Hartl zieht Bilanz

“Agieren – nicht reagieren” – das hat sich der amtierende Bürgermeister der Gemeinde Waakirchen, Sepp Hartl, zum Ziel gesetzt. Die Freie Wählergemeinschaft hatte ihn mit großer Mehrheit im Dezember zum Bürgermeister-Kandidaten ernannt.

Doch wird er das auch bleiben? Rudi Reber heißt Hartls Herausforderer, der ihm am 16. März Stimmen abjagen will. Hartl nimmt’s gelassen und verweist auf die Ergebnisse seiner Amtszeit.

Will auch während der kommenden sechs Jahre Bürgermeister bleiben: Sepp Hartl.

Hartl ist guter Dinge, wenn er an den 16. März denkt. Bewährtes fortführen – so könnte man wohl seine Strategie für die kommenden sechs Jahre bezeichnen. Zumindest wenn er es wieder in den Bürgermeistersessel schaffen sollte. Von dem, was sich Reber und Hartl für die nächste Amtsperiode vorgenommen haben, unterscheiden sie sich kaum. Es sind die Persönlichkeiten und der Politikstil, der die beiden trennt.

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Der demografische Wandel holt uns ein.

Das ist Hartls größte Sorge. Wie Lebensmodelle für die Älteren in Waakirchen aussehen könnten, gelte es nun herauszufinden. Viele plädieren hier für die Errichtung eines Altersheims. Doch die Gemeinde wird nicht der Träger sein – soviel scheint sicher. Nicht nur die Älteren sind Hartl ein Anliegen, sondern auch “die Jungen”. Bezahlbarer Baugrund für Familien müsse geschaffen werden.

Aktuelles Thema bleibt aber auch weiterhin die Verkehrsproblematik. Eine Umgehungsstraße für den Ort fordern Bürger schon seit Längerem. Zudem besteht nach dem Abriss des Gasthof Knabl in Hauserdörfl der Wunsch nach einem großen Saal oder Mehrzweckraum, um Großveranstaltungen stemmen zu können und die dörfliche Gemeinschaft zu stärken. Wie wird sich Waakirchen in den kommenden sechs Jahren entwickeln? Die TS hat Sepp Hartl zum Gespräch getroffen.

Grüß Gott, Herr Hartl. In einer Woche ist Wahlsonntag. Welche Chancen rechnen Sie sich aus, wieder Bürgermeister zu werden?

Sepp Hartl: Ich würde mich natürlich freuen, wenn ich wieder Bürgermeister werde. Ich hoffe, dass ich die Mehrheit bekomme und gehe davon aus, dass es etwa fifty-fifty ausgehen wird.

Sie haben in den letzten sechs Jahren in Ihrer Gemeinde Impulse gesetzt. Was sehen Sie als Ihren größten politischen Erfolg?

Hartl: Als meinen größten Erfolg sehe ich den Bau des Hochbehälters an und natürlich den Kreisverkehr in Häuserdörfl. Aber auch die Ansiedlung des Lanserhofes war wichtig, um am Ort Arbeitsplätze zu schaffen. Daneben konnte Gewerberaum am Brunnenweg und Wohnraum geschaffen werden, zum Beispiel beim “Zirn/am Hag” oder zukünftig am Buchkogel. Der Erwerb des “Bäckavoitl”-Anwesens trägt zur Zukunftssicherung bei. Und die Gemeinde konnte insgesamt in vielen Teilen verschönert werden. Nicht zuletzt ist der Haushalt inzwischen soweit, dass wir mit den Gewerbesteuern weit voraus sind.

Und was hätte besser laufen können?

Hartl: Manches hätte schneller gehen können, aber das ist halt immer so, bei Projekten, wo viele Leute beteiligt sind. Zum Beispiel bei der Ortsverbindungsstraße waren die Grundstücksverhandlungen schwierig. Auch beim Hochbehälter haben wir ein Jahr sozusagen verloren. Eigentlich ist aber alles verhältnismäßig gut gelaufen.

“Agieren statt reagieren”

Bei der FWG-Aufstellungsversammlung im Dezember sagten Sie, Sie wollen agieren – nicht reagieren. Wie haben Sie denn seitdem agiert in Ihrer Gemeinde?

