„Ich würde die Fahrt wieder machen“

Mit Spannung wurde die heutige Sitzung des Wirtschafts- und Kreisausschusses erwartet. Es standen Fragen zu jener umstrittenen Reise nach Österreich und der Schweiz auf dem Programm, an der unter anderem Jakob Kreidl und Georg Bromme teilnahmen und die in Teilen auch von der Sparkasse bezahlt wurde.

Diente diese wirklich der Förderung touristischer Interessen des Landkreises? Ein Teilnehmer rechtfertigte sich. Die Chance auf eine grundlegende Aufarbeitung wurde jedoch vertan.

Heute traf sich der Wirtschaftsausschuss des Landkreises in Miesbach.
Heute traf sich der Wirtschaftsausschuss des Landkreises in Miesbach.

Der Tumult war schnell da. Heute kamen das erste Mal seit Aufkommen der Vorwürfe gegen Kreidl, Färber & Co. die Finanzkontrolleure des Landkreises im Wirtschafts- und Kreisausschuss zusammen. Dabei wurde klar, dass sich die Kritiker des noch amtierenden Landrats, wie der Zweite Bürgermeister Miesbachs, Paul Fertl (SPD), nicht mit halbherzigen Antworten abspeisen lassen wollten.

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Affären und der Tourismus

Das Vertrauen in den Landkreis ist verlorengegangen, argumentiert Fertl. Und die ungeklärten Fragen bleiben – auch die nach der Reise in die Schweiz und nach Österreich. Fertl hatte letzten Freitag einen Fragenkatalog an Färber geschickt, in dem er um Aufklärung der als Informationsfahrt betitelten, nicht ganz günstigen Reise in die Schweizer und Tiroler Skigebiete bittet.

„Leider gibt es bereits erste Anzeichen, dass der Tourismus im Landkreis Miesbach durch die Affären der Landkreisspitze Schaden erleidet. Es ist deshalb meines Erachtens notwendig, umgehend die volle Transparenz zu allen Fragen, die den Tourismus im Landkreis Miesbach betreffen, herzustellen, um weiteren Schaden vom Landkreis und dem Tourismus im Landkreis fernzuhalten“, heißt es in Fertls Schreiben. Daher verlangte er heute Antworten.

Der SPD-Politiker will wissen, ob Erkenntnisse der Reise der Landräte und Bürgermeister in das Tourismuskonzept des Landkreises eingeflossen sind. Und wird vom Sitzungsleiter Färber zurückgewiesen. Das Schreiben sei entsprechend der Geschäftsordnung verspätet – nämlich erst am Montag – im Landratsamt eingegangen. „Wir können in der Kürze der Zeit nicht umfassend Stellung dazu nehmen“, sagt Färber. Er sehe darüber hinaus nicht, was die Fragen mit den Tagesordnungspunkten zu tun hätten. Als Fertl darauf besteht, die Fragen laut vorzutragen, kommt es zum Tumult. „Was für ein Verhalten“, raunt es durch den Saal. Färber entzieht Fertl schließlich das Wort.

„Eine wertvolle Reise“

Neben dem Miesbacher pocht aber auch der SPD-Fraktionssprecher Martin Walch auf eine Antwort. Den von Fertl erstellten Fragenkatalog hält er „nicht für abwegig, sondern zielführend“. Und er will wissen: „Was sind im Hinblick auf den Tourismus die Erkenntnisse dieser Reise?“

Josef Lechner, Bürgermeister von Fischbachau, ergreift daraufhin das Wort und verteidigt die Reise. Zwar räumt er ein, dass es ein Versäumnis war, keinen Touristiker von TTT oder ATS mitzunehmen. Doch er betont: „Die Ergebnisse der Reise sind in die Steuerungsgruppe eingeflossen.“ Zusammen mit dem Innsbrucker Professor Hubert J. Siller habe man eine Qualitätssicherung des Projekts erzielt. Siller habe wertvolle Tipps gegeben, auf Probleme aufmerksam gemacht und maßgeblich dazu beigetragen, das Konzept weiterzuentwickeln. Alles in allem, sagt Lechner, war es „eine äußerst wertvolle Reise“. Und er stellt klar: „Ich würde die Fahrt wieder machen.“

Konkrete Vorteile der Reise nennt er jedoch nicht. Somit bleibt der Ausschuss eine gründliche Aufarbeitung der Hintergründe rund um die Informationsfahrt schuldig. Eine Reise, die die Teilnehmer – darunter auch die Bürgermeister des Landkreises inklusive Ehefrauen – in 5-Sterne-Hotels führte. Die Kosten für die exklusive Fahrt seien, so erklärte es das Landratsamt vor knapp vier Wochen, von der Kreissparkasse sowie dem Landkreis übernommen worden. Allein die Behörde bezahlte dafür 34.450 Euro an Steuergeldern. Der Betrag sei aus dem Topf „Regionalmanagement“ genommen worden. Die Höhe des Anteils der Sparkasse bleibt indes weiter offen. Das Institut äußert sich aufgrund der laufenden Überprüfungen nicht zu Anfragen.

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