Dabei wurde klar: nicht alle sind mit dem Ergebnis zufrieden. Kritik gibt es vor allem an der dichten Bebauung bei dem Gigaprojekt. Doch die Verantwortlichen wollten jetzt keine grundsätzlichen Änderungen an den Plänen mehr zulassen.
Der alte Gemeinderat hatte bereits viel Vorarbeit geleistet. Die Änderungen der vergangenen Sitzung vom Frühjahr wurden eingearbeitet. Bürgermeister Leonhard Wöhr (CSU) versprach dennoch „ergebnisoffen“ an die Entscheidung heranzugehen.
Im Prinzip erfülle das neue Konzept alle geforderten Vorgaben: Dorfcafé, Mehrgenerationen- und Familienwohnen sowie Freiräume. Kriterien, die im Laufe der fünf Jahre Planungszeit entwickelt worden waren, wie Ex-Bürgermeister Michael Pelzer (FWG) erklärte.
Wohnkonzept für die Zukunft
Geplant sind 44 Reihen-und Doppelhäuser sowie sieben Mehrgenerationenhäuser. Diese werden rund um die Dorfanger platziert, der sich als grünes Band durch das Gelände zwischen Klosterweg und J.-B.-Zimmermann-Straße zieht.
Zudem soll für die Nahversorgung auch ein Supermarkt entstehen. Den Plänen zufolge soll er im Norden angesiedelt werden und damit als Schallschutz dienen. Für eine verträgliche Optik wurde die Idee entwickelt, das rund 2.500 Quadratmeter große Gebäude unter einer Grasnarbe zu verstecken.
Angesichts der zu erwartenden Alterspyramide seien Mehrgenerationenhäuser „die Wohnform der Zukunft“, erklärt Max von Bredow, der die Pläne des Investors Quest AG vorstellte. Angedacht sind 70 Wohnungen in verschiedenen Größen von superkleinen Appartements für Singles oder Senioren bis hin zu größeren Wohnungen für Familien mit rund hundert Quadratmetern.
Die Vorgabe lautete, so Pelzer, Reihenhäuser zu entwickeln, die nicht wie „aneinandergereihten Scheiben aussehen, sondern Mut zu neuen Bauformen zu entwickeln“. Vorgeschlagen wurde vom Planerteam ein Ensemble aus vier oder fünf Häusern in einem Baukörper.
„Kein gesundes Wachstum“
Dennoch waren einige Räte mit der Bebauungsdichte nicht einverstanden. Peter Thoma von „Wir in der Gemeinde Weyarn“ (WIGW) kritisierte die Bebauung als zu beengt: „Die Erhöhung auf 114 Wohneinheiten, das ist mir einfach zu groß.“
Und auch Sebastian Meyer (WIGW) monierte, dass die Anzahl der Wohneinheiten deutlich zugenommen habe. Üblich sei ein Zuwachs von 10 Prozent der Dorfbevölkerung, um eine gute Integration in das Dorfleben zu gewährleisten. „Das ist kein gesundes Wachstum“, ist Meyer überzeugt.
Die Argumentation, dass durch die dichte Bebauung auch mehr bezahlbarer Wohnraum für Einheimische geschaffen werde, lässt Meyer nicht gelten. Schließlich würden nur wenige Weyarner Familien davon profitieren. „Preise von über 4.500 Euro pro Quadratmeter kann eben nicht jeder bezahlen“, so der Gemeinderat.
Umstritten bei den Gemeindevertretern war auch der gestalterische Mischung Ansatz, traditionell-bayerische Holzelemente mit modernen großen Glasflächen zu kombinieren. Kornelia Schlickenrieder (WIGW) befürchtete, dass spätere Bauherren gleiche Rechte beanspruchen würden. Franz Demmelmeier (SPD) dagegen versteht die Fensterflächen in den Mehrgenerationenhäusern als optisches Erkennungszeichen der kommunikativen Räume.
Angerwiese für alle Bürger
Betty Mehrer (SPD) und Kornelia Schlickenrieder machten sich zudem darüber Sorgen, wie abgeschlossen die neuen Wohneinheiten von dem restlichen Dorf sein werden. Soll der Anger zukünftig nur für die Anwohner in den neuen Wohnungen frei sein? Aus ihrer Sicht nicht. „Gerade für die bisherigen Anlieger ist der Weg über den neuen Anger oft die beste Verbindung. Besonders zum neuen Supermarkt“, meinte Mehrer.
Die Ortsplaner konnten jedoch in diesem Punkt beruhigen. Die Grünfläche in der Mitte soll eine Verbindung zwischen den Höfen, aber eben auch für alle Anlieger darstellen. Noch nicht geklärt sei allerdings, ob die Angerwiese mit an den Investor verkauft wird oder im Besitz der Gemeinde verbleibt, erläutert Meyer auf Anfrage. Er persönlich plädiere dafür, die gesamte Fläche zu verkaufen, da sonst langfristig Kosten für die Gemeinde entstünden.
„Grundsätzlich seien Umplanungen denkbar“, meinte Bürgermeister Wöhr angesichts mancher Einwände. Aber letztlich halte er ein „komplettes Neuaufsetzen des Projekts für problematisch und vor allem für zu teuer“.
Pelzer weist Kritik zurück
Nach langen, zum Teil sehr detailreichen Diskussionen wurde der geänderte Bebauungsplan für den Klosteranger letztlich durchgewinkt, wenn auch mit drei Gegenstimmen. Die Vertreter der WIGW, die sich für das Bürgerbegehren stark gemacht hatten, beschwerten sich im Nachgang jedoch über die Vorgehensweise.
Ihre im Laufe des Verfahrens vorgebrachten Argumente seien letztlich sämtlich nicht gewürdigt worden. Ex-Bürgermeister Pelzer wies eine solche Kritik jedoch entschieden zurück. Es sei falsch, dass das Gigaprojekt nun unter Zeitdruck abgesegnet werden musste. Sämtliche Kriterien seien im Vorfeld in vielen Bürgerversammlungen besprochen worden.
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