Die Gmunderin hat Landschaftsbau studiert und bis heute einen großen Erfahrungsschatz im Gartenbau gesammelt. Wir sitzen am massiven Holztisch auf der Terrasse im Gmunder Einfamilienhaus ihrer Familie. Ihre beiden Jungs fetzen um uns herum und schauen neugierig, was wir machen. Die 33-Jährige zeigt mir kleine, zarte Pflänzchen. „Das sind Johannisbeertomaten“, erklärt sie und ihre Augen blitzen dabei.
Die besonderen Sorten einer besonderen Gärtnerin
Es sind die besonderen Sorten, die es der Gründerin der Gmunder „Keimzeit“ angetan haben. Besondere Tomaten. Besondere Karotten. Besondere Getreidesorten. Doch ihr ganzes Herz gehört den Bohnen. Maria Haslauer hat sich darauf spezialisiert, Gemüsesaatgut herzustellen.
Etwa 150 Pflanzen braucht sie, meint sie, um im Sommer und Herbst eine ordentliche Ernte zu haben. Das Gemüse, das nicht die Familie aufisst, bleibt also so lange in den Beeten stehen, bis die Pflanzen zum Absamen bereit sind. Dann holt sie das kostbare Gut heraus und füllt es in liebevoll gestaltete und beschriftete Tütchen ab.
Fertig verpackt kann man ihre Samen dann bei kleinen Händlern wie Christian Wieser in Miesbach oder in Oberbuchbergers Hofladen im Gmunder Ortsteil Gasse erwerben. Maria gehört zu den kleinen Produzenten, die mit großen Ideen die Welt ein Stückchen besser machen wollen.
Am Anfang stand die Wildblume
Expandieren will sie nicht. Sie will klein bleiben. Eventuelle Partnerschaften mit Gleichgesinnten zerschlugen sich. Deshalb macht sie einfach allein das Anziehen der Gemüsesamen, so hat sie es beschlossen. Immer genau soviel, wie sie neben ihrer Tätigkeit im familieneigenen Planungsbüro und neben der Familie gerade schafft.
Angefangen hatte sie nicht mit Gemüse. Sondern mit Wildblumen. Nach dem Studium hatte sie einen Referenten kennengelernt, der ihr den Anbau von Wildblumen beibrachte, sie anwarb als Anbaupartner für das Oberland. Maria sammelte also Wildblumensamen – viele Sorten, die man auf den Wiesen hier findet – und vermehrte sie auf ihrem eigenen Acker in Gmund.
Sie dachte daran, damit ein Zeichen zu setzen und neue Wege für die hiesigen Landwirte aufzuzeigen, denn der Wildblumenanbau scheint auch wirtschaftlich ein zweites Standbein für Bauern bieten zu können. Doch Maria machte den Wildblumenanbau nicht lange. Die Arbeit war zu schwer:
Ich habe es körperlich nicht gepackt.
Seitdem stehen Ananaskirsche, Andenbeere, die Tomate „Zahnrad“, der „Neuseeländerspinat“, der „Ölkürbis“ und viele andere in ihrem Gewächshaus und warten auf einen warmen Sommer. Maria ist auf Gemüsesorten umgestiegen. „Ich möchte das ausprobieren, habe ich gesagt“. Und es hat funktioniert. Maria bringt fast nicht soviel Saatgut her, wie an Nachfrage da ist.
„Ich mache es aus Überzeugung“. Dieses Rezept ist aufgegangen. Dabei ist ihr besonders wichtig, ihr Wissen an andere weiterzugeben. Deshalb sind manchmal Schulklassen bei ihr am Gelände. Oder sie hält Vorträge und Workshops. „Anbauen ist das wichtigste auf der Welt“, so findet Maria. Wenn man das mal gemacht hat, einen Samen zu setzen und es kommt was dabei raus, dann geht einem das Herz auf.
60 bis 70 Sorten hat Maria auf ihrer Bestelliste. Unter anderem auch viel Getreide, weil Maria als Vegetarierin davon selbst viel isst. Auf Tierfreiheit achtet sie deshalb auch beim Anbau. So findet man bei ihr keinen Mist und keine Hornspäne in den Beeten. Und natürlich auch keine Samentütchen aus dem Supermarkt.
Gleiches wünscht sie sich auch von anderen. „Weg vom Supermarktständer.“ Dahin sollten die Leute kommen. Sie sollten sich unabhängiger machen und lieber mehr selbermachen. Gerade in Zeiten des Klimawandels und der extremen Wetterumschwünge braucht es viele Sorten, um einem Ernteausfall vorzubeugen. Denn die eine Sorte kann dann das auffangen, was an anderen weggefallen ist. Deshalb findet die Gmunderin voller Überzeugung: „Es ist nicht egal, dass ich immer dieselbe Karottensorte kaufe.“
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