Zwei Künstlerinnen und drei Künstler aus dem Landkreis Miesbach stellen derzeit ihre Werke in der Galerie Kunstturm in Wolfratshausen aus. Es folgt ab 13. Juni eine vierköpfige Künstlergruppe.
„Wir wollen landkreisübergreifend Kontakte ausbreiten“, erklärt Eckhard Rocholl das Vorhaben, zu dem er neben seiner Frau Sabine Berger-Rocholl Magdalena Nothaft sowie Michael Martensen eingeladen hat. Zudem sind die Arbeiten des verstorbenen Schlierseer Malers Peter Loew in Wolfratshausen zu sehen.
Er habe bei einem Spaziergang in Wolfratshausen die Galerie entdeckt, sagt der Warngauer Künstler. In einem ehemaligen Buchladen hat der Sohn der Inhaber und jetzige Eigentümer der markanten und bekannten Immobilie, John Schille, mit dem Wolfratshauser Künstler Hamit Cordan und dem ehemaligen Vorsitzenden des Vereins „Lebendige Altstadt Wolfratshausen“ Hans-Werner Kuhlmann eine Galerie gegründet. Der Kunstturm in Wolfratshausen solle „künstlerischer Mittelpunkt der Altstadt und zentraler Treffpunkt für Künstler und Kunstfreunde bleiben“, heißt es auf der Webseite.
Jetzt also sind die „Tegernseer“, wie es beim Kunstturm heißt, zu Gast, denn die fünfköpfige Gruppe hat sich aus dem Projekt „Hibatzld“ herausgeschält, das mehrfach im Rinderstall von Gut Kaltenbrunn ausstellte, wobei Eckhard Rocholl und Klaus-Peter Frank die Organisatoren waren. Auch bei der aktuellen Ausstellung kuratierte Eckhard Rocholl und meint, dass sich die drei Maler in ihrer sehr unterschiedlichen Sichtweise gut ergänzen.
Bilder von Eckhard Rocholl. Foto: Eckhard Rocholl
Einen starken Kontrast bilden die großformatigen farbig opulenten Bilder von Michael Martensen zu den reduzierten Werken von Peter Loew. „Und ich stehe mit meinen Aquarellen in der Mitte“, meint Eckhard Rocholl.
Nachdem Michael Martensen früher eher abstrakt malte, geht er heute in die Richtung des Expressionismus. Seine Bilder erinnern mit ihren ausdrucksstarken Linien, ihrer Farbigkeit und Inhalten intensiv an Egon Schiele.
Fugenbilder von Peter Loew. Foto: Eckhard Rocholl
Peter Loew ist mit seine berühmten „Fugenbildern“, die seine Liebe zur Bachschen Fuge auf das Papier bringen, vertreten. Der 2012 verstorbene Schlierseer Maler war Mitglied der Akademie in München und hatte eine große Doppelausstellung im Jahr 2020 in Miesbach und Holzkirchen.
Die überdimensional großen Aquarellarbeiten von Eckard Rocholl sind im Spannungsfeld dazwischen angelegt, zurückhaltend in der Farbigkeit, abstrahiert und dennoch Figuren erkennbar „changieren sie wie die Schuppen einer Forelle“, sagt der Künstler.
Skulpturen von Sabine Berger-Rocholl. Foto: Eckhard Rocholl
Sabine Berger-Rocholl fertigt aus Altpapier, -pappe und -holz ihre kleinen und mittelgroßen Skulpturen, die Raum lassen für eigene Assoziationen und Fantasie. Ganz anders die Skulpturen von Magdalena Nothaft, die gerade ihre Malerei im Atrium Holzkirchen ausstellt. Wie auch dort haben ihre dreidimensionalen Werke eine Aussage, oft politisch, zuweilen auch heiter-ironisch.
Skulpturen von Magdalena Nothaft. Foto: Eckhard Rocholl
In einer zweiten Gruppe, die sich aus „Hibatzld“ kristallisiert hat, werden ab 13. Juni Klaus-Peter Frank, Walter Franzen, Manfred Lenzer und Siegfried-Antonello Schwendtner im Kunstturm Wolfratshausen ausstellen. Der Otterfinger Fotograf hat dafür den Flyer und das Plakat erstellt.
