Jetzt ging es schneller als gedacht: Erst gestern hatten wir über das langwierige Genehmigungsverfahren berichtet, das die Gmunder Asylbewerber daran hinderte, im Gut Kaltenbrunn zu arbeiten. Doch wie aus Kreisen des Helferkreises zu erfahren war, konnten die ersten nun schon anfangen.
Demnach hätten sieben der zwölf Asylbewerber nun ihre Papiere erhalten und dürften ab jetzt in dem Biergarten arbeiten. Bei den anderen fünf Flüchtlingen sind hingegen noch einige Fragen zu klären. Für sie bleibt die Situation wie bisher.
Ursprünglicher Artikel vom 30. Juni 2015 mit der Überschrift: „Kaltenbrunn: Arbeit für Asylbewerber“
Die Hürden zur Arbeit sind hoch. Doch immer mehr Asylbewerber finden im Tal eine Beschäftigung. Die Gmunder Asylbewerber beispielsweise könnten bald im Biergarten von Gut Kaltenbrunn helfen: Als Spüler und Tischabräumer.
„Wir wollten den Asylbewerbern aus Gmund eine sinnvolle Beschäftigung anbieten und ihnen die Chance geben, sich etwas dazu zu verdienen“, sagt Jürgen Welter, Pressesprecher des neu eröffneten Biergartens „Gut Kaltenbrunn“. Damit möchte er den Menschen helfen, aus ihrem Alltag in der Asylbewerberunterkunft heraus zu kommen. „Wenn man den ganzen Tag nichts machen kann, fühlt man sich nicht gut“, meint er.
Am liebsten wäre es ihm, wenn andere Unternehmen es ihm gleich täten. Aber bei Asylbewerbern, deren Verfahren seit weniger als vier Jahren läuft, müssen zuerst die Behörden entscheiden, ob sie eine Arbeitserlaubnis bekommen. Die zehn Personen, mit denen das Gut Kaltenbrunn schon Arbeitsverträge hat, warten noch immer auf den Bescheid der Behörden.
Deutsche und EU-Ausländer haben Vorrang
In der Regel dauert es etwa sechs Wochen, bis die Arbeitsagentur entscheidet, weiß Mürvet Kasap, Pressesprecherin der Arbeitsagentur München. Arbeiten dürfen Asylbewerber erst ab dem vierten Monat ihres Aufenthalts. Wenn es sich – wie im Fall Kaltenbrunn – nicht um einen spezialisierten Beruf handelt, für den eine Fachkraft nötig ist, führt die Arbeitsagentur zudem eine sogenannte Vorrangprüfung durch.
„Die Stelle wird öffentlich ausgeschrieben und dem Arbeitgeber werden weitere geeignete Bewerber vorgeschlagen, die Vorrang haben, weil sie Deutsche oder EU-Bürger sind“, sagt Kasap. Vier Wochen dauert diese Phase. Findet sich in dieser Zeit kein geeigneter vorrangiger Bewerber, kann die Arbeitsagentur der Beschäftigung der Asylbewerber zustimmen. Die Bearbeitungszeit dafür dauert in der Regel weitere zwei Wochen: „Meistens schaffen wir das schneller“, so Kasap.
Ein-Euro-Jobs bei der Gemeinde ohne Prüfung
Im Falle der Gmunder Asylbewerber könnte also bald eine Entscheidung fallen. Vor ein paar Wochen seien die Anträge gestellt worden, sagt Jürgen Welte. Ganz genau kann er es auf Nachfrage nicht sagen. Bis die Genehmigungen da sind, bleiben die bereits geschlossenen Arbeitsverträge auch gültig, sagt er. Man braucht also nur ein wenig Geduld: „In der Gastronomie haben wir ja immer genug zu tun und Bedarf an Arbeitskräften.“
Auch im restlichen Tegernseer Tal arbeiten Asylbewerber: In Bad Wiessee sitzt eine Frau aus Afghanistan beim Badepark an der Kasse. In Kreuth beispielsweise hilft seit einiger Zeit ein Mann aus dem Iran im Bauhof. „Etwa drei Wochen hat es gedauert, bis die Erlaubnis da war“, sagt Bürgermeister Josef Bierschneider auf Anfrage.
In dieser Woche habe Bierschneider zudem einen zweiten Antrag gestellt, um eine weitere Asylbewerberin auf dem Bauhof zu beschäftigen. Weil es sich hier aber um einen Ein-Euro-Job bei der Gemeinde handelt, musste nicht geprüft werden, ob andere Bewerber Vorrang haben.
Unsicherheit für Arbeitgeber und Chance für die Asylbewerber
Allerdings sei es für Arbeitgeber eine unsichere Entscheidung, Asylbewerber dauerhaft einzustellen, sagt Johannes Hagn, Bürgermeister in Tegernsee. Denn man wisse nicht, wie lange die Verfahren dauerten und ob die Menschen am Ort blieben: „Wenn sie anerkannt werden, kann es sein, dass sie woanders hinziehen.“
Manche suchen sich einen Ort mit einer Gemeinschaft der eigenen Nationalität, oder sie ziehen zu Familienmitgliedern, die woanders in Deutschland untergebracht sind. Da müssten die Arbeitgeber je nach Einzelfall entscheiden, sagt er.
Für die Asylbewerber soll die Arbeit in Kaltenbrunn ein Einstieg sein, sagt Jürgen Welte. Er wolle sie nicht in der Küche verstecken. Man solle sie schon sehen, und auch mit ihnen in Kontakt treten können. Außerdem müsse es nicht beim Spülen und Tische abräumen bleiben: „Wenn jemand mehr arbeiten will, könnte man ihm auch eine Vollzeitstelle anbieten“, sagt Welte.
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