Das Münchner Architektenbüro Hirner und Riehl wurde von der Gemeinde Holzkirchen mit dem Neubau des Kinderhauses in der Erich-Kästner-Straße beauftragt. Jetzt präsentierte Martin Riehl die erste Planung. Die klaren Vorgaben der Marktgemeinde hat sein Architektenteam umgesetzt: Das Gebäude muss aus Holz gebaut und erdgeschossig sein. Bis zu sieben Gruppen sollen Platz finden. Die Südfläche soll voll ausgenutzt werden. Behindertenfreundlich und energieeffizient sollte das Kinderhaus werden. Zum nächsten Kindergartenjahr müsse es außerdem stehen.
So erinnert der Gebäudekomplex mit der Satteldachkonstruktion aus Holz, laut Riehl, an den Holzkirchner „Alpenpanoramablick“. Ideal würde das Gebäude dem natürlichen Gefälle der Landschaft von Westen nach Osten folgen, sodass im Inneren Rampen entstehen könnten, die das Gebäude ohne Aufzüge auf allen Ebenen behindertengerecht machen würden. Bis zu sieben Krippen-, Kindergarten-, oder Hortgruppen könnten in den erdgeschossigen Räumlichkeiten platzfinden.
Dabei wären die Gruppenräume mit großzügigen Glastüren nach Süden zum Garten hin orientiert. Im Westen des Areals plant der Architekt rund 35 Stellplätze, eine Eingangshalle und im Norden einen Mehrzweckbereich mit Brotzeitecke. An Hauswirtschafts-, Technik-, und Therapieräume im erdgeschossigen Haus hat Riehl auch gedacht. Photovoltaikanlagen und Erdwärmeanschluss machen das Kinderhaus höchst energieeffizient.
Erschreckend hohe Kosten
So weit, so gut. Architekt Riehl hat nach den Vorgaben der Gemeinde geplant. Doch an die scheint sich kaum noch jemand zu erinnern. Zunächst hält der veranschlagte Preis alle in Atem: 6,3 Millionen Euro soll das Kinderhaus kosten. Bürgermeister Olaf von Löwis (CSU) gibt zu, dass er selbst gerade erst die Kosten erfahren habe und „etwas erschrocken“ sei. Laut ihm, habe die Kostenminimierung höchste Priorität. Bürgermeister und Geschäftsführer waren sich einig: „Jeder Euro, den wir sparen, ist gut.“
Um bis zu einer Viertelmillion zu sparen, will der Markt Holzkirchen dem Bau nun mehr Zeit einräumen. Josef Sappl Sen. (CSU) zeigte im Holzkirchner Hauptausschuss ebenfalls Bedenken. Sechs Millionen wären „kein Pappenstil“ und hier werde eine riesige Fläche verbaut: „Bei den Satteldächern können wir in fünf bis zehn Jahren nicht einfach aufstocken”, so Sappl sen. Deshalb forderte er seine Kollegen auf, nachhaltig zu denken.
Im Hauptausschuss erinnerte man sich an den Bau des Kindergartens in der Franz-von-Defregger-Straße. Das Gebäude für drei Kindergruppen habe rund 1,9 Million Euro gekostet. In der Erich-Kästner-Straße hätten sieben Gruppen platz, was jedoch in den Augen der Mitlgieder des Holzkirchner Hauptausschusses dennoch nicht in Verhältnis zur veranschlagten Summe steht. Irmi Ammer (SPD) hakt derweil nach: „Wollten wir nicht im zweiten Stock Wohnungen für die Erzieherinnen stellen?“ Sappl wirft den Vorschlag ein, doch zu mauern. Jeder Meter Holz sei weniger Geld.
Für Riehl und seinen Kollegen war die Kritik nur schwer nachvollziehbar. Ihr Auftrag lautete anders. Ein rein erdgeschossiges Haus aus Holz sei Vorgabe gewesen und auch von Wohnungen im Gebäudekomplex sei nie die Rede gewesen, verteidigt sich Riehl. Sicher könne man den neuen Wünschen entgegenkommen, aber vorher müsse man sich hier über die Vorstellungen einig sein. Nicht jedes Mal könne man sich gegenseitig „zum Affen machen.“
Bernd Weinmann (CSU) stimmte dem zu. Die Gemeinderäte müssten schon dabei bleiben, was im Vorausschuss im Frühling von allen Fraktionen getragen wurde. Man müsste sich jetzt endlich sammeln und den Architekten neue “Hausaufgaben” geben. So einigte man sich darauf, weg vom Luxus hin zum Standard zu gehen, sowie die Kosten durch eine Verlängerung der Bauzeit zu droßeln. Außerdem sollen sich die Architekten nun doch eine Möglichkeit zur Erweiterung, zum Beispiel durch Wohnungen, einfallen lassen.
Martin Riehl selbst empfand die Situation im Hauptausschuss auf Nachfrage als „merkwürdig“. Nach einem kurzen Schockmoment auf beiden Seiten, wäre die Diskussion am Ende der Sitzung durchaus konstruktiv gewesen. Beim nächsten Zusammentreffen mit den Gemeinderäten hoffe er auf geringere “Generalamnesie.” Seine Hausaufgabe will Riehl wieder machen. Diesmal unter neuen Vorgaben.
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