Holzkirchen wird 1.111 Jahre alt. Möglicherweise. Fast sicher. So hundertprozentig sicher ist man sich nicht, aber es wird doch immer wahrscheinlicher. Bereits im Juni dieses Jahres hatte Hans Widmann, Archivar des Marktes Holzkirchen, dem Gemeinderat von seiner Entdeckung berichtet. Als Beleg für das Alter der Gemeinde zieht Widmann eine Urkunde heran.
Es handelt sich dabei um eine Kaiserurkunde von 906, die der Karolinger „Ludwig das Kind“ in Holzkirchen ausstellte. Fraglich ist allerdings, ob es wirklich unser Holzkirchen ist. Denn eine andere Gemeinde im Nördlinger Ries nimmt die Urkunde ebenfalls für sich in Anspruch. Trotzdem entschlossen sich Bürgermeister und Gemeinderat mit der Planung zur 1.111-Jahr-Feier zu beginnen.
Ein Wagnis?
Hans Widmann weiß, dass man sich hier auf die Interpretation von Indizien verlassen muss. Der Archivar:
Es bleibt auf jeden Fall spannend. Als wirklich gesichert im Sinne von beweisbar kann man allerdings die ganze Sache nicht betrachten.
Man könne nur anhand von Indizien, logischen Analysen und gesundem Menschenverstand das beschreiben, was man als das Wahrscheinlichste betrachteten kann. Es sei letztlich eine Indiziengeschichte und eine Zusammenfassung dessen, was in den letzten hundert Jahren von Historikern und Wissenschaftlern geschrieben und an Ansichten formuliert worden sei.
Und jetzt wird geplant
Bereits zwei Mal hat sich das Organisations-Team im Rathaus getroffen. Am 26. Oktober ist das nächste Treffen anberaumt, bei dem der Termin und Details zur Feier festgezurrt werden sollen. „Derzeit denken wir den Zeitraum vom 14. bis 16. Juli 2017 an“, erklärt Schirmherr des Festes und Bürgermeister Olaf von Löwis. „Inzwischen gibt es schon zahlreiche konkrete Projektideen und wir sind uns sicher, das besondere Datum mit einem abwechslungsreichen Programm feiern zu können.”
Ziel ist ein vielfältiges Programm mit Showeinlagen und Aktionen für die ganze Familie und für Besucher aller Altersgruppen.
Im Organisationsteam hat man schon sehr konkrete Ideen, wie die drei Tage ablaufen können. Der Fokus des Festes wird auf Kultur, Musik und Historie liegen, gleichzeitig sollen aber auch die Themen Zukunft und Moderne eingebunden werden.
Am ersten Tag wird das Fest auf Basis des SommerZaubers mit Marktständen und entsprechenden Erweiterungen, Aktionen des Einzelhandels und der Gastronomie sowie Aktionsstände von Vereinen und Organisationen gestaltet. Folgender Tag richtet sich verstärkt an Familien mit kleineren Kindern. Hier sind dann unterschiedliche Veranstaltungen der Kindergärten und Schulen, Aktionen der Feuerwehr oder historische Führungen und Geschichtsvorlesungen angedacht.
Am Abend ist eine Party inklusive Live Band geplant, diese steht zurzeit aber noch nicht fest. Der feierliche Abschluss steht ganz unter dem Motto “Tradition und Brauchtum”. So möchte man an dem Tag unter anderem einen ökumenischen Gottesdienst abhalten.
Mit eingebunden in die Feierlichkeiten sind Vereine und Institutionen aus den Bereichen Sport, Musik und Kultur, Bildung, Geschichte und Soziales. Darüber hinaus sind die Schulen, die Feuerwehr, die Kirchen, das Kulturhaus, die Polizei und viele weitere Beteiligte auf die unterschiedlichste Art und Weise in das Projekt involviert. Doch noch werden immer noch freiwillige Helfer gesucht, die bei der planerischen Arbeitsgruppe aktiv mitwirken möchten. Von Löwis:
Es soll einfach ein schönes Fest mit einer tollen Atmosphäre werden, der Zusammenhalt untereinander ist für ein solches Fest das A und O. Die Motivation ist auf allen Seiten sehr hoch. Ich bin mir sehr sicher, dass es eine sehr gelungene Veranstaltung für Groß und Klein wird.
Die Initiative „Holzkirchen Engagiert“ plant etwas besonders: “Holzkirchen im Quadrat”. Darunter kann man sich ein Aktions- und Mitmach-Format vorstellen, bei dem verschiedene Vereine und Initiativen sich engagieren und sich vorstellen. „Was wann und wo stattfindet wird noch im Organisationsteam diskutiert“, so Frank Strathmann, Vorstandsvorsitzender der Bürgerstiftung Holzkirchen. Er rechne mit um die 100 Unterstützer.
Auch die Freiwillige Feuerwehr bereitet sich schon auf ihren Einsatz vor. Die Burschen haben an besagten Tagen einiges um die Ohren, denn am Wochenende vor dem geplanten Festakt feiern sie ihr eigenes Koglfest und sind damit schon sehr ausgelastet. “Wir werden wahrscheinlich am Marktplatz eine historische Übung mit unserem alten Feuerwehrauto vorführen”, erzählt Karl Eßl, 1. Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr Holzkirchen. “Des Weiteren wird unsere Mannschaft sicherlich für Straßensperren und Parkplatzdienste eingeteilt werden.”
Fragt man den Marktarchivar, wie er sich denn dabei fühle, so viel Aufregung in Gang gebracht zu haben, zeigt sich Widmann rundum positiv:
Generell meine ich, man soll die Feste feiern, wie sie fallen. Wenn wir als Gemeinde das beabsichtigte Fest bis nächstes Jahr wirklich hinkriegen und die Vereine und vor allem die Bevölkerung sich dafür begeistern lassen und mitziehen, und ich ein wenig mit dazu beigetragen habe, dann glaube ich, fühle ich mich ganz gut.
Auf jeden Fall wird er seine Forschungen und Recherche fortsetzen. Denn für ihn ist das wie spannende Detektivarbeit: „Ich finde es wahnsinnig spannend, gerade in der Frühzeit unserer Gegend und unseres Ortes zu forschen. Nicht zuletzt, weil es auch so wenige Leute gibt, die sich selber damit befassen und nicht bloß kurz in Wikipedia nachlesen.“ Für alle, die an der Geschichte Holzkirchens interessiert sind, hat Widmann seine Forschungen im Internet veröffentlicht.
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