“Jetzt geht’s erst richtig los!”

Valley gilt in Sachen Asyl als Vorzeige-Gemeinde. Aus kaum einem anderen Ort hört man seltener von Problemen mit Flüchtlingen. Das Produkt intensiver Arbeit, meint der Helferkreis. Wir haben uns mit ihm über die Arbeit im letzten Jahr unterhalten und gefragt, vor welchen Herausforderungen sie nun nach dem Flüchtlingsstrom stehen – denn eins ist sicher: Jetzt fängt die Arbeit erst richtig an.

Nach dem Flüchtlingsstrom: Die Zahlen werden weniger - die Herausforderungen für den Helferkreis indes umso intensiver./ Quelle: picture alliance / dpa
Nach dem Flüchtlingsstrom: Die Zahlen werden weniger – die Herausforderungen für den Helferkreis indes umso intensiver./ Quelle: picture alliance / dpa

Vor zirka einem Jahr bereitete sich der Helferkreis Valley auf die Ankunft der ersten Flüchtlinge in den Containern vor. Damals schien das Interesse am “Helfen-Wollen” groß zu sein – 70 Interessierte zeigten sich in dem 3.100-Seelen-Dorf auf Informationsveranstaltungen. 48 organisierten sich bereits im Helferkreis. Die aktuellen Zahlen sehen etwas anders aus. Marc Tügel, Sprecher des Helferkreises Valley erklärt:

Gestartet sind wir letztes Jahr mit gut 40 Helfern. Der Kreis ist jedoch immer weiter geschrumpft. Das hat verschiedene Gründe: Zum einen ist die anfängliche Euphorie bei vielen schnell verflogen, zum anderen haben wir den Kreis vielleicht nicht gut genug gepflegt. Es gab ab und zu Vollversammlungen und per Email wurden alle Aktiven informiert, was sich so abspielt, aber eine solche Arbeit fordert viel Eigeninitiative und Engagement. Mittlerweile sind wir weniger als zehn Helfer.

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Vor allem aber seien die Anforderungen an die Helfer im Laufe der Zeit gewachsen. Ging es in der Anfangszeit hauptsächlich um Fahrdienste, Einkäufe erledigen, Sprachkurse und Bereitstellen von Fahrrädern, drehe sich die Arbeit heute hautsächlich um “Formulargeschichten”, Arbeits- und Wohnraumbeschaffung, Familiennachzüge und Begleitung bei Amtsgängen. “Und da kennt sich halt auch nicht jeder aus. Wir dachten eigentlich, sind die Asylbewerber einmal anerkannt, kann man sie laufen lassen – aber dann fangen die ganzen Behördengänge ja erst richtig an. Wir sind jetzt für weniger Leute zuständig, aber die brauchen intensivere Hilfe”, so Tügel.

 Im Gegensatz zu vielen anderen Unterkünften, gibt es in den Containern in Valley ruhige Zweierzimmer./ Archivbild
Im Gegensatz zu vielen anderen Unterkünften, gibt es in den Containern in Valley Zweierzimmer, in denen Asylbewerber zur Ruhe kommen können./ Archivbild

Derzeit leben noch 39 Asylbewerber im Container bei Kleinschwaig im Ortsteil Kreuzstraße – Platz wäre für insgesamt 48. Sechs Bewohner sind laut Tügel bereits ausgezogen. Unter den 39 Bewohnern befinden sich auch 15 anerkannte Asylbewerber. Doch wie in den meisten Gemeinden, mangelt es auch in Valley an bezahlbarem Wohnraum und so lasse man die sogenannten “Fehlbeleger” derzeit noch im Container wohnen.

“Echt schwierig” werde es, wenn die Traglufthallen aufgelöst werden. Denn dann werden die Container in Valley wahrscheinlich wieder mit neuen Bewohnern voll ausgelastet, so Tügel.

Auch wenn die Wohnsituation in den Containern hier mit Zweier- bis maximal Viererzimmer besser ist, als in den meisten Unterkünften, sind viele Flüchtlinge nicht glücklich darüber, wieder in Containern zu hausen. Die meisten haben Monate in Turn- und Traglufthallen hinter sich und wollen jetzt endlich ein normales Leben beginnen.

Doch im Ort “rührt sich einiges”, wie Bürgermeister Andreas Hallmannsecker bestätigt. “Die Flüchtlinge kennen sich immer besser aus, demnach werden auch die Fahrdienste weniger.” Manche haben in der Fußballmannschaft Anschluss gefunden und sich dort gut integrieren können. Genauso bei den ehrenamtlichen Sprachkursen: Die Asylbewerber können laut Bürgermeister mittlerweile besser Deutsch sprechen und sich gut verständigen, so wurden die Kurse eingestellt. Auch die Wlan-Tickets, welche die Gemeinde Valley anbietet, würden sehr gut angenommen werden, so Hallmannsecker. Asylbewerber können sich in der Gemeinde sogenannte Wlan-Tickets für zehn Euro abholen (60 Tage Laufzeit) damit sie zum Beispiel mit ihren Familien skypen können.

Valley’s “Vorzeige-Einrichtung”

Dass sich die intensive Arbeit vom Helferkreis lohnt, zeigte ein Ausspruch von Landrat Wolfgang Rzehak, der die Gemeinde laut Tügel als “Vorzeige-Einrichtung” betitelte. Und es ist schon etwas Wahres dran: Von dramatischen Unfällen, Streitereien oder sonstigen Ausschreitungen hört man in Valley selten etwas. “Da bin ich dem Helferkreis auch sehr dankbar, sie leisten gute Arbeit”, so Bürgermeister Hallmannsecker.

“Da sind wir auch relativ stolz drauf”, entgegnet Tügel. Auf die schönste Erinnerung im vergangenem Jahr angesprochen, muss er nicht lange überlegen:

Ein Gänsehauterlebnis ist es, wenn man sieht, dass es funktioniert und die eigene Arbeit Früchte trägt. Wenn ich mich mit einem Flüchtling auf Deutsch unterhalten kann, der anfangs kein einziges Wort über die Lippen bekam, wenn die Leute unsere Angebote annehmen und guten Willen zeigen. Das ist höchst erfreulich.

Natürlich gebe es auch immer ein paar schwarze Schafe, die sich keine Mühe geben und an denen man sich schier die Zähne ausbeiße. Doch zum Glück überwiegen die positiven Eindrücke, zieht Tügel abschließend Resümee.

Am Mittwoch, 21. September,  trifft sich die Gemeinde mit den Mitgliedern des Helferkreises, um gemeinsam zu besprechen, was man verbessern kann und einen allgemeinen Sachstandsbericht abzugeben. “Man muss sich regelmäßig absprechen und dran bleiben und sehen wie es läuft”, so Hallmannsecker.

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