Integration per 1-Euro-Job

Modell mit 3-fach Nutzen: Schnellere Integration, günstige Arbeitskraft und Arbeit fürs Gemeinwohl. Die Gemeinden im Landkreis machen es vor – Asylbewerber arbeiten als 1-Euro-Jobber in gemeinnützigen Bereichen. Wir haben uns exemplarisch unter anderem in Holzkirchen umgehört.

Adel (Mi.) und seine Kollegen vom Kreuther Bauhof.
Adel (Mi.) und seine Kollegen vom Kreuther Bauhof vor einem Jahr – Auch in Holzkirchen arbeiten mittlerweile Asylbewerber im öffentlichen Dienst / Archivbild

Vielen Flüchtlingen fällt in ihren Unterkünften die Decke auf den Kopf. Es ist eng, es ist laut, aber vor allem ist es langweilig. Tag ein Tag aus nur warten, die Zeit totschlagen, auf den Sprachkurs hoffen. Wenn wundert es, dass Depressionen und wachsender Unmut zum Alltag gehören. Gefühle, die zu Wut und Aggression werden können.

Das ZDF berichtete nun kürzlich über ein interessantes Projekt in Iserlohn, welches ähnlich bereits im vergangenen Jahr in Gmund am Tegernsee praktisch angewandt wurde: 1-Euro-Jobs für Asylbewerber. Auch in Holzkirchen hat man mit dem Modell Erfolg. Normalerweise beträgt die gesetzliche Wartezeit, um einer bezahlten Beschäftigung nachzugehen für Asylbewerber drei Monate. Jedoch für staatliche, kommunale oder gemeinnützliche Träger dürfen sie als 1-Euro-Jobber sofort nach ihrer Ankunft beschäftigt werden.

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Beschäftigung für die ersten drei Monate

Es gibt kaum einen besseren Weg, um sich zu integrieren als aktiv an der Gesellschaft teilzunehmen. Dazu eignet sich am besten eine echte Aufgabe in einer realen Arbeitsumgebung. 1-Euro-Jobs bieten sicher nicht die beste Entlohnung für geleistete Arbeit. Sie sind jedoch die einfachste und schnellste Lösung, um der Langeweile im Heim zu entgegenzuwirken, Integration zu fördern, Asylbewerbern eine sinnvolle Tätigkeit zu bieten und ihnen die Möglichkeit zu geben, der Gemeinschaft etwas zurückzugeben. Seitens des Landratsamtes begrüße man es, wenn diese Form der Integration und auch der Verwendung günstiger Arbeitskräfte zum Gemeinwohl intensiver genutzt würde, so der Pressesprecher Birger Nemitz.

Innerhalb der ersten drei Monate bieten die 1-Euro-Jobs nicht-anerkannten Asylbewerbern die einzige Möglichkeit am Arbeitsleben teilzunehmen. Asylbewerber dürfen diese Jobs sofort nach ihrer Ankunft ausüben, allerdings nicht im allgemeinen Arbeitsmarkt. Gestattet ist eine Beschäftigung zum Beispiel durch die Gemeindeverwaltung. Nach den ersten drei Monaten dürfen auch nicht-anerkannte Asylbewerber einer normalen Tätigkeit nachgehen. Dabei wird immer geprüft, ob die entsprechende Position bevorzugt mit Deutschen, EU-Bürgern oder bereits anerkannten Asylbewerbern besetzt werden kann. Ein entsprechender Antrag ist an das Landratsamt zu richten und Bedarf zudem einer Genehmigung der zentralen Arbeitsvermittlung.

Gmunder Bauamt beschäftigt Asylbewerber

In Gmund am Tegernsee hat man bereits Erfahrungen mit dem Einsatz von Asylbewerbern zu 1-Euro-Job-Bedingungen gemacht. So wurden bereits im Frühjahr vergangenen Jahres insgesamt sechs Asylbewerber zur Beseitigung der Sturmschäden beschäftigt.

„Im September 2015 wurde ein Eritreer auf 450-Basis im Bauhof zur Pflege der Grünanlagen beschäftigt.“, bestätigt Florian Ruml, Geschäftsleiter der Gemeindeverwaltung in Gmund am Tegernsee. „Er konnte dann aber sogar auf die Berufsschule gehen.“ Im Winter besteht seitens des Bauhofes kein Bedarf an zusätzlichen Arbeitskräften, daher sind dort derzeit keine Asylbewerber beschäftigt.

Aber in den Unterkünften im gesamten Landkreis kämen bezahlte Asylbewerber zum Einsatz, so Nemitz vom Landratsamt weiter. „Konkret werden diese 1-Euro-Jobs jetzt schon als Putzdienste in den Unterkünften ausgeführt“, erläutert er. So auch in Holzkirchen, wo zum aktuellen Zeitpunkt sieben Personen in einem 1-Euro-Job-Verhältnis tätig sind. Bei den Tätigkeiten handelt es sich um Reinigungsarbeiten in der mobilen Wohneinheit an der Erich-Kästner-Straße sowie der Einfach-Turnhalle in Föching. Die Finanzierung erfolgt über das Landratsamt Miesbach.

Langfristige Arbeitsverhältnisse als Ziel

In der Marktgemeinde setzt man darauf, Asylbewerber in langfristige Arbeitnehmerverhältnisse unterzubringen. Die Vorteile lägen ganz klar auf der Hand: Mit einem Vollzeit-Job werde ein wesentlicher Beitrag zum Erlernen der deutschen Sprache und zur gesellschaftlichen Integration beigetragen. „Wir haben bisher gute Erfahrungen bei der Unterbringung von Asylbewerbern in einer Vollzeitanstellung gemacht.“, sagt Ewgenia Boger, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit in Holzkirchen.

Derzeit sind drei Personen in einer Vollzeitstelle untergebracht, bei drei weiteren Personen befinden wir uns in der Genehmigungsphase.

Bei jüngeren Asylbewerbern setze man verstärkt auf das Erlernen der Sprache und die Schulbildung bzw. die Unterbringung in eine geeignete Ausbildungsstelle. Seitens des Landratsamtes sei man sehr daran interessiert, die Möglichkeit mit 1-Euro-Jobs schnell zur Integration von Asylbewerbern beizutragen, in den Gemeinden noch bekannter zu machen, so Nemitz vom Landratsamt. Zudem sei man schon einige Zeit in der Diskussion mit den Bürgermeistern in den Gemeinden, um das Programm auszuweiten.

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