Hartl: Wir sind dabei, den Hochwasserschutz am Angerbach zu verbessern. Der Grunderwerb des Anwesens “Bäckavoitl” ist schon lange unter Dach und Fach. Die geplanten Verbindungsgeh- und Radwege werden vorbereitet. Die Querungshilfe Tegernseer Straße kommt. Beim Thema Leichenhaus Waakirchen laufen gerade die Auftragsvergaben. Und mit den Wasserleitungen nach Piesenkam ist ein Ingenieur betraut, um die richtige Trasse zu finden.

Was ist mit der neuen Veranstaltungshalle?

Hartl: In dieser Sache haben wir gerade mit dem Architekten die Turnhalle angesehen. Eventuell ist ein Umbau machbar, so dass dort Veranstaltungen abgehalten werden könnten.

Und was ist mit den Diskussionen um ein Altenheim – ist da was passiert?

Hartl: Das Altenheim ist ein wichtiges Thema. Allerdings müssen wir erst einmal Wünsche und Bedarf analysieren. Deshalb hat sich der Gemeinderat darauf geeinigt, dass es erst einmal eine Umfrage geben soll. Dass was passieren muss, ist klar. Der demographische Wandel macht es notwendig. Wir haben an die 2.000 ältere Mitbürger in unserer Gemeinde.

Wie stehen Sie eigentlich zum Bauen im Außenbereich? Neulich gab es ja Diskussionen im Gemeinderat, beispielsweise wegen der Allgauer Straße.

Hartl: Unser Flächennutzungsplan gibt nur durch eine Klarstellungssatzung etwas her. Also eigentlich soll nur im Innenbereich verdichtet werden. Ausnahmsweise sollten Möglichkeiten für Einheimische bestehen, sich Wohnraum zu schaffen. Aber nur, wenn das Grundstück in eigenem Besitz ist.

Arbeitsplätze, Gewerbe- und Wohnraum für Alt und Jung

Der Lanserhof ist seit Anfang des Jahres in Betrieb. Ist er so geworden, wie Sie sich das vorgestellt hatten? Wie viele Arbeitsplätze sind eigentlich an Einheimische vergeben worden?

Hartl: Ja, es ist schon so geworden, wie ich mir das vorgestellt hatte. Sie haben sich dort oben an das vereinbarte Vorgehen gehalten und nehmen auch am Dorfgeschehen teil. Zum Beispiel kürzlich beim Ausrichten eines Seniorennachmittags. Meines Wissens sind am Lanserhof zwölf Leute aus unserer Gemeinde beschäftigt. Außerdem sind von den insgesamt 80 Angestellten (Margarethenhof und Lanserhof zusammen) rund die Hälfte aus der Region.

Eigentlich war das aber doch immer so ein zweischneidiges Schwert mit dem Lanserhof. Wann werden eigentlich Steuereinnahmen an die Gemeinde fließen – bei den hohen Investitionen?

Hartl: Ich rechne damit, dass der Lanserhof nach sieben oder acht Jahren Gewinn erwirtschaften wird – und dann auch Gewerbesteuern in unsere Kasse eingehen. Andererseits kommen ja jetzt schon Steuern rein, mit der Einkommenssteuer, die die Angestellten abführen.

Früher hat er eine Gärtnerei geführt – jetzt will er Waakirchen weiterentwickeln.

Das Gelände beim ehemaligen Gasthof Knabl liegt jetzt recht platt da. Hat Hauserdörfl mit dem Verlust des Gasthof Knabl sein Zentrum – oder gar seine Seele – verloren? Wie wollen Sie diesem Ortsteil wieder Leben einhauchen?

Hartl: Der Gasthof Knabl war zuletzt leider gar nicht mehr so aktiv. Ein neues Wirtshaus in Hauserdörfl wird es aber nicht mehr geben. Dort entsteht Wohnraum, auch speziell für Senioren. Ich denke aber, mit den bestehenden Wirtshäusern in den anderen Ortsteilen bietet unsere Gemeinde viele Gelegenheiten, um zusammenzukommen. Und in Hauserdörfl wird sich das auch so wieder beleben.

Kommen wir mal zu Schaftlach: Die Lage um den Bahnhof herum ist prädestiniert als Bauland. Wird man dort noch mehr Bauland freigeben? Wie wollen Sie den inzwischen sehr hohen Grundstückspreisen einen Riegel vorschieben? Kann sich ein Einheimischer das Bauen in Ihrer Gemeinde überhaupt leisten?

