Hummelbergers treten nach

Der Telefonanschluss ist schon abgemeldet, das Inventar wird ausgeräumt: Das Traditionsgeschäft „Hummelberger“ im Holzkirchner Ortskern ist Geschichte. Doch die Betreiber sorgen mit einem letzten Aufbäumen noch einmal für Aufsehen.

Die Räumlichkeiten des ehemaligen Traditionsgeschäfts sind schon beinahe leergeräumt. Am auffälligsten sind die drei großen Plakate.
Die Räumlichkeiten des ehemaligen Traditionsgeschäfts sind schon beinahe leergeräumt. Am auffälligsten sind die drei großen Plakate.

113 Jahre lang stand der Name Hummelberger in Holzkirchen für gute Lektüre und ein traditionsreiches Familienunternehmen. Doch im Juli schloss der Buch- und Schreibwarenladen an der verkehrsreichen Münchner Straße mitten im Ort seine Pforten.

Der Abschied der Hummelbergers war die bislang letzte Episode einer Serie von Geschäftsaufgaben in Holzkirchen. Doch so wie sie, hat sich bislang noch kein Laden an die Öffentlichkeit gewandt. Mit drei überdimensionalen Plakaten in den Schaufenstern des Ladens, bedanken sie sich zum einen bei ihren langjährigen Kunden.

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Zum anderen nutzen Heidi und Werner Hummelberger die Fläche, um noch einmal mit Kraft nachzutreten. In großen Lettern prangen die drei Probleme, die nach Ansicht der beiden Geschäftsleute zum Untergang ihres Ladens geführt hat:

(…) Amazon, HEP und Wahnsinns Autoverkehr!

Schon in einem Bericht des „Holzkirchner Merkur“ Anfang Juni 2016 hatte Werner Hummelberger befunden: „Das HEP war unser Tod“. Er und seine Frau Heidi hatten nicht erwartet, dass das neue Einkaufszentrum so gut ankommen würde. Daher mieteten sie dort auch keinen Laden. „Wir waren einfach nicht mutig genug“, sagte die Verkäuferin der Zeitung.

Bei der Standortförderung Holzkirchen betrauert man noch das Aus für den Laden der Hummelbergers: „Das ist sehr schade für uns“, meint Verena Sattler. Die Thematik mit dem Verkehr auf der Münchner Straße sei bekannt und werde auch in die laufende Erstellung eines Verkehrs- und Mobilitätskonzeptes einfließen.

Die knifflige Verkehrssituation auf der Münchner Straße hat man auch im Rathaus als Problem für den Einzelhandel ausgemacht. Konkrete Gegenmaßnahmen fehlen aber noch.
Die knifflige Verkehrssituation auf der Münchner Straße hat man auch im Rathaus als Problem für den Einzelhandel ausgemacht. Konkrete Gegenmaßnahmen fehlen aber noch.

Beim Stichwort Online-Handel sieht auch Sattler eine „Herausforderung für jeden stationären Einzelhandel“. Gemeinsam mit der regionalen Standort-Marketing-Gesellschaft (SMG) soll im Herbst eine Veranstaltung organisiert werden, bei der Online-Handel im Mittelpunkt steht. Doch auch das Geschäft Hummelberger hatte einen Online-Shop und ist jetzt geschlossen.

Die Argumentation rund um das Holzkirchner Einkaufsparadies (HEP) lässt Sattler hingegen nur eingeschränkt gelten: Schließlich gebe es in den Läden dort zwar Post- und Grußkarten zu kaufen, aber keine Bücher in einem Umfang wie bei „Hummelberger“.

Kein leiser Abgang

Ähnlich sehen das einige Holzkirchner Facebook-Nutzer aus dem Umfeld der HS. Die Plakataktion wird dort durchaus auch kritisiert, die Argumente „HEP“ und „Wahnsinns Verkehr“ werden angezweifelt.

Das Ehepaar Hummelberger war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Der Telefonanschluss im ehemaligen Geschäft wurde bereits gekündigt, letzte Regale mit Büchern stehen in den Räumlichkeiten noch herum. Aber ganz still wollten sich die beiden offenbar nicht verabschieden.

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