Es gibt Momente, da muss man eine Wahl treffen”, schrieb die Hortleiterin Anfang April den Eltern, die ihre Kinder in den Horten der Caritas in Holzkirchen betreuen lassen, in einem gemeinsamen Brief mit der Kreisgeschäftsführerin Beate Haslinger-Naß.
Sie will nicht namentlich genannt werden. In dem Schreiben erklärt sie, dass ihr Ausscheiden aus der Hortleitung nichts mit ihrer Arbeit, dem Hort, den Kindern, den Eltern oder dem Caritas-Zentrum Miesbach zu tun habe, sondern lediglich durch ihre private Entscheidung begründet ist.
Haslinger-Naß drückt in dem Schreiben ihren Respekt und ihre Anerkennung für die Entscheidung der Hortleiterin aus: “Die ihr immer bekannten Konsequenzen, die ihre Entscheidung nach sich zieht, tragen wir mit.”
Beteiligte äußern sich nicht
Zu dem Vorgang selbst, wer wem gekündigt hat und wie es dazu kam, will sich das Caritas-Zentrum Miesbach auf Nachfrage der Holzkirchner Stimme aufgrund von Persönlichkeitsrechten nicht äußern. Auch die Hortleiterin selbst verweist auf unsere Anfrage an ihren Noch-Arbeitgeber, dem Caritas-Zentrum Miesbach.
Schweigen auch im Diözesanverband München. Hier beruft man sich ebenfalls auf die Persönlichkeitsrechte der Hortleiterin. Zum grundsätzlichen Verhältnis der Caritas-Verbände und homosexuellen Mitarbeitenden schreibt man:
Die Grundordnung des kirchlichen Dienstes im Rahmen kirchlicher Arbeitsverhältnisse gilt auch für die Mitarbeitenden der Caritasverbände in Deutschland. Sie macht keine Aussage zur sexuellen Orientierung eines Menschen und schließt damit homosexuelle Mitarbeitende nicht aus. Allerdings schließt die Grundordnung bei eingetragenen Lebenspartnerschaften eine Tätigkeit als Führungskraft, vor allem auch im erzieherischen Dienst, aus.
“Das hat mit der Auffassung der katholischen Kirche von “Ehe” zu tun”, erläutert Adelheid Utters-Adam, Pressesprecherin des Diözesenverbands München. Von Führungskräften werde in der Grundordnung eine höhere Loyalitätspflicht erwartet. Die zugrunde liegende Grundordnung sei in Artikel 140 Grundgesetz verankert. Zudem habe das Bundesverfassungsgericht deren Rechtmäßigkeit in Einzelfällen bisher bestätigt, sagt sie.
Eltern reagieren mit Unverständnis
Dennoch stieß die Nachricht, dass die Hortleiterin ausscheidet, bei den Eltern auf Unverständnis: “Das ist diskriminierend”, sagt eine Mutter gegenüber der HS. Eine andere erklärt, dass sie erst durch den Brief von der sexuellen Ausrichtung der Hortleiterin erfahren habe. Diese habe in ihrer Arbeit keine Rolle gespielt: “Es ist nicht schön, wenn man aufgrund einer Liebe herausgeschmissen wird.”
Mich regt das auf. Wir sind doch nicht mehr im Mittelalter.
Sie sei selbst Katholikin. Ihre Tochter empfange heuer die Kommunion. Doch bei solchen Nachrichten überlege sie ernsthaft, aus der Kirche auszutreten.
Manche fragen sich auch, wie es danach mit dem Hort weitergehen wird. Die Arbeit der scheidenden Hortleiterin wird von vielen Eltern gelobt: “Seit sie die Hortleitung inne hat, hat sich vieles gebessert”, so eine Mutter. Fachkräfte wie sie seien zudem selten: “Die fallen ja nicht vom Himmel”, sagt ein Vater. Es werde schwierig werden jemanden für die Hortleitung zu finden.
Bis eine Nachfolge gefunden ist, soll der Betrieb für Eltern und Kinder “reibungslos weiter gehen”, wurde in dem Brief angekündigt. Die scheidende Leiterin und das Team werden alles dafür tun. Sie habe die Zeit im Hort mit den Kindern als sehr wertvoll erlebt, und werde die Gespräche und andere nähere Begegnungen in guter Erinnerung behalten.
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