Online-Kriminelle nehmen Rentner aus
Heftige Fälle von Betrug auch in Holzkirchen

Erst jüngst traf es eine Seniorin in Tegernsee. Jetzt kam es zu schlimmen Fällen von Telefon-Betrügereien im Norden unseres Landkreises. Dabei entstand ein erheblicher Schaden für die Opfer.

Tipp für Senioren: Lieber die Polizei anrufen, statt Geld rauszurücken. / Quelle: Stefan Schweihofer

Es nennt sich harmlos klingend Callcenter-Betrug, ist aber eine üble Masche, um arglose ältere Menschen abzuzocken.

Geld und Schmuck wurden an junge Frau übergeben

Am vergangenen Freitag wurde eine Seniorin aus Vaterstetten von einer unbekannten Frau angerufen. Sie gab sich als Mitarbeiterin eines Gerichts aus. Ihre Story: Die Tochter der Dame sei in einen Unfall verwickelt, dabei sei ein Radfahrer zu Tode gekommen. Die Tochter sei nun in Haft und könne nur durch die Zahlung einer Kaution in Höhe von 150.000 € freikommen.

Die 84-jährige fiel auf die Lüge herein, sammelte eigenen Schmuck im Wert von 30.000 Euro ein, hob 50.000 Euro vom Konto ab. Die Anruferin forderte sie auf, nach Holzkirchen an den Marktplatz zu fahren. Dort übergab sie, so die Polizei gegen 14 Uhr, die Wertsachen an eine unbekannte Frau.

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Wer hat die Betrügerin gesehen?

Zu spät wurde der Seniorin der Betrug klar, eine halbe Stunde wurde sie bei der Polizei in Holzkirchen vorstellig. Die Täterin konnte nicht mehr ausfindig gemacht werden. Laut Beschreibung war sie komplett weiß gekleidet, hatte lange, zusammengebundene Haare, wurde auf etwa 27 Jahre geschätzt. Die Frau führte einen Rucksack mit sich und telefonierte während der Gelbübergabe.

Personen, welche relevante Beobachtungen in der Sache gemacht haben, werden gebeten, sich bei der Polizei in Holzkirchen unter 08024/9074-0 zu melden.

Einen Tag später der nächste Fall in Holzkirchen

Einen Tag später traf es Senioren aus Holzkirchen. Hier konnte das kluge Eingreifen eines Tankwarts Schlimmeres verhindern. Ein älterer Herr wollte am Samstagabend bei ihm Gutschein-Codes für mehrere Hundert Euro kaufen. Er habe ihm diese verweigert und teilte der Polizei Holzkirchen zugleich das Kennzeichen mit.

Die Polizei fuhr zur Wohnung des Mannes. Die Tür, so die Polizei, wurde durch einen 85-Jährigen geöffnet. Der telefonierte seit 55 Minuten mit einem Callcenter. Der Mann am anderen Ende gab vor, ein Microsoft-Mitarbeiter zu sein, sprach Deutsch mit indischem Akzent.

Vorsicht bei Fremdzugriff auf Laptop

Die Polizeibeamten erkannten die Manipulation am Laptop des Mannes, konnten das Gespräch mit dem vermeintlichen Callcenter-Mitarbeiter übernehmen und so wertvolle Daten sichern.

Leider hatte der Herr hatte bereits 1.500 Euro an die Betrüger gezahlt. Und das ist die Masche: Sie baten den Mann um einen sogenannten Fernzugriff auf den Laptop, ließen zunächst ein Fenster aufploppen. Dort wurde der 85-jährige Holzkirchner aufgefordert, eine Berliner Nummer anzurufen. Der Laptop sei gesperrt und nur bei dieser Rufnummer könne ihm geholfen werden. So zahlte er für die Entsperrung seiner Daten zunächst 300 € per Banküberweisung. Wenige Stunden später kam anonym der nächste Anruf. Es sei wieder Geld fällig, einzulösen sei das auch mit Gutschein-Codes. Der Herr machte sich auf den Weg zu den Tankstellen. Dies wiederholte sich so oft, bis ein aufmerksamer Tankstellenmitarbeiter die Polizei verständigte.

Schon am vergangenen Mittwoch wurde ein Betrugsfall in Tegernsee dank des Merkur publik. Mit einem sogenannten Schockanruf brachten Betrüger eine 72-jährige Bürgerin dazu, 40 000 Euro zu übergeben. Die Ermittlungen dazu laufen noch.

Sprechen Sie mit ihren Eltern und Großeltern

Wichtig: Geben sie keinerlei Geldversprechen ab oder Geldforderungen am Telefon nach. Informieren Sie bitte auch besonders ältere Mitmenschen, die Eltern, Großeltern. Auch wenn es mühsam ist, sensibilisieren sie das Umfeld. Die Betrüger schrecken selbst vor Schockanrufen mit im Hintergrund schreienden angeblichen Angehörigen nicht zurück. Mit Künstlicher Intelligenz ist das mühelos machbar. Manche Anrufer behaupten auch, die Polizei käme gleich. Im Zweifel: Immer vorher bei der Polizei durchrufen.

Im vergangenen Jahr ergaunerten Betrüger allein Bayern 24 Millionen Euro von ihren Opfern. Zwar gehe, so das LKA, die Gesamtzahl der Betrugsfälle über die Jahre zurück, aber die Masche mit den Schockanrufen mit eingespielten Schreien nahm zu.

Die Verbraucherzentrale Bayern empfiehlt, grundsätzlich keine persönlichen Daten am Telefon mitzuteilen. Das bayerische Landeskriminalamt rät zu einem gesunden Misstrauen. Seriöse Institutionen wie Polizei, Staatsanwaltschaft oder Krankenkassen würden nicht einfach anrufen und Geld fordern. Ein gesundes Misstrauen ist hier extrem wichtig. Viele Senioren teilen Betrügereien aus falscher Scham zudem auch nicht ihrem Umfeld mit.
Je mehr in der Familie darüber sehr aktiv gesprochen wird, desto schneller wird der Betrugssumpf trockengelegt.

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