“Wir haben die Notbremse gezogen”, erklärt der Leiter des Wasserwirtschaftsamts Rosenheim Paul Geisenhofer. Denn, nach einer eingehenden Kosten-Nutzen-Analyse, sei man zu ernüchternden Ergebnissen gekommen. Es lohnt sich einfach nicht. Das Projekt sei höchst unwirtschaftlich.
Die Grundidee war, vor einem großen Hochwasser den Tegernsee moderat absenken zu können, damit er auf einem niedrigeren, natürlichen Niveau bleibt. Folglich wären dann Hochwasser weniger heftig ausgefallen und geringere Schäden bei der Anwohnerbebauung entstanden. Ein weiteres Ziel war es, den Abfluss im Mangfalltal zu reduzieren und somit die dortigen Anwohner zu entlasten.
Erste Überlegungen und eine Machbarkeitsstudie hierzu hatte es bereits im Jahr 2003 gegeben. Von oberster Stelle wurden dann einige Einschränkungen vorgegeben, nämlich eine selten mögliche und kurze Steuerung des Wasserspiegels sowie Pegelveränderungen, welche sich nur im natürlichen Schwankungsbereich des Sees bewegen durften.
Kosten beinahe dreimal so hoch, wie veranschlagt
Der letzte Planungsstand sah vor, für die notwendige Absenkung des Seewasserspiegels eine sogenannte Druckleitung unter der Mangfall zu verlegen und das Schuhmacherwehr umzubauen. Mit den – aufgrund der Umsetzung der nötigen Kompromisse – vorgesehenen Planänderungen und den mittlerweile vorliegenden detaillierteren Untersuchungen stiegen die Baukosten von den ursprünglich geplanten fünf Millionen Euro auf aktuell 14,3 Millionen Euro an.
Bei näherer Untersuchung fiel zudem auf, dass der Baugrund im gesamten Bereich in Gmund, vom Seeauslauf bis zum Schuhmacherwehr, in äußerst schlechtem Zustand war, was eine weitere Kostensteigerung zur Folge hatte. Um von einer wirtschaftlich sinnvollen Maßnahme sprechen zu können, hätte der über die gesamte Lebensdauer des Bauwerkes ermittelte Projektnutzen höher sein müssen als die anfallenden Projektkosten. Dies konnte allerdings nicht annähernd erreicht werden.
Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass die Projektkosten rund viermal so hoch sind wie der Projektnutzen,
stellte Geisenhofer fest. Ein vollwertiger Hochwasserschutz am See ist somit nicht möglich. Anwohner können nur durch Eigenvorsorge eine Reduzierung der Schäden und Gefahren erwirken. Gmunds Bürgermeister Alfons Besel zeigte sich erleichtert über den Entschluss. Seine Gemeinde hatte im vergangenen Jahr ernsthafte Bedenken bezüglich einer Störung des Ortsbildes und dem Bau der Druckleitung durch das Mangfallbett geäußert.
Ihm werden nun einige Sorgen genommen, besonders im Bereich des Nordufers, da dieser „sensibler Bereich“ durch die Bebauungsmaßnahmen doch sehr gefährdet gewesen sei. Generell habe er Sorge um das Ökosystem See gehabt, denn er halte es für eine eher schlechte Idee einen natürlichen See regulieren zu wollen, so Besel.
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