Auch Naturkäserei-Chef Hans Leo ist vom Einwegsystem nicht begeistert. Doch eine Waschanlage für Behälter wäre teuer, energieaufwendig, und die Lagerfläche sei nicht da. Seit Jahren denkt Leo über einen umweltfreundlichen Joghurtbecher nach. Ab Frühjahr soll es eine Lösung geben.
Plastikverpackung und Naturkäserei. Eigentlich passen diese zwei Dinge nicht zusammen. Doch bei einigen Produkten, wie den beliebten Joghurts, wird dies seit Verkaufsstart vor vier Jahren praktiziert. Bei einigen Kunden stapeln sich mittlerweile Dutzende Becher. Einkaufen bei der Naturkäserei sollte doch auch ressourcenschonend sein, so ein Stammkunde. Und ein anderer erklärt:
“Nicht nur bei mir stapeln sich diese Becher. Da ich eifriger Verbraucher bin, komme ich sicher auf die 100 Becher im Jahr.”
Seit Langem frage er sich, warum es nicht möglich sein sollte, dass sich Kunden in der Käserei die Milch oder die Joghurts in selbst mitgebrachten Behältnisse einfüllen können. Das, so der Geschäftsführer der Naturkäserei Hans Leo, sei allerdings bei den Bestimmungen in Deutschland nicht umsetzbar.
Manche andere Läden würde es zwar anbieten, dass Kunden die Produkte in ihre mitgebrachten Behälter abfüllen können. Doch das sei aus hygienerechtlichen Gründen als Hersteller verboten, wie Leo betont:
Wir werden veterinärrechtlich sehr streng überwacht.
Warum die Naturkäserei ihre Produkte in die sperrigen Becher abfüllt, die nicht wiederbefüllbar sind, sondern über die Gelbe Tonne entsorgt werden müssen, hat einen Grund. Der PE-Becher – als Kompromisslösung entstanden – soll vor allem stabil sein, sodass dem Kunden nicht gleich der Joghurt ausläuft, wenn er seinen Einkauf verstaut. Doch Leo nimmt Verbraucheranregungen ernst, die zu einer umweltfreundlicheren Verpackung auffordern.
Maisstärkebecher als Lösung?
Den Vorwurf von Kundenseite, dass die Plastikbehälter sich bis zum Dach stapeln würden, hört er dabei nicht zum ersten Mal. Deshalb waren schon etliche Lösungen für einen umweltfreundlicheren Becher im Gespräch. Als beste Lösung hatte sich laut Leo zuerst ein Maisstärkebecher herauskristallisiert. Dieser sogenannte Bio-Kunststoff könne nach Gebrauch über den Kompost – bei etwa 60 Grad – dem Wertstoffkreislauf rückgeführt werden. Doch bei genauerem Recherchieren kam Leo dann das Ganze wie eine “Öko-Lüge” vor.
Der Mais, aus dem der Stärkebecher gewonnen wird, stammt fast ausschließlich aus Nord- beziehungweise Lateinamerika. Produziert wird der Becher dann aus den vorgefertigten Folien in Frankreich. Damit legt der Rohstoff eine halbe Weltreise zurück, bevor er am Kreuther Reißenbichlweg ankommt. Zudem könne nicht ausgeschlossen, dass der Mais gentechnisch verändert wurde und dass Pestizide eingesetzt werden. So sei man nach längerer Recherche vom Maisstärkebecher wieder weggekommen.
Auch eine weitere Idee hat sich inzwischen zerschlagen. Ursprünglich fand Leo den Becher, den auch “Berchtesgadener Land” für seinen Jogurt verwendet, geeignet für die Naturkäserei. Doch bei genauerem Hinsehen fiel den Verantwortlichen auf, dass die Idee des Bechers nicht aufgeht. Eigentlich sollten Verbraucher nach dem Aufessen die Papierbanderole von dem kleinen Plastikbecher abrollen und dann beides getrennt recyceln.
Doch die Kunden seien, so zumindest Leos Interpretation, damit überfordert und würden alles einfach in den Restmüll werfen. Deshalb sei man jetzt dahin gekommen, dass man Joghurt zukünftig in Pappbecher abfüllen wird. Diese Becher können vom Verbraucher dann einfach über das Altpapier entsorgt werden. Ganz genau steht noch nicht fest, wann der “Öko-Becher” kommt. Hans Leo schätzt, dass es im Frühjahr klappen wird. Spätestens dann sollte das Plastikmüllproblem, mindestens für den Joghurt, gelöst sein. Die Kunden wird das freuen.
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