Weyarn:
Klettern und Bouldern gegen Depressionen

Therapeutisches Klettern: eine neue Kombination aus bewegtem und mentalem Training soll die Lebensqualität bei Depressionen verbessern. Im Kletterzentrum Weyarn gibt es hierzu Angebote.

Hinter einer Depression steckt mehr als triste Stimmung in der dunklen Jahreszeit. Foto: Carolin Blazek

Zahlen über Depressionen

Circa 20 Prozent der Deutschen sind im Laufe ihres Lebens mit einer psychischen Belastung konfrontiert, so schreiben es die Veranstalterinnen des Konzeptes Klettern und Therapie auf ihrer Webseite. Bis sich Betroffene professionelle Hilfe holen, vergeht Zeit: bis zu 20 Monate. Währenddessen erkranken weitere 20 Prozent der deutschen Bevölkerung, so die These.

Auch wenn es hierzu noch keine ärztliche Diagnose gibt. Die Wartezeiten auf Therapieplätze sind lang und Psychologen haben kaum freien Kapazitäten. Was sind die Anzeichen? 80 Prozent der Menschen ziehen sich zurück, vernachlässigen den Kontakt zu Freundinnen und Freunden. Sie sind oftmals gefangen in ihrer negativen Gedankenspirale und können sich selbst nicht daraus befreien. Die These, dass durch Corona sich die Zahl der Erkrankten gestiegen ist, kann die Pressesprecherin der Deutschen Depressionshilfe allerdings nicht bestätigen.

Was ist eine Depression?

Depressionen und psychische Erkrankungen in der heutigen Zeit sind sehr weit verbreitet. 5,3 Millionen der erwachsenen Deutschen zwischen 18 und 79 Jahren sind in Deutschland an Depressionen erkrankt, so die Zahlen der Deutschen Stiftung für Depressionshilfe. Depressionen gehören zu den häufigsten und hinsichtlich ihrer Schwere auch zu den am meisten unterschätzten Krankheiten. Auf die gesamte Lebensspanne gesehen erkrankt jeder 5. bis 6. Erwachsene einmal in seinem Leben an einer Depression. Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer. Aus medizinischer Sicht ist sie eine ernste Erkrankung, die das Denken, Fühlen, Handeln der depressiv erkrankten Person massiv beeinflusst. Alleine können sich Erkrankte nicht von ihrer gedrückten Stimmung befreien. Sie sind antriebslos und verfolgen negative Gedanken. Auf keinen Fall handelt es sich um eine schlechte Lebensphase, die jeder und jede mal durchmacht.

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Kriterien einer Depression

Je nach Schwere der Erkrankung können folgende Symptome vorhanden sein: die Betroffenen verspüren keine Freude und Interesse, sie sind niedergeschlagen, können nicht schlafen, sind unkonzentriert, antriebslos und haben ein geringes Selbstwertgefühl. Wenn mindestens fünf dieser Symptome zusammenkommen, und das über einen Zeitraum von mehr als zwei Wochen; dann spricht man von einer Depression. Je nach Schwere der Erkrankung existieren leichte, mittelgradige oder schwere Depressionen.

Die Kletterwand: ein Spiegel  

Klettern und Bouldern sollen helfen, weil man sich hier sehr fokussieren muss. Das Gedankenkarussell wird gestoppt, schreiben die Veranstalterinnen. Auch lernen die Kursteilnehmer, mit Stress besser umzugehen und steigern dadurch ihr Selbstvertrauen.

Larissa Kranisch und Sabrina Höflinger bieten zahlreiche Kurse im Raum Rosenheim, München sowie in Weyarn an. Sie sind beide schon seit vielen Jahren mit dem Thema Klettern und Bouldern vertraut. Sabrina Höflinger ist Sportpsychologin. Larissa ist Klettertherapeutin, Coach und Heilpraktikerin für Psychotherapie.

Ihr Kurs-Kletter-Konzept basiert auf einer 2017 durchgeführten Studie der Uni Erlangen am Standort Weyarn. Thema: “Klettern und Stimmung”. Ergebnis der Studie? Bouldern kann genauso wie eine Verhaltenstherapie wirken. Diese wichtige Erkenntnis gab den beiden Gründerinnen den Anstoß, daraus ein Kurskonzept zu entwickeln. Es ist bekannt, dass es wenig Therapieplätze für an Depression erkrankte Menschen gibt und umso wichtiger ist es, neue Wege zu gehen und Alternativen anbieten zu können.

„Die Kletterwand wirkt wie ein Spiegel, denn an der Wand zeigen sich oftmals die gleichen Verhaltensmuster wie im Alltag“,

Die Kletterwand wirkt wie ein Spiegel, denn an der Wand zeigen sich oftmals die gleichen Verhaltensmuster wie im Alltag“, so beschreiben die beiden in ihrem Flyer “Bouldern gegen Depressionen” die Wirkung des Kletterns auf die Psyche.

Jedoch können ebenso andere Ausdauersportarten, wie Joggen oder Radfahren, helfen: “Da weiß man, dass diese die Depressionsbehandlung unterstützen können … und das hat zwei Gründe, zum einen werden diese Sportaktivitäten in der Gemeinschaft ausgeführt. Zum anderen wirkt sich Sport positiv aus, denn alles, was müde macht, ist gut. Denn Depressionen gehen ja oftmals mit Schlafstörungen einher”, erläutert die Pressesprecherin der Deutschen Depressionshilfe. Sport ist damit ein wichtiger, therapieunterstützender Baustein.

Selbstbewusst durch Klettern

Klettern verbessert nicht nur das eigene Körpergefühl, sondern schenkt einem wieder mehr Vitalität und Selbstvertrauen. Sehr konzentriert muss man dabei immer sein, sodass andere Gedanken es schwer haben. Wer hier seine Grenzen austestet, kann diese im Alltag auch mal verschieben. Das Selbstwertgefühl steigt und man bekommt wieder mehr Zutrauen. Ebenso wird bei diesen Kursen in der Gruppe diskutiert und sich ausgetauscht, vor allem mit Gleichgesinnten. Ein wichtiger Aspekt.

Weitere Informationen zu den Standorten Weyarn, Bad Aibling, Rosenheim und München gibt es hier.

Erste Hilfe für die Seele


0800/655 3000- erste Hilfe für die Seele
In seelischen Krisen und Notfällen wendet euch an den Krisendienst Psychiatrie Oberbayern. Die kostenfreie Telefonnummer ist rund um die Uhr erreichbar. Mehr Informationen findet ihr unter Krisendienst Oberbayern.
Weitere Informationen zu Depressionen auch unter Depressionshilfe Deutschland.

Fachlich moderiertes Online-Forum zum Erfahrungsaustausch unter Diskussionsforum Depression. Für Familien gibt es Hilfe unter BAPK-Hilfe für Angehörige oder beim Familiencoach.

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