„Man muss größenwahnsinnig sein“

Lachen, lernen, leben mit Axel Hacke: Der Wahl-Münchner unterhält seine Leser schon seit einer gefühlten Ewigkeit mit Kolumnen im SZ-Magazin. Am Donnerstagabend machte Hacke nun Halt in Holzkirchen. Dabei sorgte er nicht nur für erstklassige Unterhaltung, sondern warnte das Publikum auch vor den Tücken der vorweihnachtlichen Suche nach Geschenken.

"Alle Jahre schon wieder" - was fast schon besinnlich klingt, war am Donnerstagabend Titel einer Lesung von Axel Hacke in Holzkirchen.
“Alle Jahre schon wieder” – was fast besinnlich klingt, war der Titel von Axel Hackes Lesung im Holzkirchner Oberbräu. Der Kolumnist stellte unter anderem sein neues Vierteljahrhundertwerk vor.

Schütteln auch Sie manchmal voller Ungeduld Ihre freitägliche Süddeutsche, um das SZ Magazin herauszubekommen? Und wenn Sie das Heft dann lesen, fangen Sie es von hinten an? Wenn nicht, Axel Hacke würde dazu raten. Der Autor und Journalist gehört mit seinen Kolumnen zum Wochenende wie Köttbullar zum IKEA-Besuch. „Neu ist, dass klassische Fleischwarenhändler wie IKEA jetzt vegetarische Alternativen verkaufen. Das nennt sich dann Grönsaksbullar“, lehrte Hacke die Holzkirchner am vergangenen Donnerstagabend.

Der Festsaal des „Oberbräu“, der bis zu 400 Personen fasst, ist rand-, um nicht zu sagen: hackevoll. Schon vor Beginn der Veranstaltung herrscht gute Stimmung, am Eingang zum Saal gibt es praktischerweise Bücher von Axel Hacke zu kaufen. Unter opulentem Kronleuchter und klotziger Lichttechnik: Ein einsamer Stuhl auf der Bühne. Darauf die meiste Zeit Axel Hacke. Reporter, Kolumnist, Schriftsteller – und ein erstklassiger Vorleser. Jahrelang beschrieb er die „Seite Drei“ der SZ und knipste regelmäßig das „Streiflicht“ an. Heute ist Hacke freiberuflich tätig.

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Aus einer Kolumne wurde ein ganzes Buch

Doch bekannt ist der gebürtige Braunschweiger nicht nur für seine eigenen Ideen und Geschichten. Als er einmal eine Kolumne über das schrieb, was viele Radiohörer heute als „Verhör-Hammer“ kennen, war das Feedback so umfangreich und erquickend, dass aus einer Kolumne vier wurden und dann ein ganzes Buch. Dessen Titel würde heute wohl nur der bayerische Innenminister Joachim Herrmann wörtlich nehmen: „Der weiße Neger Wumbaba.“ Tatsächlich entspringt die Zeile einem Missverständnis beim Hören des „Abendlieds“ von Matthias Claudius. Dort heißt es nämlich, und man beachte insbesondere den letzten Vers:


Der Mond ist aufgegangen,
Die goldnen Sternlein prangen
Am Himmel hell und klar;
Der Wald steht schwarz und schweiget,
Und aus den Wiesen steiget
Der weiße Nebel wunderbar.

Selbst wer die Geschichte schon kennt, muss herzhaft lachen, als Axel Hacke sie zum vermutlich hundertsten Mal vorträgt. Lässig führt der Autor durch die Texte aus seinen Büchern, darunter brandneu „Das kolumnistische Manifest“. Für die rund 600 Seiten habe er 25 Jahre gebraucht, so Hacke. Und fügt mit einem Grinsen an: „Das mache ich nicht nochmal.“ Der 59-Jährige erklärt, warum er nach einem prägenden Erlebnis in seiner Kindheit auch heute noch an Nikoläusen schnuppert. Und verrät die wichtigste Eigenschaft eines Kolumnisten: „Man muss größenwahnsinnig sein.“

Vor dem Eingang zum Festsaal signierte Axel Hacke die frisch erworbenen Bücher der Zuschauer.
Vor dem Eingang zum Festsaal signierte Axel Hacke die frisch erworbenen Bücher der Zuschauer.

Hacke, der selbst sichtlich Spaß mit dem Holzkirchner Publikum hat, ist an diesem Donnerstagabend auf Hochtouren und gönnt sich auch in der Pause keine Ruhe. Stattdessen signiert er Bücher am laufenden Band und zeigt, woher die Lachfalten in seinem Gesicht kommen. Zwei aktuelle Themen kommen beim Publikum besonders gut an: Star Wars und Weihnachten. Erst erzählt Hacke, wie Star Wars-Erfinder George Lucas einst nach Deutschland kam und ein Interview mit Dolmetscher gab. Als Lucas zum Abschied „May the force be with you!“ wünschte, sagte der Übersetzer: „Am vierten Mai werde ich wieder bei dir sein!“

Und dann die leidige Geschichte mit den Weihnachtsgeschenken, die Hacke mit mal perlender, mal grollender Stimme schildert. Er warnt: „Warten Sie mit dem Geschenkekauf nicht zu lang!“ Nicht, dass der Dialog im Geschäft eines Tages laute: „Kann man umtauschen?“ – „Ja.“ – „Okay, ich nehme es. Erstmal schenken!“ Gut eine Minute Applaus gibt es zum Schluss für Axel Hacke. Vor der Zugabe dann noch einmal der für ihn typische, selbstironische Humor:

Danke, ich freue mich sehr, und so weiter. Jetzt les’ ich Ihnen noch was vor…

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