Der seit 1984 im Rettungsdienst tätige Pawlak ist einer der vielen Notärzte im Tal und im Landkreis. Wir durften ihn mal auf seinen aufregenden Fahrten begleiten.
„Verdacht auf Schlaganfall in Wiessee.“ So lautet der Kurztext aus dem Navi. Dann der Ort mit Straße und Hausnummer. Pawlak gibt Gas. Das Blaulicht garantiert ihm freie Fahrt. Jetzt zählt jede Sekunde. Die Integrierte Leitstelle in Rosenheim koordiniert den Einsatz im Hintergrund.
ILS koordiniert auch die Notärzte
Alle Notärzte, Rettungsdienste und Feuerwehren in den Landkreisen Miesbach und Rosenheim sowie in der Stadt Rosenheim fallen in ihr Gebiet. In der ILS laufen die Fäden zusammen. 64 Gemeinden werden betreut. Das sind gut 410.000 Einwohner und eine Fläche von 2.340 Quadratkilometern.
Das Einsatzgebiet der Notärzte ist ebenfalls aufgeteilt. Pawlak fährt von Reitham in der Gemeinde Warngau bis ganz in den Süden von Kreuth an der Landesgrenze. Montag und Dienstag hat er Dienst. Elf niedergelassene Ärzte teilen sich die Dienste auf. Freiwillig in ihrer Freizeit und während der Sprechstunden. Alle sechs Monate treffen sie sich und erarbeiten die Dienstpläne. Hat man Dienst, dann sollte man sich nichts vornehmen. Denn der geht rund um die Uhr.
„Man muss auf alles vorbereitet sein“
Ähnlich wie seine Kollegen verfügt Pawlak über eine umfassende Ausbildung. Der studierte Internist absolvierte zusätzlich eine Ausbildung in der Notfallmedizin. Sie umfasste auch intensivmedizinische Komponenten, die alles abdecken ‒ von Unfall, Schlaganfall, Blutzuckerentgleisung.
Den typischen Notarzt-Tag gibt es nicht. Jeder Tag ist anders. Aber es gibt eine Tendenz zu internistischen Einsätzen. „Unfälle sind nicht das Hauptthema“, berichtet der Gmunder. 60 Prozent der Einsätze seien Schlaganfälle, Herzinfarkte und Blutzuckerentgleisungen, schätzt er. Aber auch auf Geburten, Arbeitsunfälle oder Unfälle muss man gefasst sein. Bei Pawlak ist man in erfahrenen Händen. Seit 1984 ist er im Rettungsdienst, fährt seit Jahren Einsätze.
„Rendezvous“ mit dem Rettungsteam
Seit etlichen Jahren wird im Rettungsdienst im „Rendezvous-System“ gefahren. Während der Notarzt früher auf dem Rettungswagen war, läuft es jetzt getrennt. Der Arzt fährt mit seinem eigenen Wagen und trifft sich am Notfall mit den Sanitätern. Welche Beteiligten notwendig sind, entscheidet die ILS.
Notrufe werden dort mit Priorität 1 behandelt. Am Telefon nimmt ein Mitarbeiter alles auf und speichert es sofort ins Computersystem. Was ist wo passiert, und wer meldet?“ Die fünf W-Fragen müssen immer beantwortet sein, um handeln zu können. Der ILS-Disponent weiß, was zu tun ist. Je nach Art des Meldebildes alarmiert er in Sekundenschnelle das entsprechende Rettungsteam. Der „Verdacht auf Schlaganfall“ ist verschlüsselt und bekommt den Notarzt und einen Rettungsdiensteinsatz RD1.
Notfallkoffer, Medikamente, Defibrillator und viel mehr. Das Notarzt-Auto ist stets bestückt mit Ausstattung. Vieles hat der Notarztförderverein Tegernseer Tal bezahlt. Zu über 1.700 Einsätzen werden die elf Ärzte in etwa jährlich gerufen. Die beiden Notarztwagen des Fördervereins absolvierten dabei mehr als 31.000 Kilometer.
Notdienst ohne Lücke
Kurz bevor Pawlaks Dienst am Dienstag endet, macht er sich bereit zur Übergabe an den Kollegen. „Der Arzt, der Dienst hatte, bringt dem nächsten Piepser und Fahrzeug“, erzählt er. „Das garantiert einen Notdienst ohne Lücke.“ Der Kollege bringt Pawlak zurück in seine Gmunder Praxis. Dort wartet bereits eine ältere Dame auf ihn.
„Nach ihrem Herzinfarkt vor ein paar Jahren war sie nach allen Kriterien tot“, erzählt er – ohne Namen zu nennen natürlich. Jetzt käme sie regelmäßig bei ihm vorbei, ohne Anzeichen eines Schadens durch den Infarkt. „Das sind dann die schönsten Einsätze, wenn man jemanden aus einer aussichtslosen Situation retten konnte.“
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