Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee zieht Bilanz für 2022
Jetzt ist auch mal gut mit Krisen

Corona, Ukraine, Inflation, steigende Zinsen – die apokalyptischen Reiter für ein Finanzinstitut wie die Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee. Wie meistert sie diese Herausforderungen? 

“Die Zinswende traf uns massiv, aber nicht unerwartet”, erklärt an diesem Donnerstagmorgen Dr. Martin Mihalovits, Vorsitzender des Vorstandes, im Konferenzraum der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee (KSK-M/T). Noch hängen die alten “Kunstwerke seines Vorgängers an der Wand. “Die kommen weg, die Wand wird weggebrochen”, sagt der Sparkassenmanager. Aus gutem Grund soll an Georg Bromme in diesem Haus nichts mehr erinnern. Lieber schaut man auf das vergangene Jahr. Und hier blicken die Banker der Sparkasse auf ein “solides Geschäftsjahr“ zurück.

Die Bilanzsumme stieg gegenüber dem Vorjahr um knapp 70 Mio. Euro auf rund 2,5 Mrd. Euro. Das Kreditvolumen erhöhte sich um 3,8 Prozent und lag insgesamt bei über 1,8 Mrd. Euro. Aber das lag vornehmlich, so Mihalovits, noch an den Effekten aus dem 1. Halbjahr. Dann sorgte die Zinswende der EZB für deutlich verteuerte Kreditzinsen, eine Herausforderung für die Sparkasse: “Dabei musste unser Haus den Spagat zwischen ihren niedrig verzinsten Langfrist-Engagements aus der Negativzinsphase einerseits und Kundenerwartungen nach Einlagenzinsen andererseits schaffen”, so der Vorstand. Die Menschen warten mit Hauskäufen ab, dennoch sind die Preise für Wohnraum vor allem im Tegernseer Tal hoch – noch.

Der Kunde sitzt auf seinem Geld und wartet ab

Gleichwohl gab es keinen gravierenden Anstieg von pandemiebedingten Pleiten im Landkreis, konstatierte Mihalovits, wobei sich die jedoch die Einlagen reduzierten. Kein Wunder, denn trotz staatlicher Hilfen mussten viele Unternehmen auf ihre Rücklagen in der Krisenzeit zurückgreifen. Die Lieferketten-Engpässe, sowie die hohen Energiepreise im letzten Jahr setzten viele Firmen zu. Da musste nach dem Eingemachten, also den Ersparnissen, gegriffen werden. Die Einlagen der KSK gingen aber nur leicht um knapp 9 Mio. Euro auf 1.915 Mio. Euro zurück. Die Zurückhaltung der Kunden, hervorgerufen durch die verschiedenen Krisen, zeigte sich auch im Wertpapiergeschäft des Instituts. Der Umsatz in diesem Geschäftsbereich sank um 21 Prozent. Fairerweise muss erwähnt werden, dass sich hier vor allem online massive Konkurrenz breitgemacht hat, die es an vielen Stellen leichter als ein öffentlich-rechtliches Organ wie die KSK hat. 

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Kreissparkasse fördert weiter im Landkreis

Ein weiteres Thema für die Kreissparkasse: Nachhaltigkeit. Einerseits in aller Munde, ist der Begriff aber auch allzu schwammig, als dass er klare und nachvollziehbare Konsequenzen für das örtliche Bankgeschäft haben könnte. “Natürlich bieten wir Produkte an, die nachhaltige Unternehmungen unterstützen. Aber soll ich jetzt einem Autohändler, der Verbrenner-Fahrzeuge anbietet, einen Kredit verweigern?”, fragt Mihalovits eher rhetorisch. 

Weiterhin wird trotz herausfordernder Zeiten für die KSK die Förderung vieler Projekte “in Kunst und Kultur, Soziales, Bildung, Sport, Umwelt und Wirtschaft” fortgeführt. Insgesamt, so die KSk, wurden über 400 000 Euro ausgeschüttet. Beispiel: Die Musikschule Schlierach-Leitzachtal wurde mit einer jährlichen Zuwendung von 42 000 Euro bedacht.

Auch die Kreissparkasse ist von den Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung massiv betroffen. “Kunden erwarten eine 24/7-Erreichbarkeit, zum Beispiel bei einem Kreditkartenverlust. Mit fast 13.000 regelmäßigen Nutzern, die ihre Geldgeschäfte über Smartphone oder Tablet abwickeln, wird unsere App gut angenommen”. Die Zugriffsquote auf die virtuelle Sparkassenfiliale ist im Vergleich zum Vorjahr um knapp 37 Prozent auf über 3 Millionen Zugriffe im Gesamtjahr gestiegen. 

Und die Mitarbeiter?

Was passiert aber mit den davon betroffenen Mitarbeitern am Schalter? Weniger Service? Der Bankenboss schüttelt den Kopf. “Der Service verlagert sich, die Ansprüche unserer Kunden haben sich verändert und werden sich weiter verändern”, betont der Vorstandskollege Dr. Udo-Stefan Schlipf, “weniger klassischer Filialbesuch, dafür mehr Beratung nach Feierabend für unsere Kunden.” Immer mehr Digital-Kenntnisse werden auch im Alltag von den Mitarbeitern erwartet. “Wir schulen um, die Mitarbeiter der Zukunft werden ein deutlich höheres IT-Verständnis haben. Zudem: Die Zeiten der festen Öffnungszeiten bei Kreditgesprächen, die sind vorbei”, erklärt Mihalovits.    

Nach wie vor ist die KSK das größte Kreditinstitut im Landkreis, betreut über 116.000 Konten und rangierte 2022 im deutschen Sparkassen-Ranking auf Platz 198 (von 370). Die Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee, das lassen die Zahlen erkennen, hat in wirtschaftlich und politischen schwierigen Zeiten Kurs gehalten. Ihre Lenker zeigen sich geduldig, demütig und erkennen ihre gesellschaftliche Verantwortung. Sehen sich nicht als gefühlte Privatbank mit der Lizenz zum Zocken. Sie ist da, wo sie sein sollte: Im Landkreis für den Landkreis. Nur in einem Punkt humpelt sie der Modernen wohl ein wenig hinterher: 

So modern und nachhaltig der Umbau der Sparkasse gelingt, in einem Punkt schwächelt man auch in Miesbach: Am Donnerstag sitzt der Presse die beiden Vorstände, Dr. Martin Mihalovits und Dr. Udo-Stefan Schlipf gegenüber. Frauen? Fehlanzeige. Am Ende geben die beiden noch eine weitere Personalie bekannt: Sie bekommen Zuwachs im Vorstand: der langjährige Leiter Vorstandsstab wurde zum 1. Mai 2023 zum stellvertretenden Vorstandsmitglied ernannt: Jürgen Rode. 

Mihalovits weiß um die Diversitätsdelle. “Wir haben viele extrem talentierte Frauen im Management. Aber die Zulassung zum Bankenvorstand ist von der Regulierungsbehörde sehr streng gezogen worden. Der neue Kollege Rode musste über zwei Jahre im Kreditgeschäft tätig sein, ist Jurist und kennt unser Geschäft in- und auswendig. Aber ich bin sicher, dass die nächste Vorstandsgeneration schon anders besetzt sein wird.” Dann sind auch Brommes Bilder weg… 

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