Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Kreidl

Scheinbar kratzt man bisher nur an der Oberfläche, was die Affäre um Ex-Landrat Jakob Kreidl angeht. Immer wieder kommen neue Skandale ans Licht. In einem Vier-Augen-Gespräch hat der frühere Miesbacher Landrat 250.000 Euro für den Bau einer Landwirtschaftsschule zugesichert. Ohne das Wissen des Kreistags.

Im Grünen Zentrum in Holzkirchen soll auch eine Land-und Hauswirtschaftsschule untergebracht werden.
Im Grünen Zentrum in Holzkirchen soll auch eine Land-und Hauswirtschaftsschule untergebracht werden.

In der Finanzaffäre um den ehemaligen CSU-Landrat Jakob Kreidl wurden auch in letzter Zeit immer wieder grobe Pflichtverletzungen bekannt. Erst letzte Woche wurden Schadensersatzforderungen der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee an Kreidl bekannt. Knapp 1,8 Millionen Euro soll der frühere Landrat, damals auch Vorsitzender des Verwaltungsrats der Kreissparkasse, pflichtwidrig für Spenden, überzogene Geschenke und unzulässige Käufe verprasst haben.

Jetzt wird eine neue Verfehlung bekannt. Letzte Woche tagte der Kreisausschuss Miesbach. Unter anderem wurde eine Erhöhung des Budgets für das Grüne Zentrum in Holzkirchen beschlossen. Der Landkreis ist Sachaufwandsträger der Landwirtschafts- und Hauswirtschaftsschule, die im Grünen Zentrum künftig angesiedelt sein werden. Deshalb muss der Kreis auch die finanziellen Mittel bereitstellen.

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Kreidl lies Kreistag im Dunklen

Im Kreishaushalt 2014 war ursprünglich eine halbe Million Euro für den Umzug der Schulen aus Wolfratshausen und Miesbach und die neue Ausstattung angedacht. 2015 sollte der Landkreis dann nochmals 100.000 Euro beisteuern. Doch dieser Betrag reicht offenbar nicht aus. Vergangenen Mittwoch beschloss der Kreisausschuss den Betrag für das Jahr 2014 auf 750.000 Euro aufzustocken.

Die höheren Kosten hat das Landratsamt offenbar seinem früheren Landrat zu verdanken. Laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung, hat Kreidl dem Leiter der Landwirtschaftsschule diese finanzielle Zusage in Höhe von gut 250.000 Euro im Frühjahr 2014 kurz vor seiner Abwahl gegeben. Und das ohne Kämmerei oder Kreistag überhaupt davon in Kenntnis zu setzen. Dass der Umzug teurer werden wird, als geplant, wusste Kreidl offenbar schon eine ganze Weile.

Nach einer Kalkulation der Schulverantwortlichen aus dem Frühjahr 2014 betrugen die Kosten 840.000 Euro – bei weitem mehr als die, vom Kreistag angedachten 600.000 Euro. So wandte sich der Schulleiter an den damaligen Landrat und erhielt von ihm unter vier Augen die Zusicherung auf Bereitstellung der Differenz. An diese Zusage muss sich das Landratsamt nun halten. „Das ist nicht schön gelaufen“, so der jetzige Landrat Wolfgang Rzehak (Grüne) im Kreisausschuss.

Staatsanwaltschaft ermittelt

Wie heute bekannt wurde, drohen Jakob Kreidl für verschiedene Verfehlungen während seiner Amtszeit jetzt auch strafrechtliche Konsequenzen. So hat die Staatsanwaltschaft München II ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Untreue eingeleitet. Das bestätigte Staatsanwalt Ken Heidenreich gegenüber der Holzkirchner Stimme.

Bei den Ermittlungen geht es vor allem um die Vorgänge und um die Feier zu Kreidls 60. Geburtstag. Diese hatte insgesamt 120.000 Euro gekostet und wurde zum Großteil von der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee und dem Landratsamt Miesbach bezahlt. Kreidl selbst hatte nur rund 7.600 Euro beigesteuert.

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