Kreistag billigt Tourismusfusion

Über die Fusion von ATS und TTT ist lange und kontrovers diskutiert worden. Gestern, in der letzten Kreistagssitzung unter dem Vorsitz von Jakob Kreidl, haben die Kreisräte nun den Zusammenschluss sowie den dazugehörigen Integrationsvertrag gebilligt. Der Beschluss fiel einstimmig.

Die Erleichterung über den erfolgreichen Abschluss des rund drei Jahre andauernden Prozesses war förmlich spürbar. Nun müssen sich noch alle 16 Gemeinden für die Tourismusfusion aussprechen.

Der Kirchsee ist ein beliebtes touristisches Ziel in der Nähe von Holzkirchen / Tourismus Sachsenkamm
Der Kirchsee ist ein beliebtes touristisches Ziel in der Nähe von Holzkirchen / Tourismus Sachsenkamm

Für den scheidenden Landrat war es die letzte Kreistagssitzung unter seinem Vorsitz. Und er konnte noch ein großes Projekt zu Ende bringen: Bereits seit einem Vierteljahrhundert tüftle man daran, Tourismusmarketing und -management unter einen Hut zu bringen. Mit dem soeben gefällten Beschluss habe man es geschafft, so der Landrat am Ende der Sitzung. Die Weichen für die Zukunft seien gestellt und ein deutliches Signal ausgesendet.

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Das ist ein Meilenstein – eine historische Stunde.

Wie bedeutend der Tourismus für die Region ist, wurde während der lange andauernden Debatten über die Fusion stets betont und immer wieder als schlagkräftiges Argument dafür angebracht. So ist der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor im Landkreis, durch den Zusammenschluss sollen unter anderem die Vermarktungsmöglichkeiten verbessert werden. Zur beschlossenen Satzung gehört auch ein Integrationsvertrag der Alpenregion Tegernsee Schliersee GmbH (ATS GmbH). Dieser soll dazu dienen, die Fusion zu regeln und die Gemeinden gegen Risiken abzusichern.

Doch die Fusion war in den vergangenen Jahren keineswegs unumstritten: Wie berichtet, war zuletzt viel Gegenwind aus der Bevölkerung gekommen, die aus der Distanz zwischen „dem Tourismus“ und „den Einheimischen“ herrührte. Während sich viele Bürger eher kleinere und umweltverträgliche Hotels wünschen, die sich in die (Kultur-)Landschaft einfügen, scheitert dies oft an der Realität, sagen zumindest die Experten.

In der Sache weiterkommen

Dabei war die Ungeduld über das langsame Voranschreiten des Projekts bereits in der letzten Kreistagssitzung spürbar gewesen. Viele Kreisräte hatten sich für einen raschen Abschluss ausgesprochen. So zum Beispiel der Kreuther Bürgermeister Josef Bierschneider, der betonte, man müsse sich wieder um den Gast kümmern, anstatt sich mit sich selbst zu beschäftigen.

In der gestrigen Sitzung ließ ATS-Chef Harald Gmeiner die Details von Satzung und Vertrag per Beamer noch einmal Revue passieren. Diese wurden bereits mehrere Male überarbeitet. Am Montag noch habe man in der Steuerungsgruppensitzung drübergesehen, so Gmeiner. Dabei ging es in der letzten Fassung hauptsächlich darum, redaktionelle Änderungen einzufügen. Die Kreisräte schienen mit der endgültigen Version zufrieden. So lobte Martin Walch: „Wir haben uns lange mit der Thematik beschäftigt und eingehend diskutiert. In der Sache weiterkommen, das ist ein wichtiger Schritt auf Landkreisebene.“

Auch Sepp Bichler sprach sich befürwortend aus: „Es gibt Entscheidungen, da ist es angebracht, dass man sie umfangreich ausdiskutiert. Diese hat es verdient, dass wir es gemacht haben.“ Das ausgehandelte Vertragswerk sei das Beste, was man habe erreichen können. Allerdings betonte er auch die Notwendigkeit eines zügigen Abschlusses der langen Debatten: „Die Gefahr bei so wichtigen Entscheidungen ist, dass man den Zeitpunkt einer Entscheidung überschreitet. Es ist an der Zeit, dass wir das heute entscheiden. Jetzt müssen wir den Sack zumachen!“

„Es gehört zum guten Stil, ‘Pfiat Gott’ zu sagen“

Der Sack wurde dann auch zugemacht: Die Kreisräte stellten sich einstimmig hinter Satzung und Vertrag. Man ließ kaum Zweifel aufkommen. Lediglich Ulrike Küster (GRÜNE) wollte wissen, ob die Anzahl der Mitglieder im Tourismusbeirat zahlenmäßig festgelegt ist und regte an, festzuschreiben, dass mindestens ein Mitglied im Beirat ein anerkannter Experte des Naturschutzes sein soll. Der Antrag wurde jedoch abgelehnt (16 dafür, der Rest dagegen).

Die weiteren Schritte sind ebenfalls schon klar definiert: Stichtag für die Fusion ist der 1. Januar 2015. Damit das auch gelingt, müssen schnell die Detailbeschlüsse aus den 17 Kommunen her. Bereits Anfang April soll es daher Informationsveranstaltungen für die alten und neuen Gemeinderäte geben. Bis 30. Juni sollen die Entscheidungen – entweder im alten oder neuen Gemeinderat – über die Bühne gehen. Der Startschuss für die letzte Phase auf dem Weg zur Tourismus-Fusion ist nun gefallen.

Für Jakob Kreid, hier mit seinem Nachfolger Wolfgang Rzehak, war es die letzte Sitzung unter seinem Vorsitz.
Für Jakob Kreidl, hier mit seinem Nachfolger Wolfgang Rzehak, war es die letzte Sitzung unter seinem Vorsitz.

Mit dieser Billigung der Tourismusfusion war die Sitzung für Jakob Kreidl durchaus ein Erfolg. Dabei war dem Landrat deutlich anzumerken, wie sehr ihn die letzten Wochen bewegt hatten und wie schwer es ihm fällt, von seinem politischen Amt Abschied zu nehmen. Bereits zu Beginn hatte er betont, wie dankbar er sei, diese Sitzung noch selbst leiten zu können. „Es gehört zum guten Stil, ‘Pfiat Gott’ zu sagen“, sagte er mit Tränen in den Augen.

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