5 Versicherungen, die Sie nicht brauchen:
Kann das weg?

Sie wollen Ihr Leben im Griff haben und versichern sich deshalb? Wann das klug ist – unser Autor und Jurist, Ralf Beckmann, hat eine klare Empfehlung.

Und schnell unterschreiben. Versicherungen wissen um unsere Ängste. Foto: Unsplash / Gabrielle Henderson

Als langjähriger Rechtsanwalt und ehemaliger Mitarbeiter einer großen Versicherung weiß ich, dass die Argumente der Versicherer sehr überzeugend sind. So überzeugend, dass man sich Ihnen kaum entziehen kann. Aber ist das eine oder andere Produkt wirklich geeignet? Ich habe Ihnen deshalb mein ganz persönliches Ranking zusammengestellt. Es basiert auf meiner Erfahrung und juristischer Einordnung – sprich, das ist meine ganz persönliche Meinung.

#1: Die Lebensversicherung

Auf Platz 1 steht für mich immer noch die (kapitalgebundene) Lebensversicherung. Warum? Teuer! Der sogenannte Sparanteil ist für viele unübersichtlich, also kommt es auf Ihre Motivation an: Sie haben als junge Eltern vielleicht Angst vor einem Ausfall des Familieneinkommens durch den Tod des Hauptverdieners? Der Spareffekt steht im Hintergrund? Warum dann eine „normale“ Lebensversicherung für beispielsweise 200 Euro monatlich kaufen? Das Todesfallrisiko können sie für wenige Euro in einer Risikolebensversicherung absichern. Sparen können sie – mit einer besseren Verzinsung – woanders. Also, Finger weg! Zumindest, wenn es Ihnen nur um die Absicherung des Todesfallrisikos geht.

#2: Die Handy-Versicherung

Wird gern in Handyläden verkauft. Aus juristischer Sicht gibt es meines Erachtens zu viele Fallen, die gegen eine derartige Versicherung sprechen. Es gibt beispielsweise sogenannte “Obliegenheiten” bei Diebstahl. Damit sind sie dazu angehalten, nicht leichtfertig mit ihrem Smartphone umzugehen. Auch und gerade, weil es versichert ist. Wird etwa das Smartphone sichtbar im Auto oder auf dem Strandtuch liegengelassen und dann gestohlen, kann die Versicherung die Leistung ablehnen. Aber was ist sichtbar im Auto? Ist das Smartphone zufällig aus Ihrer Tasche auf den Sitz gerutscht? Das gilt schnell als leichtfertig. Auch wenn Sie plötzlich auf dem Weihnachtsmarkt feststellen, das Smartphone ist weg. War es der Taschendieb? Oder ist es einfach nur aus der Tasche gefallen? Sie denken, mit der Versicherung sind auf der sicheren Seite. Im Zweifel (der Versicherung) müssen sie den Diebstahl beweisen.

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In einigen Fällen reicht übrigens ihre Hausratversicherung, beispielsweise bei Einbruchdiebstahl in der Wohnung. Damit benötigen sie keine besondere Handy-Versicherung. Kann also auch weg.

#3: Die Drohnenhaftpflichtversicherung

Auf Platz 3 wird es ganz modern, nämlich mit der Drohnenhaftpflichtversicherung für die private Nutzung. Selbst am Tegernsee habe ich schon junge Leute so ein Ding durch die Lüfte steuern sehen. Vielen ist aber nicht klar, dass es nach dem Luftfahrtgesetz Pflicht ist, auch für die private Nutzung einer Drohne eine Haftpflichtversicherung zu unterhalten. Oftmals sind derartige Flugobjekte aber bereits in der privaten Haftpflichtversicherung mitversichert. Also erstmal nachfragen bei der Haftpflichtversicherung. Das kann also manchmal weg, weil bereits Versicherungsschutz besteht.

