Kunstmessen gehen vermehrt zu ihren Käufern, werden kleiner und zielorientierter: Auch die Art & Design auf Gut Kaltenbrunn ist so ein Beispiel. 2000 Besucherinnen und Besucher nutzten die Gelegenheit, am Tegernsee internationale Kunst zu sehen.
“Wir sind jetzt auf internationaler Ebene angekommen”, freut sich die Gründerin und Veranstalterin Dr. Christine Otsver. Fünf Tage hatten die Tegernseer Zeit, Gegenwartskunst auf Gut Kaltenbrunn zu bestaunen oder sich Kunst in die eigenen Räume zu hängen oder zu stellen. Ein Surfbrett von Katharina Grosse? Einen Gerhard Richter? Einen Emil Nolde? Ein Foto aus der Sammlung Galerie Hoffmann? Brigitte Bardot oder lieber James Dean?
Zum dritten Mal Art & Design Tegernsee
Es ist die dritte Art & Design-Messe auf Gut Kaltenbrunn. Die Amerikanerin Dr. Christine Otsver hat die Ausstellung kuratiert. Ihr Motto: Female Voice und Transparenz. Das zeigt sich in der Auswahl der Galerien, darunter etwa Sina Stockebrand, die etwa Nachkriegskunst von Peter Brüning an den Tegernsee schaffte. Und an zahlreichen ausgestellten Werken, etwa von Marya Kazoun oder Katharina Grosse.
“Die Künstlerinnen sind extrem gut, sie brauchen eine Bühne”, so Otsver über ihr Motto für die Art & Design Tegernsee im Jahr 2024.
Insgesamt elf Galerien aus Deutschland, Österreich und Italien sind vor Ort. Darunter die Galerie König in Berlin, die Galerie Leu München und erstmals das Berengo Studio. Alle handverlesen und individuell eingeladen, erklärt die Kuratorin. “Intime, familiäre, hochkarätige Messen sind die Zukunft” so Otsver über die noch junge Messe. Ihr Ziel sei es “Architektur, Kunst und Menschen zusammenzubringen und damit einen sinnlich, intellektuellen Diskurs anzuregen, der uns inspiriert und glücklich macht”.
Marya Kazoun, Berengo Studio, Katharina Grosse
Eine “große Ehre” sei es, dass erstmals das Berengo Studio aus Italien in Kaltenbrunn ausgestellt hat. Und damit auch das erste Mal in Deutschland überhaupt. Auf Gut Kaltenbrunn stellen die Italiener ausgewählte Arbeiten aus: Deutliche Glaskunst von Ai Weiwei ist dabei, etwa die “Brainless-Figure” und augenzwinkernde Kunst des Österreichers Erwin Wurm.
Unter den Highlights sind Werke der Künstlerin Marya Kazoun. Die libanesisch-kanadische Künstlerin hat sich mit Installationen und performativen Werken einen Namen gemacht. Gerne mit textilen Elementen. Auf Gut Kaltenbrunn zeigt Kazoun ihre Installation “First Act”. Die Installation ist im ersten Stock der Tenne untergebracht. Ein Halbkreis aus weißen textilen Figuren. In einer Ecke ein Haufen Heuschrecken; in der Mitte eine leicht milchige Glaskugel, geschützt von einem glitzernden Geäst. Drumherum stehen im Halbkreis Textil-Frauen, Männer und Kinder. Wer mag, kann hier Elemente aus dem alten Testament wiederfinden, andere sehen in den mit Windflügeln ausgestatteten Kissen-Figuren die Zukunft.
Katharina Grosse ist vor allem für großformatige Malereien bekannt, Acryl- und Airbrush-Technik sind Teil ihres Werkzeugkastens. Kraftvolle Farben dominierten ihre Kunst, gerne stellt sie die Grenzen und Regeln der Malerei infrage. In Tegernsee hat sie ein Surfbrett ausgestellt. Es ist Teil einer Serie; jedes Surfbrett ein Unikat, das die charakteristische und dynamische Farbtechnik von Grosse widerspiegelt.
Neben Kunst zum Hängen gibt es an diesem Wochenende auch Kunst zum Hören und Selbermachen. So spielt am Freitagabend ein Jazz-Trio unter der Leitung des gewitzten wie virtuosen Jazzmusikers Hugo Siegmeth. Es geht um Kitsch, und das mit sehr viel Humor. Um die 40 Leute, teilweise dick vermummt in Winterjacken, lauschen begeistert ihrer Version von Amstrongs “What a Wonderful World” oder Cohens “Halleluja”. Ein Kinderprogramm sorgt für Abwechslung bei den kleinen Besuchern.
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