Holzkirchen sagt ja zu Landschaftspflegeverband

Fischbachau hat’s getan, Schliersee und Valley haben’s getan, Gmund nach einigem Überlegen. Mit 18:4 Stimmen entschied nun auch der Holzkirchner Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung nach lebhafter Debatte, dem noch zu gründenden Landschaftspflegeverband (LPV) beizutreten. Und das nach lebhafter Debatte.

Landschaftsplege ist auch in Holzkirchen ein Thema.

Ein Artikel von Conny Hohler
In einem Landschaftspflegeverband arbeiten Landwirte, Naturschützer und Kommunen freiwillig und gleichberechtigt bei der Pflege der Landschaft zusammen, erklärte Josef Faas von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt in der Sitzung am vergangenen Donnerstag. Der Vorstand sei mit je vier Vertretern von Naturschutzverbänden, Landwirtschaft und Kommunalpolitik besetzt. Dazu gebe es einen fest angestellten Geschäftsführer, dessen Entlohnung in dem mit 112.000 Euro angesetzten Budget enthalten sei.

Auf Holzkirchen kämen bei 35 Cent je Einwohner anteilig 6000 Euro zu. Wenn der Landschaftspflegeverband Flächen pflege, entstünden den beteiligten Kommunen keine weiteren Kosten dafür. „Der Vorstand legt das Jahrespflegeprogramm fest“, erklärte Faas weiter.

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Der Verband setzt Pflegemaßnahmen in die Praxis um, etwa die Offenhaltung von Almen, die Pflege von Streuobstwiesen oder ökologischen Ausgleichsflächen.

Dabei übernehme der LPV auch Flächen, die bisher der Landkreis gepflegt habe, kümmere sich etwa um Moorrenaturierungen oder Artenschutzprojekte. Der Verband könne die Aufträge als Verein an heimische Landwirte vergeben – das Landratsamt müsse Pflegearbeiten ausschreiben und den billigsten Anbieter nehmen, egal, wo der herkomme, so Faas. Für manchen Landwirt sei daraus bereits ein zusätzliches Standbein entstanden.

Löwis: Bauhof an der Grenze

„Holzkirchen hat über 30 Hektar Ausgleichsfläche, der Bauhof ist bei der Pflege an der Grenze der Belastbarkeit angelangt“, warb Bürgermeister Olaf von Löwis (CSU) um Zustimmung. „Wir haben größtes Interesse am Erhalt der Kulturlandschaft. Und Holzkirchen profitiert auch in vielerlei Hinsicht von der schönen Landschaft im Süden des Landkreises. Der Beitritt wäre auch ein Zeichen der Solidarität diesen Gemeinden gegenüber.“

Martin Taubenberger (FW) zeigte sich dagegen skeptisch: „Ein Großteil der Ausgleichsflächen sind Wald. Bei wem also pflegt man nach welchem Rechtstitel und aufgrund welcher Finanzierung?“ Im Bauernverband würden die Landschaftspflegeverbände sehr kontrovers diskutiert. Zu den 6000 Euro, die die Gemeinde zu zahlen hätte, kämen 50 weitere Cent je Einwohner über die Kreisumlage. „Langt das Geld dann? Und was ist, wenn nicht? Der Geschäftsführer muss ja bezahlt werden.“

Bürgermeister von Löwis fand die Rechnung mit den 85 Cent „etwas holprig. Und lieber zahlen wir 85 Cent und können mitreden, als wir zahlen 50 Cent und können nicht mitreden.“ Gut die Hälfte der Ausgleichsfläche sei eben kein Wald und müsse extensiv gepflegt werden mit Maschinen, die viele Landwirte gar nicht hätten.

Kritische Stimmen

Hans Putzer (SPD) fand zwar, dass es durchaus „Charme hätte, Fördergelder abgreifen zu können“, gab aber zu bedenken, dass „mindestens die Hälfte der 112.000 Euro vom Geschäftsführer verbraucht werden. Und so ganz erschließt sich mir die Notwendigkeit der Vereinsgründung nicht. Könnten wir auf den Verein nicht verzichten und die Fördergelder auch so erhalten?“

Dazu erklärte Faas, die Untere Naturschutzbehörde habe ja vielerlei Aufgaben, „und wir schaffen’s so kaum. Der Verwaltungsaufwand ist immens, wir können zurzeit nichts Neues machen.“ Und auf Putzers Frage, ob man denn nicht lieber im Landratsamt einen zusätzlichen Mitarbeiter anstellen sollte, erklärte Faas, das Landratsamt erledige den hoheitlichen Teil der Aufgaben, der Verband den partnerschaftlichen Teil. Drum seien ja Gemeinden und Naturschutzverbände mit dabei.

Letztlich stimmte der Marktgemeinderat mit 18:4 Stimmen dafür, dem Landschaftspflegeverband beizutreten und 35 Cent je Einwohner zu zahlen.

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