Klimawandel: Eine Herausforderung für den Wintersport

Der Klimawandel macht dem Wintersporttourismus zu schaffen. In einer groß angelegten Studie hat der bayerische Rundfunk die Klima- und Tourismusdaten von über hundert Gemeinden im Voralpenraum ausgewertet: Ein Lagebericht, der weit in die Zukunft blicken lässt.

Bild: Pixabay.com © chrisaram2 CC0 1.0

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Für Freunde des Wintersports konnte die Urlaubsplanung in den letzten Jahren schnell zur Zitterpartie werden. Denn durch den Klimawandel fangen die Winter immer später an und hören früher auf, und der Schnee ist ein unzuverlässiger Gast geworden. Statt wie früher den Winterurlaub lange im Voraus zu buchen, sind die Wintersportfans daher dazu übergegangen, auf den Schnee zu warten und sich dann blitzschnell Lastminute-Angebote zu sichern.

Die Betreiber der Skigebiete sehen hingegen ihre Umsätze immer weiter dahinschmelzen. Eine Lösung sehen viele Betreiber in Schneekanonen. Doch wie lange wird der Wintersport noch gegen die stetig steigenden Temperaturen aufrecht zu erhalten sein?

Mit Schneekanonen gegen die Erderwärmung

Laut dem Klimareport des bayerischen Umweltministeriums wird es im Freistaat bis zum Ende des Jahrhunderts 4,5 Grad wärmer werden. In 50 Jahren sollen die Alpen viel weniger Schneebedeckt sein und es soll rund 60 Schneetage weniger geben. Schon die letzten Jahre waren für einige Skigebiete kritisch: Die Skisaison 2013/14 ist fast komplett ins Wasser gefallen und letztes Jahr gab es zwar Schnee, aber erst Ende Januar.

Um dem Klimawandel zu trotzen, setzen die Skigebiete auf Hochtechnologie. Früher wurden Schneekanonen nur zur Pistenkorrektur eingesetzt, doch seit 2005 die Umweltrichtlinien gelockert wurden, dürfen ganze Skigebiete vom Tal bis in die Hochlagen hinauf künstlich beschneit werden.

Seitdem rüsten sich die Betreiber für wärmere Zeiten: In Bayern wurde in den letzten Jahren mehrere Millionen Euro in Schneekanonen und Speicherseen investiert. Denn künstlicher Schnee hat einen enormen Wasserbedarf. Um einen Hektar Skipiste eine Saison lang zu beschneien, werden 4.500 Kubikmeter Wasser benötigt. Umweltschützer melden deshalb schon Bedanken an, dass das im Winter verpulverte Wasser der Natur im Sommer fehlen und die Region austrocknen könnte.

Um dem Problem zu begegnen, haben Wissenschaftler der Universität für Bodenkultur in Wien eine neuartige Schneekanone entwickelt. Der „Dendrite Generator“ soll aus der gleichen Menge Wasser bis zu zehn Mal so viel Schnee erzeugen wie die alten Schneekanonen und außerdem Flocken produzieren, die kaum von natürlichen zu unterscheiden sind. Bisher funktioniert die neue Wunderkanone allerdings nur im Labor, ihre Pistentauglichkeit wird sie noch beweisen müssen.

Angebotsvielfalt zahlt sich aus

Der Wintertourismus ist ein wichtiger Wirtschaftszweig, auf den das Einkommen vieler Kommunen wesentlich baut. Immerhin lassen die Besucher übers Jahr gut 31 Milliarden Euro in Bayern. Durch den immer schärfer werdenden geführten Wettbewerb mit Österreich und der Schweiz um die begehrten Wintergäste sieht sich Bayern jedes Jahr zu höheren Investitionen in Beschneiungsanlagen gezwungen. Der Deutsche Alpenverein fordert daher ein Umdenken: hin zu einem breit aufgestellten Wintertourismus, der nicht allein auf Schnee gebaut ist.

Bild: Pixabay.com © Hans CC0 1.0

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Der Studie des Bayerischen Rundfunks zufolge konnten in den letzten Jahren genau jene Tourismusstandorte ihre Besucherzahlen halten oder sogar steigern, die auf ein breites Programm an Winteraktivitäten setzen. Der Merkur hat einige dieser Gemeinden besucht und in einem Artikel ihr Tourismuskonzept untersucht.

Zum Beispiel die Gemeinde Balderschwang, deren Bürgermeister Konrad Kienle sagt, es werde immer wichtiger, nicht nur auf ein Pferd zu setzen. Das neue Erfolgsrezept heiße „Vielfalt“: ein Naturpark, geführte Winterwanderungen, Handwerksmärkte und regionale Spezialitäten. Es sei gut, wenn man auf einem Stuhl mit fünf Beinen sitze, so der CDU-Politiker. Im Notfall könne man dann immer noch eins wegschlagen.

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