Interview mit dem Bergzeit-Chef: 2.000 qm, 2 Mio. Baukosten und noch Mitarbeiter gesucht

Klaus Lehner (50), Geschäftsführer von Bergzeit

Der Bergzeit-Neubau in Moosrain nimmt langsam Gestalt an. Und das ist auch gut so, denn in 4 Monaten soll es ja schon losgehen. Dann wird es auch zum ersten Mal eine Tourist Info für das komplette Tegernseer Tal geben. Wir haben uns vor einer Woche mit dem Geschäftsführer von Bergzeit, Klaus Lehner, im Cafes des Atrion getroffen und mit ihm ein ausführliches Interview geführt. Wer also wissen will, was genau Bergzeit in Gmund vorhat, wie der Laden am Ende aussieht und warum die Sporthändler im Tal nicht so begeistert davon sind, sollte sich das Interview durchlesen. Es ist zwar etwas länger geworden. Aber wir denken es lohnt sich.

Tegernseer Stimme (TS): Hallo Herr Lehner, können Sie bitte ein paar Worte zu Bergzeit sagen. Wie ist die Firma entstanden, wo haben Sie Ihre Standorte und wie lange gibt es sie schon?

Klaus Lehner: Die Firma Bergzeit gibt es seit 10 Jahren. Entstanden ist sie aus meiner Leidenschaft, dem Outdoorsport und der Ausstattung. Am Anfang hab ich mir die Produkte selbst gekauft und von was ich überzeugt war, hab ich auf meine Webseite gestellt. Der Versand lief sehr lange über meinen Dachboden. Das ging dann einige Jahre gut, und ich hab das alles nebenher in ganz kleinem Stil betrieben. Das erste stationäre Geschäft habe ich dann 2005 in Großhartpenning aufgemacht. Aber eigentlich auch nur weil die ersten Kunden Ihre Ware bei uns abholen wollten und das Lager in der Form einfach nicht repräsentativ war. Ja, und so ist es nach und nach immer größer geworden. Und mittlerweile haben wir 2 Geschäfte, knapp 50 Mitarbeiter und einen Umsatz von 7,8 Mio. Euro pro Jahr. Davon einen Hauptteil über die Webseite www.bergzeit.de.

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TS: Das heißt die Firma Bergzeit kommt ursprünglich aus dem Internetversand?

Lehner: Absolut. Das war zu Beginn unser Fokus. Und ich denke das ist auch heute noch der Grund weshalb Bergzeit so erfolgreich ist. Wir haben nicht die klassische Sportladenstruktur und Denkweise. Sondern spielen unsere Stärke im Internet aus, sorgen damit für einen schnellen Umschlag der Waren und übertragen das auf unsere stationären Geschäfte. Aber man darf nicht vergessen, wir machen immer noch 60% unseres Umsatzes über das Internet. Jedoch für mich persönlich ist der Verkauf im stationären Geschäft mit den Läden in Großhartpenning und Otterfing, und ab Oktober dann hier in Moosrain, eine viel schönere Form des verkaufens. Wir haben mit schönen Produkten zu tun. Und diese gehören schön präsentiert.

Die Verkaufsfläche beträgt insgesamt 2.000 Quadratmeter

TS: Welche Produkte bieten Sie an?

Lehner: Unser Hauptproduktangebot liegt in den Bereichen Wandern, Bergsteigen, Klettern und Trekking. Im Winter ist der Schwerpunkt eher auf Schneeschuhwandern, Skitouren und Freeriden. Dabei sind uns drei Dinge wichtig: ein breites Angebot an Markenprodukten, dann natürlich ausführliche und kompetente Beratung und schließlich die Weitergabe von Kostenvorteilen an treue Kunden.

TS: Sie eröffnen im Oktober Ihren dritten Laden, hier in Moosrain. Wie groß wird das Geschäft und welche Produkte verkaufen Sie dort?

