Alles zum TBC-Fall in Otterfinger Kita

Wie konnte das passieren und was bedeutet eine Tuberkulose-Infektion für die betroffenen Kinder? Diese und zahlreiche andere Fragen brennen nicht nur den Eltern, sondern auch vielen Bürgern angesichts des Otterfinger TBC-Fall unter den Nägeln.

Wir haben Antworten auf die wichtigsten Fragen zusammengestellt. Darunter auch der Mythos von der ausgerotteten Tuberkulose.

So sieht der Erreger Mycobacterium tuberculosis aus / Bild: lifeline.de
So sieht der Erreger Mycobacterium tuberculosis aus / Bild: lifeline.de

Wie viele Personen sind tatsächlich erkrankt?

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An offener Tuberkulose ist nur die Kinderpflegerin erkrankt. Sie war die einzige Quelle, so die Ärztin Heike Hergenröder vom Gesundheitsamt Miesbach. Nach aktuellen Angaben waren vier Kinder der betroffenen Kindertageseinrichtung zu Untersuchungen in einer Fachklinik in Wangen im Allgäu. Mittlerweile sind zwei von ihnen wieder entlassen. Bei beiden anderen laufen noch Untersuchungen.

Sind auch Kinder der Kitas an Tuberkulose erkrankt?

Das lässt sich derzeit noch nicht abschließend sagen. Wie das Landratsamt Miesbach erklärt hatten sich vier Kinder der betroffenen Kindertageseinrichtung zu Untersuchungen in eine Fachklinik im Allgäu begeben. Zwei sind bereits wieder entlassen worden. Bei zwei Kindern sind die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen.

Wie kann es sein, dass die offene TBC bei der Erzieherin 6 Monate lang nicht diagnostiziert wurde?

Die an offener TBC erkrankte Frau hatte als kleines Kind bereits Tuberkulose, die als ausgeheilt galt. Nun kam es offensichtlich zu einer sog. Postprimär-Tuberkulose (Tbc), die ohne erneute Ansteckung erfolgen kann, so das Landratsamt Miesbach. Die Patientin, die seit geraumer Zeit hüstelte, konsultiert mehrfach Ärzte. Da die Krankheit bei uns als so gut wie ausgestorben gilt, wurde offenbar keine Reaktivierung einer Tbc in Erwägung gezogen. Dass es um eine offene Tbc handelt, ergab ein Computertomogramm (das zur Klinikaufnahme führte) und der mikroskopische Nachweis von Tbc-Bakterien im Auswurf.

Wann und wie sind die Eltern informiert worden?

Eine erste Elterninformation vom Gesundheitsamt gab es wegen der bevorstehenden Ferien vorsorglich am Freitag, noch bevor die Erkrankung offiziell gemeldet worden war. Die offizielle Bestätigung wurde von der zuständigen Fachklinik am Dienstag bekanntgegeben. Nach Eintreffen des Mikroskopiebefundes konnten die Eltern wegen der Urlaubszeit nur noch brieflich informiert werden.

Wie geht das Gesundheitsamt in so einem Fall vor?

Generell gibt das Gesundheitsamt laut eigener Aussage nur Empfehlungen ab. Die medizinischen Fachleute schlagen eine Auswahl an möglichen Maßnahmen vor. Die Abwägung und Entscheidung, was am besten im Einzelfall zu tun ist, sollte dann der behandelnde Arzt treffen. Doch letztlich liegt die Entscheidung eigenverantwortlich bei den Eltern.

Wie äußert sich TBC im Frühstadium – welche Symptome muss man beachten?

Die Symptomatik war in diesem Fall kein starker Husten, sondern eher ein Hüsteln, wie es typisch für diese Krankheit ist. Zusätzlich trat allerdings auch eine verdächtige Gewichtsabnahme auf. Weitere auffällige Symptome sind beispielsweise Nachtschweiß.

Welche Maßnahmen werden empfohlen?

Als erster Schritt wird eine Röntgenuntersuchung nahegelegt, bei der man die sog. „Schatten auf der Lunge“ feststellen kann. Der zweite Schritt ist ein Haut-Tuberkulintest, der ebenfalls als Sofortmaßnahme empfohlen wird. Als dritte Phase gilt eine vorbeugende Einnahme von Antibiotika über einen längeren Zeitraum.

Wie funktioniert der Hauttest, dem sich die Kinder unterziehen sollten, und was sagt er aus?

Der Tuberkulintest ist eine eigenständige Untersuchung, die als (Antigen)-Einspritzung flach unter die Haut erfolgt. Die früheren “Stempeltests“ werden nach Angaben des Landratsamtes nicht mehr durchgeführt. Nach sechs bis acht Wochen nach dem Erstkontakt wird üblicherweise ein zweiter Hauttest durchgeführt. Sollte er Verdachtsmomente ergeben, wird zur weiteren Abklärung ein Bluttest, der exaktere Ergebnisse liefert, herangezogen.

Wie funktioniert eine vorbeugende Behandlung?

Sie versucht medikamentös Bakterien abzutöten, bevor sie im Körper aktiv werden können. Allen Kindern der Kinderkrippe, des Kindergartens und des Montessori-Hauses ist die Einnahme der Prophylaxe empfohlen worden. Personal, Eltern und Geschwisterkinder sind ausgenommen.

Wie kann die Krankheit behandelt werden?

Meistens werden starke Antibiotika eingesetzt, die konsequent über ein halbes Jahr genommen werden müssen – auch wenn es aussieht, als sei man „über den Berg“.

Gibt es einen Unterschied im Umgang mit einer möglichen Erkrankung bei Kindern und Erwachsenen?

Ja. Bei Erwachsenen ist das Immunsystem wesentlich stabiler. Das bedeutet, dass bei ihnen das Testen erst nach 6 bis 8 Wochen nach dem Erstkontakt erfolgt – nicht sofort wie bei den Kindern.

Heike Hergenröder, Ärztin beim Gesundheitsamt Miesbach, stellte sich am Dienstag Abend den zahlreichen Fragen der Eltern.
Heike Hergenröder, Ärztin im Gesundheitsamt, stellte sich am Dienstag Abend den zahlreichen Fragen der Eltern.

Können sich Kinder von Kindern infizieren?

Nein. Zum einen, weil die Kinder gar nicht erkrankt sind und somit nicht anstecken können, so die Ärztin Heike Hergenröder beim Infoabend am Dienstag. Zum anderen nicht, weil der Luftausstoß von Kindern – und damit auch die Ansteckungsgefahr – zu gering ist.

Wie erfolgt eine Infektion?

Eine Infektion kann nur von Mensch zu Mensch, durch direkten intensiven oder längeren persönlichen Kontakt ausgelöst werden. Allerdings stecken sich nicht alle Kontaktpersonen an.

Wie hoch ist die Ansteckungsgefahr noch?

„Eltern können ihre Kinder wieder ohne Bedenken in die Kindertageseinrichtung schicken“, erklärt der Leiter des Gesundheitsamts, Dr. Michael Wohlfahrt, ausdrücklich. Es bestehe keinerlei Ansteckungsgefahr. Um die Unsicherheiten zu nehmen, will das Gesundheitsamt auch weiter für Fragen zur Verfügung stehen.

Wie oft tritt Tuberkulose heutzutage bei uns auf?

Heute geht man in Deutschland von rund fünf Fällen auf 100.000 Einwohner aus. Das bedeutet im Landkreis Miesbach, der rund 95.000 Einwohner hat, ca. vier bis fünf Fälle.

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