Im Herbst 2014 ging ein Aufschrei durch die Marktgemeinde. Am Naturdenkmal „Steindlallee“ wurde eine uralte Sommerlinde gefällt. Der Baum war krank, stellte sich heraus.
Martina Lewald-Brudi vom Landratsamt Miesbach ist als Baumsachverständige für die Steindlallee und den Kogel in Holzkirchen zuständig. Die rund 130 Jahre alte Lindenallee ist ausgewiesenes Naturdenkmal. Aus naturschutzfachlicher Sicht wäre sie sehr wertvoll, so Lewald-Brudi. Ziel ihrer Tätigkeit ist es daher, die Allee weiterhin zu erhalten und zu schützen.
Einzelne Bäume des Naherholungsgebietes weisen jedoch hin und wieder Schäden auf. “Das Landratsamt sieht sich hier im Konflikt zwischen Baumerhalt und Verkehrssicherungspflicht”, erklärte Bürgermeister Olaf von Löwis (CSU) daher schon im Herbst. Durch die vielen Spaziergänger herrscht an der Allee, die zum Kogel führt, ein „hoher Nutzungsdruck“, weiß Lewald-Brudi. So erfolgt meist nur Totholzbeseitigung. Ist ein Baum jedoch von einem Schädling befallen, muss er gefällt werden. So auch eine Sommerlinde vergangenen Herbst.
Aufwändige Instandhaltung der Naturdenkmäler
Die Instandhaltung des Naturdenkmals lässt sich das Landratsamt Zeit und Geld kosten. Zweimal im Jahr werden Regelkontrollen an der Allee und am Kogel durchgeführt und die Ergebnisse in einem Baumkataster festgehalten. “Falls im Rahmen der Regelkontrolle die Verkehrssicherheit eines Baumes nicht beurteilt werden kann, werden eingehende Untersuchungen beauftragt, zum Teil auch selbst durchgeführt”, beschreibt Lewald-Brudi das Vorgehen.
So waren es in den letzten zehn Jahren nur zwei Bäume, die aufgrund von „erheblichen Schäden“ gefällt werden mussten. Dazu zählt die Sommerlinde im vergangenen November. Eine weitere wurde wegen eines Sturmbruchs entfernt. Vier Bäume habe man indessen nachgepflanzt. „Mit hoher Wahrscheinlichkeit“ kann die Sachverständige Fällungen für 2015 ausschließen. Kommenden Herbst will sie zudem drei weitere Linden an der Allee pflanzen lassen.
Großer Aufschrei
An Transparenz zeigt man sich interessiert. “Baumfrevel” will man sich auf dem Landratsamt nicht vorwerfen lassen. Auf Wunsch einer Holzkirchner „Baumfreundin“ habe Lewald-Brudi im Dezember gemeinsam mit ihr und dem Holzkirchner Bauhofleiter Peter Heiss die „Lücken“ in der Kogelallee besichtigt. Die Lücken seien aber bereits über zehn Jahre alt gewesen.
Besonders wenn es um Baumfällarbeiten an den Naturdenkmälern geht, ist der Aufschrei unter den Bürgern immer groß. Die Anwohner kennen jeden Baum seit Kindestagen an. In Zukunft will die Sachverständige die Öffentlichkeit bereits im Vorfeld vor unvermeidbaren Fällungen informieren und so Missverständnisse verhindern.
Informationstafeln an der Kogelallee, wie sie sich viele „Baumfreunde“ wünschen würden, wären derzeit allerdings aus Kapazitätsgründen von Seiten der Naturschutzbehörde aber nicht umsetzbar, heißt es aus dem Landratsamt.
Erzürnt über die gefällte Linde, kam unter Holzkirchner Naturschützern im Herbst wieder die Frage nach einer Baumschutzverordnung auf. Dies wäre ein gemeindlicher Beschluss, der deshalb aus rein rechtlicher Sicht keinen Einfluss auf das Naturdenkmal hätte. Es sei denn natürlich, das Naturdenkmal würde „entwidmet“ werden.
Diese Entwidmung wäre zwar noch nicht offiziell diskutiert worden, stehe aber schon länger im Raum, erklärt Bürgermeister Löwis auf Nachfrage. Primär gehe es hierbei um die Kosten- und Verkehrssicherungspflicht und wer sie übernehmen soll, meint er. Derzeit liegt diese Pflicht beim Landratsamt. „Zieht sich Holzkirchen den Schuh an und übernimmt auch die Haftung?“, müsse sich die Gemeinde laut Löwis dann die Frage stellen.
Naturschützer fürchten Südumgehung
Das Landratsamt jedenfalls scheint seinen Aufgabenbereich an die Holzkirchner nur zu gern abgeben zu wollen. Die Steindlallee ist von diesen Überlegungen aber ausgenommen. Sie bleibe laut Löwis auf jeden Fall ein Naturdenkmal. Allein für die Entwidmung des Naturdenkmals „Kogel“ gebe es Überlegungen, teilte der Bürgermeister gestern Abend dem Gemeinderat mit.
Morgen steht zudem eine Begehung des Kogels zusammen mit den zuständigen Ämtern sowie Holzkirchens Drittem Bürgermeister Robert Wiechmann an. In Anbetracht der geplanten Südumgehung hegen viele Naturschützer schlimme Befürchtungen für den Bereich Kogel und die Steindlallee. Notfalls wollen sie auf die Barrikaden gehen, versicherten Insider gegenüber der Holzkirchner Stimme.
Gegen jede Umgehungsstraße oder ähnlich ‚Schiarches‘ werden wir den Kogel verteidigen.
Dies kündigte der gelernte Förster Löwis gestern in der Gemeinderatssitzung selbst an. Etwaige Gerüchte wies er vehement zurück. In „keinster Weise“ wäre die Umwidmung im Sinne der Südumgehung angedacht. Mit der Umfahrung hätten die Überlegungen „überhaupt nichts“ zu tun, stellt von Löwis auf Nachfrage gegenüber der HS klar. Für ihn steht fest: egal was passiert, das „Kleinod“ – Kogel und Steindlallee – muss in „naturnaher Weise erhalten bleiben“.
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