Lehner: Das gesamte Verkaufsareal wird 2000 qm groß sein. Und die Produkte gehen ganz grob in Richtung Wandern und leichte Bergsteigerausrüstung.

TS: 2000 qm! Das ist ne ganze Menge. Darf ich fragen was der Bau kostet?

Lehner: 2 Millionen Euro.

TS: Und welche Kunden erwarten Sie in dem neuen Geschäft? Eher die durchfahrenden Touristen oder Einheimische?

Lehner: Beide. Wobei natürlich die Urlauber für uns sehr interessant sind. Unsere Philosophie für den neuen Laden orientiert sich auch an der Art des Tegernseer Tals – in meinen Augen eher ein liebliches Tal – und somit auch an den Sportarten, die hier ausgeübt werden. Damit werden sich auch die Produkte von den anderen Standorten unterscheiden. Kurz gesagt entsteht in Moosrain Bergzeit Outdoor. Dagegen sind in Großhartpenning eher bergsteigerorientierte Ausstattungen im Sortiment, da die Kunden dann oft ins Karwendel oder auch nur zur Kletterhalle nach Tölz weiterfahren. Deswegen definieren wir den Laden dort als Bergzeit Alpin. Einen Überlapp wird es zwar geben. Aber 60% des Sortiments gibt es nur an einem Standort.

Bergzeit als Outdoor-Kette? Das wird es nicht geben!

TS: Muss man sich Bergzeit dann zukünftig als Kette vorstellen? Jedes Jahr mehrere neuer Filiallen mit den gleichen Produkten und der gleichen Ausstattung? Ein McDonalds für Outdoor?

Lehner: Nein, das ist nicht mein Ziel. Wie konzentrieren uns auch weiterhin auf das Internet. Das stationäre Geschäft nimmt aber einen immer größeren Teil ein. Und es macht Spass. Das ist auch das wichtigste bei all unseren Anstregungen: Bergzeit ist nicht rein auf wirtschaftliche Ergebnisse optimiert. Bergzeit hat was zu tun mit Sachen umsetzen, die Spass machen. Dazu gehört auch das Internet. Aber dazu gehören vor allem die schönen Sachen, die wir verkaufen. Und schöne Sachen müssen auch schön präsentiert werden. Am besten in einem Laden, der passend zum Outdoorgedanken das Thema Oudoor transportiert. Das ist auch die Philosophie hinter dem neuen Laden in Gmund. Heimelig, atmösphärisch soll er werden – keine Schicki-Micki-Bude. Viele natürliche Materialien, mit viel Licht, Natur und auch Moderne. Allerdings ist so etwas immer abhängig von der Umgebung und von der Art der Produkte, die man verkauft. Und damit ist es nicht unendlich reproduzierbar. Deswegen ganz sicher keine Kette. Das würde dem Bergzeit-Gedanken widersprechen.

TS: Wie kamen Sie eigentlich auf das Gebäude in Gmund?

Lehner: Da gibt es eine große und lange Vorgeschichte. Ich halte es aber mal kurz: Angefangen hat das mit der Firma KPC, die sich schon vor 3 Jahren zusammen mit der Gemeinde Gmund Konzepte für den dortigen Standort überlegt hat. Die Ideen variierten von einem Oulet-Center bis hin zu einem Event-Center. Damals ist auch dieses Gebäudekonzept, die Art des Gebäudes wie es heute gebaut wird, entstanden. Nach einiger Zeit war ich dann als Mieter im Gespräch. Allerdings ist uns allen dann mit der Zeit klar geworden, dass ich das selbst bauen und finanzieren muss, damit wir das so umsetzen können, wie es am besten zu Bergzeit passt. Parallel dazu hab ich durch Zufall Herrn Overs kennengelernt. Und daraus ist dann die Idee entstanden, dass das ebenfalls ein guter Standort für die Tourist Info sein könnte.

TS: Wie schätzen Sie das ein? Wird Bergzeit eher von der TI profitieren oder die TI von Bergzeit?

