Kampf dem illegalen LKW-Verkehr

Lkw reiht sich an Lkw: Kann es sein, dass der Schwerverkehr im Tal zugenommen hat? Eine Vermutung, die einen bei der Durchfahrt in Gmund oder auch in Tegernsee – vor allem nachts – desöfteren überkommt. Zu recht?

Dicht an dicht reihen sich die Lkws am Gmunder Berg. Zufall oder Ergebnis einer stetigen Zunahme?
Dicht an dicht reihen sich die Lkws am Gmunder Berg. Manche haben eine Sondergenehmigung um durchs Tal zu fahren. / Beispielbild

Sie werden als Krachmacher, Luftverpester und Sicherheitsrisiko dargestellt. Seit jeher haben Lkw mit einem großen Negativimage zu kämpfen. Auch im Tal werden die Giganten der Straßen kritisch beäugt. In einer Ferienregion, die mit Schlagworten wie Ruhe und Ländlichkeit wirbt, gehören Trucks eher zu den Störenfrieden.

Und wenn dann auch noch mehrere Lkw-Züge hintereinander gesichtet werden, fühlt man sich schnell in der Annahme bestätigt, dass der Schwerverkehr zugenommen habe. Doch was ist dran an der Vermutung? Keine Frage, das Thema Verkehrsbelastung ist sensibel und eines bei dem Verstand und Gefühl nicht immer konform gehen.

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Tegernsee will es wissen

In Tegernsee wurden daher jüngst verschiedene Vorschläge diskutiert, um den Verkehr besser zu steuern. Eine Idee ist es beispielsweise, nachts die grundsätzliche Geschwindigkeit auf Tempo 30 zu drosseln. Somit könnten Autofahrer tagsüber weiterhin mit 50 durch die Stadt fahren – lediglich in den Stunden, in denen die Nachtruhe gestört wird, würde die Geschwindigkeit verringert werden.

Ein weiterer Vorschlag ist es, die Ampeln im Ortskern auf die Geschwindigkeit der Fahrer auszurichten. So soll die Ampel immer dann auf rot schalten, wenn jemand besonders schnell durch die Stadt prescht. Doch auch diese sogenannten „Bremsampeln“ sind in Deutschland nicht zulässig. Befürwortet wird von den Behörden dagegen lärmmindernder Asphalt.

Mehr als 7,5 Tonnen kommen hier nicht rein

Und auch der eingangs angesprochene LKW-Verkehr wurde unter die Lupe genommen – besonders nachts. Für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen gibt es ein grundsätzliches Fahrverbot in beiden Fahrtrichtungen. Nachtfahrverbot besteht für alle LKW, zudem ein Fahrverbot für den Transitverkehr.

Bei der Polizeiinspektion Bad Wiessee, die von Berufs wegen ein Auge auf die Brummifahrer haben sollte, ist der Standpunkt klar: „Einen signifikanten Anstieg haben wir nicht beobachtet“, das erklärte der stellvertretende Dienststellenleiter Roman Hörfurter vor zwei Monaten auf Nachfrage gegenüber der TS. Dabei ist für Hörfurter die Rechtslage klar.

Für Lkw über 7,5 Tonnen gilt: Sie sind nur mit Sondergenehmigung berechtigt ins Tal zu fahren.

Das Verbot betrifft sowohl Fahrer für die Süd-Nord-Route aus Holzkirchen kommend ab Kreuzstraße als auch für die Nord-Süd-Verbindung aus Achenkirch kommend mit Fahrtziel Tegernsee. Ausgenommen ist von 6 bis 22 Uhr der Lieferverkehr.

Doch Ausnahmen gibt es auch hier. Einige LKW besitzen Sondergenehmigungen, die es ihnen erlauben, beispielsweise montags schon ab vier Uhr Früh durchs Tal zu fahren. Das bestätigt auch die Kontrolle der Polizei in der Stadt Tegernsee. „Da seien lediglich einige Holzlaster gegen 4 Uhr morgens die Ausnahme“, so Tegernsees Bürgermeister Johannes Hagn.

“Davon wache ich nachts fünfmal auf”

Eine Aussage, die Stadtrat Rudolf Gritsch (CSU) nicht genügt, denn das höre man von den Bürgern anders. Die sprechen von einem deutlich stärkeren LKW-Verkehr. „Als Anwohner kann ich das auch bestätigen“, so Hagn. Gritsch erklärt dazu, er wache nachts teilweise fünfmal auf und betont:

Die Behörde soll uns zeigen, wie sie zu der Einschätzung kommt, dass hier wenig LKW-Verkehr herrscht.

Dabei liegen die Zahlen beispielweise aus dem vergangenen Jahr bereits vor. Ende März erklärte Tegernsees Bürgermeister Johannes Hagn, dass eine Steigerung der Verkehrsbelastung durch Schwerlastverkehr nicht nachweisbar sei. Demnach fuhren 2015 300 Lkw am Tag durch die Stadt, während es 2010 374, beziehungsweise 2005 301 Lkw waren.

Vermutung: Binnenverkehr

Doch woher kommt dann der Eindruck, es würden in den letzten Jahren mehr LKW durch das Tal fahren? Eine Vermutung hat der Gmunder Verkehrsexperte Anton Grafwallner. Er beobachtet durchaus einen regen Lkw-Verkehr am Tegernsee und spricht dabei von „hausgemachten Problemen“. Was er damit meint: Es handele sich um Binnenverkehr. Die vielen Bautätigkeiten rund um den See hätten das ausgelöst.

Auch in Tegernsee wird der Verkehr immer dichtet - vor allem der LKW-Verkehr soll nun geprüft werden
Wird der LKW-Verkehr in Tegernsee immer dichter?

Eine Vermutung, die auch der Gmunder Spediteur Andreas Schubert bestätigen kann. Dabei erklärte Schubert vor zwei Monaten auf die Frage, ob der Transitverkehr Mitschuld an der Verkehrsbelastung durch LKW sei:

Das Tegernseer Tal als Schleichweg zu benutzen, ist aus meiner Sicht völlig unwirtschaftlich. Ich selbst bin mindestens eine halbe Stunde schneller, wenn ich die Route über die Inntal-Autobahn nehme, anstatt mich über die Berge zu quälen.

Und auch der umgekehrte Weg über den Achenpass sei für ihn keine Option. „Lieber stehe ich zehn Minuten beim Grenzübergang in Kiefersfelden im Stau. Dafür bin ich in der Summe schneller und habe einen geringeren Dieselverbrauch.“

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