Plakat für die 2. Gruppe. Design: Manfred Lenzer
Klaus-Peter Frank aus Bad Wiessee und Walter Franzen sind im Landkreis bekannt für ihre großformatigen abstrakten Werke, wobei sie sich in ihrem Stil stark unterscheiden. Klaus-Peter Frank hat die Technik der „Frankografie“ aus der Strappotechnik für sich weiternetwickelt. Damit kann er Bilder, in Hinterglasbild-Technik gemalt, auf andere Malgründe übertragen: Papier, Gaze, Karton oder Leinwand, auch auf speziell dafür präparierte Wände, in jeder Größe. Charakteristik der Bilder ist: Die dünne Farbschichtung und die feine Aufzeichnung der Arbeitsvorgänge in umgekehrter Abfolge.
Klaus-Peter Frank. Studiolo 2, Frankografie auf Leinwand. Foto: Klaus-Peter Frank
Walter Franzen trägt die Farbe mit Pinsel, Spachtel, Bürsten und Fingern auf, daneben benutzt er Sand, Holzteile, Bitumen, Stoffreste, Papier, auch aus antiken Büchern. Dieser Ansatz erlaubt es ihm neben seiner Intuition auch Überraschendes zuzulassen und so Strukturen und Formen spannender nebeneinader und übereinander so zu vereinen, bis es für ihn stimmig ist
Walter Franzen in seiner Ausstellung im Grünen Raum. Foto: Becky Köhl
Manfred Lenzer sagt: „Das Bild in der Fotokunst muss nicht etwas realistisch abbilden und gekonnt darstellen. Vielmehr soll das fertige Bild als ein ästhetisches Werk gesehen werden, welches in einen individuellen Dialog mit dem Betrachter treten kann.“
Seine Serie „Völlig losgelöst“ steht daher paradigmatisch für seine Kunstauffassung. Am Ende spielt keine Rolle mehr, welches Objekt dem Bild zugrunde liegt. Die Beziehung zwischen fotografiertem Objekt und dem daraus resultierenden Kunstwerk wird getrennt und es soll losgelöst von seinem Ursprung in seiner neuen ästhetik betrachtet werden.
In der Serie „Reduziert auf das Maximum“ werden den Bildern die feinen Details genommen, für die die Fotografie historisch steht. So entstehen reduzierte Landschaften und Stillleben, die zum Teil stark abstrahiert einer neuen Aussage zugeführt werden.
Manfred Lenzer: Atlantis. Foto: Manfred Lenzer
Der vierte im Bunde ist der Innsbrucker Maler Siegfried-Antonello Schwendtner, der auch bei „Hibatzld“ dabei war. Er sagt: „Ein Glücksfall war, dass ich Klaus-Peter Frank kennenlernte und dann mehr als zehn Jahre bei seinen pädagogischen Workshops die moderne Welt der Malerei studieren konnte.“
Diese Form der Malerei habe ihm dann auch die Grundlage gegeben, seine Bildfantasien mit der Musik zu verbinden (ein Zyklus über Bachs „ein Musicalisches Opfer“, ein Video zur simultanen Aufführung von Benjamin Brittens „War Requiem“, großformatige Bilder über die vierzehn Sätze von Mahlers letzten Symphonien, etc).
Irgendwann aber habe er wieder dem realen menschlichen Körper näherkommen wollen. Es sind in den letzten Jahren mehr als fünfzig Portraits in verschiedenen Techniken und Formen entstanden.
Siegfried-Antonello Schwendtner: Das Orakel ist zwiespältig und Girl Foto: Siegfried-Antonello Schwendtner
Die Reise aus dem Landkreis heraus beziehe sich auf viele Künstler, sagt Manfred Lenzer, denn immer wieder würden überregionale Ausstellungen von Kunstschaffenden aus dem Landkreis Miesbach bestückt. Für ihn ist die Präsentation im Kunstturm eine gelungene Sache, „auch wenn die Kosten nicht unerheblich sind“, wie er betont. Immerhin zahle man insgesamt für die sechs Wochen 3.000 Euro. „Aber dieses architektonisch schöne Haus hat vier Stockwerke und so hat jeder von uns seine eigene Etage.“ Während der Ausstellungszeit bis zum 4. Juli sind die vertretenden Künstler anwesend.
1. Gruppe: bis 09.06.2024, 2. Gruppe: 14.06. bis 04.07.2024, Do-So 14-18 Uhr. Galerie Kunstturm am Schwankl-Eck, Wolfratshausen.
Hinweis: Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im Online-Magazin KulturVision am 07.06.2024 | Ein Beitrag von Monika Ziegler.
SOCIAL MEDIA SEITEN