Hartl: Die Baulandpreise werden wir nicht aufhalten können. Wir können nur schauen, dass wir es Einheimischen erleichtern, sich Wohnraum zu schaffen. Mit der Siedlung am “Zirn” und am Buchkogel wird sicher das eine oder andere Grundstück im Einheimischenprogramm zur Verfügung stehen. Aber es wird auch diskutiert, güngstigen Wohnraum für junge Familien zu schaffen. Das Gelände hinter dem Bahnhof hat sich die Firma Hiergeist gesichert. Wer weiß, vielleicht wird es dort einmal die Gelegenheit geben, einen Park-and-Ride-Parkplatz anzulegen.

Herausforderer und Amtsinhaber – ähnliche Ziele, anderer Stil?

Ihr Herausforderer Rudi Reber sagte im TS-Interview, dass viele Gruppierungen Kommunalpolitik nur für sechs Jahre machen, dann suche man sich wieder neue Leute. Fühlen Sie sich – mit der FWG – angesprochen?

Hartl: Natürlich will auch die FWG nicht nur für die Wahlen antreten. Wir sind sehr an einer langfristigen, gemeinsamen Kommunalpolitik interessiert. Wir bauen auf unsere Leute. Aber klar verjüngen die sich auch. Das heißt, da gibt es auch mit der Zeit mal Wechsel. Wir haben aber eine gute Mischung. Es ist auch wichtig, dass Ältere mit drin sind wegen dem demographischen Wandel.

Reber selbst strebt ja mit seiner Aktiven Bürgerliste keine Mehrheit im Gemeinderat an. Wie ist das mit Ihnen? Momentan haben Sie – sich selbst eingeschlossen – ja 9 FWG-ler im Gremium sitzen. Wie viele Sitze denken Sie, am 16. März für die FWG erreichen zu können?

Hartl: Ich würde mir wünschen, dass es bei den acht Sitzen bleibt, die wir jetzt haben. Vielleicht sogar einer mehr. Da muss man sehen, wie die neue Gruppierung einschlägt. Keiner wird wahrscheinlich die absolute Mehrheit erreichen. Und überhaupt können wir nur gemeinsam was erreichen.

Ihr Herausforderer ist auch der Meinung, die Transparenz der Gemeindepolitik könnte noch erhöht werden. Machen Sie sich darüber Gedanken?

Hartl: Ich habe bewiesen, dass ich nahe bei den Leuten war, wenn sie mich gebraucht haben: im Kindergarten, bei den Vereinen. Ich bin ungefähr 150 Abende unterwegs gewesen, um die Problemzonen in der Gemeinde zu beruhigen. Mein Ziel ist Bürgernähe und das der FWG auch – sie ist ja eine offene Gemeinschaft. Transparenz ist ja gut, und gerne auch online. Aber wo bleibt die Menschlichkeit? Die Beziehungen der Menschen untereinander? Früher hat man so manches am Gartenzaun ausgemacht.

Manche meinen, Sie würden die Bürger nicht ausreichend beteiligen.

Hartl: Also, ich freue mich immer, wenn die Bürger mitmachen. Ich sage in jeder Bürgerversammlung, die Leute können kommen, wann sie wollen. Wenn mein Auto dasteht, kann man einfach reingehen. Ich bin keiner, der eine Bürgermeistersprechstunde zu einem bestimmten Termin braucht. Jeder kann mich anrufen oder spontan vorbei kommen, wenn er Zeit hat. Die Bürger können ihre Meinung oder ein Veto abgeben, so wie sie das wollen. Leider findet das viel zu wenig statt. Zum Beispiel zu den Gemeinderatssitzungen kommen oft gar keine oder nur wenige Leute. Da hat der Bürger halt auch eine Bringschuld.

Was ist eigentlich mit dem Ratssystem – wann können die Bürger Sitzungsunterlagen online abrufen?

Hartl: Grundsätzlich bin ich da offen. Gerade ist ja die neue Rathaus-Website in Vorbereitung. Ob und wann dann das Ratssystem kommt, damit wird sich der neue Gemeinderat befassen.

Wo sehen Sie Waakirchen in 20 Jahren?

Hartl: Ich sehe eine Ortschaft, die sicher mehr Bürger haben wird. Ich rechne mit einem Anstieg von etwa zehn Prozent. Der Zusammenhalt unter den Leuten wird hoffentlich noch der gleiche sein wie heute. Waakirchen wird sich positiv weiterentwickeln und eine lebenswerte Gemeinde bleiben.

Und wo sehen Sie sich am Abend des 16. März?

Hartl: Ich werde erst im Rathaus sein, dann im Christlwirt und dann werde ich beim Kramerberg-Wirt vorbeischaun.

Herr Hartl, vielen Dank für das Gespräch.

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