Nils van Meerwijk ist Hoteldirektor vom Westerhof und einer der schnellen Retter am Tegernsee.
Wenn Hoteldirektor Niels van Meerwijk am Abend in Tegernsee seinen Dienst beendet, ist das oft nur der erste Teil seines 24-Stunden-Arbeitstages. Mehrmals im Monat verbringt der 36-Jährige die Nacht außer Haus.
Denn Van Meerwijk ist First Responder der Johanniter in Rottach-Egern. Sie bilden ein zusätzliches Glied in der Rettungskette zwischen dem professionellen Rettungsdienst und Ersthelfern. Mit fünf freiwilligen Feuerwehren und zwei – permanent in Gmund und Rottach – stationierten Rettungsfahrzeugen plus Notarztfahrzeugen, ist das Tegernseer Tal zwar gut versorgt; aber das ländliche Gebiet ist weitläufig. Geht es besonders unglücklich her, braucht der Rettungswagen länger als die Zwölf-Minuten-Frist. Ist das der Fall, werden Van Meerwijk und seine Kolleginnen und Kollegen alarmiert.
Risikopotential einer Großstadt
Um die rasche Notfallversorgung müssen sich jedoch weder Touristen noch Einwohner Sorgen machen. Rund um den See agieren gleich mehrere Rettungsdienste. Besonders in der Ferienzeit ist das essenziell. Immerhin wächst die Bevölkerung dann, von knapp 28.000 Einwohner, auf bis zu 330.000 Übernachtende, an. Auch rund 19.000 Tagesgäste finden ihren Weg in das Tal. Das Risikopotential steigt damit auf das Niveau einer Großstadt an.
Van Meerwijk betont:
Grundsätzlich stehen wir aber, was Schnelligkeit betrifft, im Verbund mit allen Rettungskräften am Tegernsee ziemlich gut da. Niels van Meerwijk
So vergehen in den größeren Ortschaften am Tegernsee durchschnittlich nur drei Minuten, bis der Rettungswagen ankommt. Am längsten dauert es in Kreuth: Dort braucht die Rettung etwa sieben Minuten. Das Krankenhaus Agatharied ist mit dem Rettungswagen, je nach Einsatzort, in 15 bis 20 Minuten erreichbar. Muss es einmal schneller gehen, beispielsweise bei lebensgefährlichen Gefäßerkrankungen, kommt der Rettungshubschrauber zum Einsatz.
Als qualifizierte Ersthelfer sei man in der Rettungskette das Ass im Ärmel der Rettungsleitstelle. Zudem kennen sich die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer im Tal exzellent aus. Diese Ortskenntnis ist bei vielen Notfällen dringend geboten. Klassische Beispiele sind Herzinfarkt oder Schlaganfall. Schnelles und richtiges Handeln kann hier Leben retten oder helfen, Spätfolgen zu minimieren.
Helfen als Nächstenliebe
Als heldenhaften Samariter sieht sich Van Meerwijk jedoch nicht. Eher als verantwortungsbewusst: “Leuten in Not helfen zu können ist einfach ein gutes Gefühl, das irgendwie auch mit Pflichtbewusstsein zu tun hat.” Für ihn ist klar, was ein First Responder mitbringen soll:
Generell bedarf es einer ausgeprägten sozialen Kompetenz und gelebter Nächstenliebe. Niels van Meerwijk
Auch die Fähigkeit zu geordneter Arbeitsweise in Krisensituationen und ein Durchsetzungsvermögen sind gefragt. Psychische Stabilität ist ein weiterer wichtiger Faktor. “Denn man ist ja auch immer wieder mit Situationen konfrontiert, die Überwindung erfordern und nachwirken”, sagt Van Meerwijk. Die Ausbildung zum First Responder darf man übrigens bereits mit 15 Jahren beginnen. Aus rechtlichen Gründen kann man erst ab dem 18. Lebensjahr den Dienst ausüben. Abschließend betont Van Meerwijk: “Nachwuchs wird übrigens dringend gesucht.” Hier findet ihr weitere Infos zu den Johannitern und dem Ehrenamt.
Durchschnittlich rücken die Rettungskräfte am Tegernsee täglich bis zu siebenmal aus. Die First Responder werden dabei etwa einmal pro Schicht angefordert. Das macht die qualifizierten Ersthelfer und Ersthelferinnen zu einem wertvollen Element in der Rettungskette.
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