Wer es einmal tut, dem traut man nicht mehr, heißt es im Volksmund. Davon kann Jupp Brenner bestimmt einen ganzen Liederreigen singen. Wie er selbst sagt, ist die Erwähnung seines Namens immer für viele Klicks gut. Womit der Tal-Unternehmer bestimmt nicht ganz Unrecht hat.
Die TS hatte im letzten Jahr den “fiesen Baumklau” im Sichtbereich seines neu gebauten Apartmenthauses an die Öffentlichkeit gebracht. Die Aktion damals ließ für den Betrachter der Bilder wenig Spielraum für Spekulationen. Ohne die Bäume in der Schneise ist der Blick aus den Fenstern und von den Balkonen der schicken Ferienwohnungen am Dr. Kober-Weg einfach mal besser. Damals war sich Brenner auf Nachfrage aber keiner Schuld bewusst.
Auflage, neue Bäume zu pflanzen, erfüllt?
Als uns vergangene Woche die Mail mit den neuesten beobachteten Wald-Aktivitäten, samt Fotos von den zum Abschneiden gekennzeichneten Bäumen in Gmund erreichten, haben wir Jupp Brenner um einen Ortstermin gebeten. Wir treffen den Besitzer des weiter oben liegenden Apartmenthauses am Parkplatz seines “Ansitz Brenners” in Gmund.
Hinter uns wachsen über den im Frühjahr noch vollständig kahlen und traurig daherkommenden ehemaligen Waldstreifen von ungefähr 15 Meter Breite wieder Büsche und die Stecken der gefällten Bäume treiben kräftig aus. Es sieht recht wild aus. Weiter zum Haus hin ist die Szenerie deutlich gepflegter. Alle paar Meter wachsen Büschchen auf einer gemähten Grünfläche. Brenner erklärt:
Das sind die Stauden, die wir in Abstimmung mit der Forstbehörde im Frühjahr angepflanzt haben.
Es brauche halt Zeit, bis die richtig ausschlagen, informiert der Unternehmer auf die etwas zierlichen Pflanzen deutend. Dieses Schicksal teilt Brenner jedoch mit vielen Hobbygärtnern im Tal – der Sommer war nun mal sehr heiß und trocken. Die Bepflanzung des in direkter Nähe zum Haus befindlichen Teils seines Grundstücks war eine Auflage des zuständigen Försters des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Holzkirchen nach der rigorosen Abholzung in diesem Bereich.
Noch heute beteuert Brenner: “Das war damals wirklich so nicht geplant gewesen!” Doch warum will Brenner dann schon wieder die Axt in seinem Wäldchen anlegen? Immerhin sollen laut TS-Information diesmal wieder fast fünf Dutzend Bäume dran glauben müssen – alle gekennzeichnet mit einem pinkfarbenen Punkt, bei einer Begehung mit dem Förster Hans Feist.
Dabei gehe es um keine große Abholz-Aktion, korrigiert Brenner. Vielmehr habe er zusammen mit Feist Pflegemaßnahmen für seinen Wald besprochen. “Herr Feist plant in der nächsten Woche die Presse, Anwohner und die Gemeinde über die geplanten Forstarbeiten zu informieren”, erklärt der Tourismusunternehmer. Der Förster könne sehr viel verständlicher erklären, warum manche Bäume hier im Wald gefällt werden. Er selbst sei kein Waldbauer. Den Wald habe er ehrlicherweise nur, weil der Verkäufer des Hauses die Übernehme des Waldstücks zur Bedingung gemacht habe.
Freie Sicht auf den See war gestern
Inzwischen im Wald angekommen, erklärt Brenner dann doch bei dem einen oder anderen Baum, auf dem besagte pinkfarbene Punkte zu erkennen sind, warum er fallen muss. Mal ist einer zu mickrig und ohne Krone, ein anderer bestehe aus vielen kleinen Stämmen. Dann deutet der Waldbesitzer auf einen Baum, um dessen Stamm eine gelbe Plastikschleife gebunden ist: “Das ist ein Zukunftsbaum.” Den, so habe er gelernt, gelte es zu schützen und dafür müssten einige andere Bäume weichen. “Aber bitte, warten sie auf den Termin mit dem Förster”, wirft Brenner gleich vorsorglich hinterher. “Der kann das wirklich viel detaillierter erklären.”
Ein weiteres Argument für die geplanten Fällmaßnahmen, das Brenner bei unserem kurzen Herbstspaziergang auf dem kleinen öffentlichen Weg durch seinen Wald ins Feld führt, ist der Sicherheitsaspekt.
Dieser Weg muss öffentlich zugänglich sein. Damit bin ich aber auch für die Sicherheit der Benutzer verantwortlich und haftend. Ebenso, falls Sachschäden an den benachbarten Häusern durch einen umstürzenden Baum entstehen.
So sei es eben auch notwendig, dass einige der alten Bäume aufgrund von Sicherheitsbedenken weichen müssten. Etwas später erzählt Brenner auch die Geschichte seines Waldes. Denn eigentlich sei das eine Wiese und gar kein Wald gewesen. Einer der Vorbesitzer habe darauf spekuliert, aus der Fläche ein Baugrundstück zu machen. Damit sei er aber gescheitert. Daraufhin habe er das Grundstück einfach sich selbst überlassen: “Als das Haus unserer Nachbarn gebaut wurde, hatten die noch freie Sicht über den See”, berichtet der Bauherr der Luxus-Apartments weiter.
Seine Gäste könnten heute aus den Wohnungen eigentlich nur den Wallberg und die Nebengipfel bestaunen. Zum Ende der gemeinsamen Waldbegehung wollen wir von Jupp Brenner natürlich noch wissen, was er denn so mit seinem Wald vorhabe. Zumal nicht wenige im Tal dem Unternehmer zutrauen, dass auch er darauf spekuliert, das Waldstück zu versilbern. Brenner lacht laut und antwortet:
Nein, ich will hier kein neues Baugrundstück schaffen. Und das geschlagene Holz bringt bei Weitem nicht genug ein, um die Waldarbeiten zu refinanzieren.
Doch da er das Waldstück nun mal mitgekauft habe, wolle er sich möglichst gut um seine Bäume kümmern. Aber diesmal, wie Brenner versichert, in enger Zusammenarbeit mit dem Forstamt. Wir werden es beobachten.
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