpen geführt”, so von Löwis. Das neue Konzept sieht dagegen geringere Förderraten vor und beruht auf einer kompletten Nutzung für die Fernwärme:
In den Zeiten des geringeren Fernwärmebedarfes jedoch wird die zur Verfügung stehende Wärmeleistung in einen angekoppelten Stromprozess geleitet. Dieser kleinere Umfang bei der Stromproduktion trägt dennoch über die Jahre maßgeblich zur Finanzierung bei.
Eine Leserin forderte ein zweites Gutachten. Dieses habe dem Gemeinderat bei der Beurteilung auch vorgelegen, schreibt von Löwis. Die beiden Gutachten sähen eine Fündigkeit zwar nicht zu 100 Prozent vor: “Wir haben aber eine sehr aussagekräftige Datenmenge aus den früheren Erdölbohrungen, der 3D-Seismik und den beiden Gutachten zur Verfügung.”
Und ein Leser befürchtet, dass Holzkirchen gerade an einem anderen Projekt Vollgas geben sollte: “Ich fände es besser wenn Holzkirchen erstmal die Glasfaserversogung der Gewerbegebiete fertigstellt statt wieder eine neues Projekt zu starten”, schreibt er. Doch diese werde durch die Geothermie nicht negativ beeinflusst, so Löwis.
Das Glasfaserkabel und die Geothermie
Beide Projekte gleichzeitig durchzuführen, habe dagegen sogar Vorteile: “Wirtschaftlich gesehen ist die Breitbandversorgung sehr stark von den Tiefbaukosten abhängig. Um doppelte Kosten zu vermeiden ist von den Gemeindewerken eine gemeinsame Verlegung von Fernwärme- und Glasfaserleitungen vorgesehen.” Gebiete, in denen mittelfristig keine Fernwärmeerschließung vorgesehen ist, würden dabei gesondert berücksichtigt.
Außerdem ist das Gewerbegebiet Nord in Föching seit längerem am Netz. Einzelne Hausanschlüsse im Gewerbegebiet Ost sind ebenfalls bereits erstellt. Weitere werden folgen, so der Bürgermeister: “Ergänzend sei darauf hingewiesen, dass auch die Telekom mit Vollgas den Ausbau ihres Glasfasernetzes vorantreibt. Bis zum Jahresende sollen alle Haushalte in Holzkirchen durch die Telekom entsprechend bedient werden können.”
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