„Katzendraller“ – das etwas andere Buch

„A bissal vadraht“ – „a bissal skurril“ – „a bissal anders“. „Katzendraller“ ist ein besonderes Buch – für besondere Menschen.

Der Kriminalroman ist ein lebensnahes Abbild einer Zeit, in der Menschen noch zusammenkamen durch Intuition und Zufall und manchmal auch durch Telepathie.

Das Buch der etwas anderen Art - von Günther Frühmorgen
Das Buch der etwas anderen Art – von Günther Frühmorgen

Sommer 1971. Eigentlich beginnt alles ganz normal in Günther Frühmorgens Kriminalgeschichte „Katzendraller“. Und doch wird es schnell ziemlich skurril:

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Roßbreit sitzt die Nacht auf Flammendickicht. Ein Neumond rollt über den Himmel, ungesehen. Lutz Bomhard hockt in Zittergras. Zieht einen Ziegelzacken aus der Erde. Zerdeppert sein Zippo.

Ganz Bayern hat keinen Strom mehr. Es kommen Außerirdische, heißt es. Ganz nebenbei passiert ein Bankraub. Die Hauptdarsteller werden schnell klar in Günther Frühmorgens Kriminalgeschichte.

Hauptdarsteller und Handlung

Hans Hummel, der Elektriker, der bei den Isar-Amper-Werken arbeitet, hat den Stromausfall absichtlich ausgelöst. Die Bomhard-Bande raubt eine Hypo aus und entführt den Bankdirektor Ray – oder?

Die Tochter von Bäda Jaschik, dem Bandenführer – die Hilfsschülerin Hanni – bringt den Polizeiobermeister namens „Bum“ auf die Spur. Mit einem drecklackenbraunen 190er Diesel, dunkelgrünen Polizei-VWs und einem Tegernsee-Dampfer verfolgen sie Bäda Jaschik, den Bankräuber.

Während Hans Hummel ins Weltall morst, entspinnt sich sämtliche Kommunikation zwischen den Hauptpersonen um die Bomhardbrüder herum dabei in brettelbreitem Boarisch:

Mir ham a Geisel in Ihra Bank, kemman’S her! Vatz hebt die 08 an den Hörer. – Wia tiaf is eigentlich da Katzendraller? murmelt Reh. – Da is a Goidkistn neigfoin, 1792 – so wia i des lies. – Ned tiaf, sagt Vatz. Aba ob des Goid überhaupt no im Katzendraller liegt?

Doch wo soll man das Gold suchen, das beim „Katzendraller“ sein soll? An der Isar? Oder am Tegernsee? Die Geschichte wird mehr und mehr zu einem Strudel, der den Polizeiobermeister völlig aus der Bahn wirft. Was genau der Katzendraller sein soll und wo er sich befindet, dieses Geheimnis wird vielleicht erst ganz zum Schluss gelüftet.

Bis zur letzten Buchseite hat der Autor für seine Leser viel versponnen. Vorausgesetzt, ich (die Redakteurin) habe das Buch richtig verstanden, versucht Frühmorgen nahe zu bringen, dass wir als unschuldige Lebewesen geboren werden, um gleich danach schon manipuliert zu werden und dass es im Prinzip viel gesünder ist, aus dieser Tretmühle auszusteigen, sich selbst zu entdecken und auch mal entgegen der Meinungen anderer zu agieren.

Die Mittel des Autors

Der Autor entwirft ein lebensnahes Zeitbild der Siebziger Jahre. So lebensnah, dass mir (der Redakteurin) die geschilderten Ereignisse und Stimmungen buchstäblich in größter Lebendigkeit vor Augen stehen.

Alle Mittel der Versinnbildlichung sind dem Autor recht, um seine Geschichte darzustellen. Bildgewaltige Worte, authentische Serifenschrift, unberechenbarer Witz und Auszüge aus Songtexten von Mungo Jerry, Freddy Quinn bis hin zu Deep Purple.

Als er die Siebziger erlebte, wurde er gerade volljährig. „1971 waren Menschen noch nicht angepasst, noch nicht von Konsum und Gier verprägt,“ schreibt der Autor selbst in seiner Buchbeschreibung. „Alle erlebten jede Sekunde ihren eigenen Typ, kein MTV oder global internet machte sie gleich. Menschen kamen zusammen durch Intuition und Telepathie anstatt durchs Handy.“

Der Roman ist ein Stück Zeitgeschichte, aber für den Leser sehr fordernd. Witzig, aber ganz anders als andere Bücher. Bewusst werden Mord und Gräuel vermieden. „Damit beschäftigen sich andere Krimi-Autoren genug“, findet Frühmorgen.

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