#4: Die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU)

Ich will nicht in Abrede stellen, dass eine derartige Versicherung segensreich sein kann, wenn man einen schweren Unfall in jungen Jahren hat oder schwer erkrankt. Man sollte aber genau abklären, was man für sein Geld bekommt. Das Lesen des Kleingedruckten ist hier besonders wichtig. Beispielsweise gibt es viele Berufe, die man trotz “Unfall” weiter bestreiten kann, respektive muss. Beispiel: Erblindung. Viele Menschen gehen davon aus, dass sie bei einer Erblindung oder starken Sehbehinderung berufsunfähig sind. Das kommt jedoch ganz auf den Beruf an. Als Rechtsanwältin oder Steuerberater? Eventuell. Der Tischler? Vermutlich schwierig. Das Lesen der Versicherungsbedingungen ist also der erste Schritt. Was diese Versicherung in meinem Ranking nach oben bringt, ist der Umstand, dass diese Versicherung oft als Anhang zur Kapitallebensversicherung verkauft wird. Dabei gibt es auch die sogenannte BU als reine Risikoversicherung, ohne den teuren Anhang Lebensversicherung. Sie kann als Anhängsel zur Lebensversicherung weg.

#5: Die Glasbruchversicherung

Platz 5 im heutigen Ranking. Die Glasbruchversicherung kommt gleich mit Einschränkungen. Sind sie Mieter einer Wohnung? Warum ist das wichtig? Weil Glasbruch, aus Laiensicht, sich hauptsächlich auf Glas der Fenster und Terrassentüren bezieht. Diese sind aber bereits in der Wohngebäudeversicherung mitversichert. Eine Versicherung, die der Hauseigentümer praktisch immer unterhält. Wieso also nochmals dafür als Mieter bezahlen, wenn man bereits versichert ist? An zusätzlichem Schutz bietet die Glasbruchversicherung als Anhang zur Hausratversicherung nur Schutz, wenn das Glas im Falle von Einbruch oder Vandalismus zu Bruch geht. Toll, denkt man als Mieterin, das geht schon in Ordnung für die 30 oder 40 Euro jährlich. Aber: wieso sollten Sie als Mieter dafür verantwortlich sein, wenn irgendwelche Vandalen Ihre Terrassentür mit einem Stein einwerfen? Wieso sollten Sie neues Glas in der Terrassentür bezahlen, wenn zufällig bei Ihnen eingebrochen wird? Müssen sie auch nicht. Deshalb, das kann weg! Es sei denn, Sie legen Wert darauf, dass auch die Glaseinsätze in Ihrem Wohnzimmerschrank und die Glasplatte am Wohnzimmertisch versichert sind.

Fazit: Die muss sein: die Haftpflichversicherung

Es gibt wirklich viele, ja sehr viele Risiken von enormer finanzieller Tragweite – für Sie und Ihre Familie. Beispiel: Sie nehmen als Fußgänger am Straßenverkehr teil. Ohne eine private Haftpflichtversicherung ist es ihr finanzielles Risiko, wenn es zu einem Unfall kommt – einen Sachschaden von 150.000 Euro zahlt man nicht aus der Portokasse. Sie haben eine Katze, die raus darf? Auch sie kann Unfälle im Straßenverkehr auslösen und die damit verbundenen Schäden landen in ihrem Geldbeutel. Die Katze ist zumeist in der privaten Haftpflichtversicherung mitversichert. Oder: Eine Unachtsamkeit führt zu einem Wohnungsbrand in Ihrer gemieteten Wohnung. Nicht nur Ihre Wohnung ist betroffen, sondern das ganze Haus, die anderen Mieter etc. Dazu summieren sich die Kosten für die Feuerwehr und die Hotelübernachtungen der anderen Mieter. Wer kann sich das leisten? Kaum jemand – deshalb ist eine private Haftpflicht eine sinnvolle Investition. Die 100 Euro im Jahr, teils auch deutlich weniger, sind sehr gut angelegt.




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