Das Thermometer zeigt jeden Tag zweistellige Temperaturen im Laufe des Tages, dennoch haben wir Mitte November und es ist eigentlich Winter. Die Skigebiete und auch die Langlaufzentren stehen in den Startlöchern und warten bislang vergeblich auf ausreichend weiße Pracht. Der Schnee, der vor wenigen Tagen in den Bergen gefallen ist, ist bereits wieder geschmolzen. Hans Wildermuth von der Wetterstation Schaftlach:
Ja, es ist zurzeit für Mitte November zu warm.
Wildermuth berichtet, dass es beispielsweise am Mittwoch, den 09. November, sechs Grad zu warm gewesen sei. Vorübergehend werde es zwar etwas weniger warm, allerdings gebe es ab dem 12. November einen Wärmeüberschuss von etwa sieben Grad. “Das bleibt auch so über die Mitte des Novembers hinaus”, sagt er. Das liege vor allem an der momentanen stabilen Wetterlage, die eine konstante Südwestströmung über Mitteleuropa verursache und mit der Luft aus dem westlichen Mittelmeerbereich zu uns gelange.
Keine seriösen Schneeprognosen
Der Wetterfrosch erzählt uns auf Nachfrage, dass es keine seriösen Schneeprognosen für den Winter gebe. “Wenn in den Medien doch welche auftauchen, sind das meistens Vorhersagen von Scharlatanen, wie zum Beispiel Personen, die glauben aus bestimmten Pflanzen die Strenge des Winters oder sogar den detaillierten Witterungsverlauf abzuleiten”.
Das sei aber nicht zu verwechseln mit Prognosen der globalen oder polaren Zirkulation, die von Wetterdiensten und wissenschaftlichen Einrichtungen durchgeführt werden. Dazu gehöre auch der immer wieder auftauchende Begriff “EI Nino”, was eine großräumige Wassertemperaturänderung im Pazifik bedeute.
Doch Wildermuth sagt, dass man darauf keine Schneeprognosen für das Oberland ableiten könne, denn Computermodelle rechnen zwar weiter voraus, dennoch sehe das mit einer neuen Rechnung am nächsten Tag wieder ganz anders aus. Wen es interessiert, der kann sich die Wetterkarten trotzdem anschauen.
Klimawandel bestimmt das Wetter
“Der Klimawandel bestimmt bei uns das Wetter, die Witterung und das Klima”, so Wildermuth. Die gesamte Atmosphäre sei ein chaotisches System, in dem bereits kleine Anstöße zu großen Auswirkungen führen. Derzeit gebe es einen globalen Temperaturanstieg von 1,5 bis 2 Grad, “das ist natürlich ein Hammer für die Atmosphäre”. Auch Johannes Hagn, Bürgermeister der Stadt Tegernsee, sagt:
Wir müssen etwas machen. Straßenbeleuchtung auf LED umstellen, Wärmepumpen ausbauen und auf den Dächern kleine Solaranlagen anbringen.
Somit sei alles vom Klimawandel bestimmt, ein örtliches Unwetter oder ein besonders stark ausfallender Monsun auf dem indischen Subkontinent. “Wir hätten einen anderen Wetterverlauf ohne diese Temperaturerhöhung”, äußert Wildermuth.
Statistisch erwarte man bei einer Erhöhung der Temperatur weniger Schnee, besonders im Flachland, was auch deutlich hervortrete. Für höhere Lagen gelte das nicht unbedingt. Liegt die Frostgrenze höher, so schneie es oberhalb trotzdem noch, aber eben nur in höheren Lagen. Außerdem gebe es deftige Ausreisser, wie den Schneewinter 2018/19, als selbst in Schaftlach Schnee mit einer maximalen Höhe von 117 cm lag. Wildermuth bleibt hoffnungsvoll:
Es bleibt also für die Wintersportbetriebe nur zu hoffen, dass es auch in dieser Saison in diese Richtung geht, aber eine Prognose ist nicht möglich.
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