Lehner: Wir werden sehen. Aber ich schätze beide werden voneinander profitieren. Bei Bergzeit geben wir sehr viel für Werbung und Veranstaltungen aus und haben durch das Internet auch mittlerweile eine Menge Kunden aus der ganzen Republik. Die wollen alle mal Bergzeit sehen wenn Sie in den Süden fahren oder fahren teilweise deswegen extra hierher und stehen dann morgens auf dem Parkplatz. Das ist uns in Großhartpenning immer wieder passiert. Und das wird auch hier passieren. Das bedeutet wir werden in den Parkplatzbereich Leute reinbringen, die nicht zur TTT fahren würden. Und auf der anderen Seite werden wir davon profitieren, dass Urlauber, die nie zu Bergzeit kommen würden, bereits auf dem Parkplatz sind und dann auch einen Blick in unseren Laden wagen. Also meiner Meinung nach für beide Seiten eine win-win-Situation. Und für das Tegernseer Tal einfach eine schöne, verkehrsgünstig erreichbare Tourist Info, die die Besucher auf die einzelnen Gemeinden verteilt.

Die lokalen Händler stehen im Internet
vor großen Herausforderungen

TS: Wie haben die anderen Sportgeschäfte im Tegernseer Tal auf Ihre Pläne reagiert?

Lehner: Sie sind erwartungsgemäß nicht sehr begeistert und haben das den Lieferanten, mit denen wir teilweise ebenfalls zusammenarbeiten, auch so gesagt.

TS: Erwarten Sie eigentlich eine zunehmende Konkurrenzsituation durch die lokalen Händler im Internet? Also in Ihrem Stamgeschäft?

Lehner: Ich denke eher weniger, da wir mit unserem Sortiment und unserer Herangehenweise relativ gut positioniert sind. Darüberhinaus denke ich, dass viele stationäre Händler, unabhängig von der Branche, mit einer falschen Strategie ins Internet gehen. Ein Vollsortiment mag im stationären Geschäft ausreichen. Aber wenn ich das einfach ins Internet übertrage, bin ich vergleichbar. Und spätestens wenn meine Konkurrenz im Internet mehr Produkte hat und diese günstiger anbieten kann, auch nicht mehr konkurrenzfähig. Aus dem Grund muss sich ein Händler zuerst überlegen worin seine Stärken liegen, worin er “Weltmeister” ist. Dieses Segment, diese Nische muss er dann im Internet bedienen. Wenn er das gut macht, wird er viele Kunden davon überzeugen, bei Ihm zu kaufen.

TS: Was genau könnte diese Nische sein?

Lehner: Das muss jeder für sich entscheiden. Das könnten indianische Buschtrommeln sein oder auch hochwertige Bergschuhe. Irgendetwas worin ich wirklich gut bin und meinen Kunden einen größeren Mehrwert bieten kann, als einer der großen Anbieter, die das ganze Sortiment abdecken müssen und sich deswegen auf den kleinen Bereich nicht so konzentrieren können.

TS: Das erfordert dann aber auch zwei unterschiedliche Herangehensweisen. Eine für den stationären Handel und eine für das Internet.

Lehner: Das ist richtig. Im stationären Handel brauche ich ein flächendeckendes Produktsortiment. Das kann auch ruhig schwach sein. Im Internet funktioniert dieser Ansatz aber nicht. Und deswegen müssen Sie dafür eigentlich ein zweites Geschäft starten. Eines, dass die Nische bedient und sie darin als Experte positioniert. Diese Ambivalenz ist schwierig. Für den Erfolg im Internet aber unerlässlich.

TS: Herr Lehner, Vielen Dank für das Gespräch.

Anmerkung: Im einem Beitrag, den wir vor ein paar Tagen online gestellt hatten, haben wir bereits kurz über die Stellensuche für den neuen Laden in Mossrain berichtet. Einfach auf diesen Link klicken. Dort steht auch wo man sich bewerben kann und welche Art von Mitarbeiter Bergzeit sucht. Viel Erfolg für die Bewerber.

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