Kreuth: Drei Fraktionen – eine Stimme

In Kreuth ist man bei den großen Themen einer Meinung. „Einen Fraktionszwang gibt es bei uns nicht“, sagen Angela Hafner (CSU), Wolfgang Rebensburg (FWG) und Martin Walch (SPD), die politischen Sprecher der Gemeinderats-Fraktionen, unisono.

Und so laden die Drei zu einem gemeinsamen Gespräch ins Rathaus, um die drängendstenden Fragen zur Tal-Politik zu beantworteten.

In lockerer Atmosphäre im Kreuther Rathaus beantworteten Angela Hafner, Wolfgang Regensburg und Martin Walch (v.l.) unsere Fragen zur Talpolitik
Im Kreuther Rathaus beantworteten Angela Hafner, Wolfgang Regensburg und Martin Walch (v.l.) wichtige Fragen zur Talpolitik

Tegernseer Stimme: In Kreuth bekommen Sie ja nicht zuletzt den Durchgangsverkehr direkt vor Ihrer Haustür mit. Wie beurteilen Sie die aktuelle Verkehrssituation in Ihrer Gemeinde und allgemein im Tegernseer Tal? Und wie kann man die Verkehrsproblematik lösen?

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Angela Hafner: Vor allem zu den Stoßzeiten an Wochenenden und in den Ferien ist der Durchgangsverkehr besonders zu spüren. Ein Maut einzuführen, um dem entgegenzuwirken, halte ich aber nicht für durchführbar. Man kann den Verkehr im Tal aber insgesamt sicher noch besser lenken. Wenn die Platzproblematik nicht da wäre, würde sicher auch ein Kreisverkehr an der Weissach Sinn machen.

Martin Walch: Man darf auch den hausgemachten Verkehr nicht vergessen. Um dem entgegen zu wirken wünsche ich mir für Einheimische attraktivere und günstigere Busangebote sowie eine häufigere Taktung. Außerdem ist der Verkehr durch Tagesausflügler ein zweischneidiges Schwert. Diese bringen zwar Geld ins Tal, belasten aber auch unsere Straßen.

Wolfgang Rebensburg: Da kann ich meinen Vorrednern nur zustimmen. Der Verkehr ist ein Problem und dafür müssen wir Lösungen finden. Deshalb sollten auch alle Vorschläge auf den Tisch. Gerne auch visionäre wie Ringbahn, Tunnellösung oder Umgehungsstraße. Und warum nicht auch mal den See als Verkehrsmittel ins Spiel bringen. Die Querverbindung über eine Art Busschiff, das in den Ortszentren anlegt, könnte die Straßen sicherlich entlasten, wäre nicht langsamer als ein Bus und ist vielleicht sogar von den Investitionen her kostengünstiger als andere Ideen.

Naturgegebene Stärken nutzen

Tegernseer Stimme: Neben dem Verkehr ist auch der Tourismus für das Tegernseer Tal ein sehr wichtiges Thema. Wie sollte Ihrer Meinung nach die touristische Infrastruktur in der Zukunft aussehen?

Martin Walch: Wir sollten aufpassen touristisch nicht zu sehr auf Eventkultur zu setzen, sondern müssen unsere naturgegebenen Stärken, wie die Berge und den See noch besser herausarbeiten und vermarkten. Ein guter Mix aus allen Kategorien von Hotels und Gästehäusern ist meines Erachtens auch für die Zukunft erfolgsversprechend. Wir können und wollen nicht mit Orten wie Ischgl konkurrieren.

Und es gilt den Rückgang an Gästebetten zu stoppen und wenn möglich wieder zu erweitern. Anderenfalls hat dies früher oder später zur Folge, dass wir ein steuerliches Einnahmenproblem haben.

Wolfgang Rebensburg: Richtig. Und die TTT kann bei der Vermarktung auch nicht alles alleine stemmen. Jeder Ort im Tal muss darüber hinaus selbst sein eigenes Profil schärfen. Eine unserer Stärken in Kreuth ist sicherlich das vielseitige Sport- und Freizeitangebot für Jung und Alt. Skitouren und Langlaufen im Winter. Mountainbiken und Wandern im Sommer.

Worin das Tegernseer Tal als Ganzes noch sehr viele verborgene Potentiale hat, ist der Anteil an ausländischen Urlaubern. Hier liegen wir nur bei einem Anteil von neun Prozent und somit deutlich hinter dem bundesweiten Durchschnitt von 17 Prozent. Darauf sollte bei der Vermarktung über Werbung und im Internet verstärkt Wert gelegt werden.

Angela Hafner: Insgesamt wollen wir uns unsere Ursprünglichkeit bewahren und jeder Ort rund um den Tegernsee hat ja schon heute eine gewisse Zielgruppe, die er eher anspricht als die übrigen Gemeinden. In Tegernsee sind es beispielsweise vermehrt Tagestouristen. Ältere Urlauber suchen den Kurort Bad Wiessee auf. Und jüngeres Publikum, dass auch ein gewisses Nachleben sucht, ist in Rottach sicher besser aufgehoben als in Kreuth.

Tegernseer Stimme: Und wie sind Ihre Meinungen zu einer Fusion von TTT und ATS?

Angela Hafner: Durch eine Fusion könnten die Tal-Gemeinden bei dann 17 zu vermarktenden Orten etwas untergehen. Andererseits können so Gelder gebündelt werden und Synergien genutzt werden.

Martin Walch: Auf lange Sicht ist die Fusion sicher gut. Momentan sollten die Organisationen aber erstmal ihre eigenen Hausaufgaben erledigen.

Wolfgang Rebensburg: Außerdem muss es unser Ziel hier am Tegernsee sein, dass das Tal sein Profil als Premium-Reiseziel behält. Der Tegernsee ist als Marke etabliert.

Tegernseer Stimme: Ein Thema, an dem man nicht vorbeikommt, ist das durchaus visionäre Ziel eines energieautarken Landkreises. Welchen Teil kann dazu das Tegernseer Tal beitragen?

Martin Walch: Auf Landkreisebene bin ich bei der Energiewende optimistisch. An erster Stelle gilt es die vielen Einsparpotentiale zu nutzen. Kreuth ist in der energetischen Gebäudesanierung, aber auch bei der Anbringung von Solarmodulen beispielsweise auf dem Schuldach als Gemeinde im Tal ein echter Vorreiter. Dafür haben wir mittlerweile auch unsere Ortssatzung geändert, so dass Dächer ganzflächig Photovoltaik und Solaranlagen angebracht werden können. Alles andere ist unserer Meinung nach auch nicht mehr zeitgemäß.

Angela Hafner: Neben der Sonnenenergiegewinnung sind seit kurzem sicher auch Blockheizkraftwerke und die Oberflächenthermie für Privathaushalte eine Möglichkeit einen Beitrag zur Energiewende beizutragen.

Wolfgang Rebensburg: Zuweilen war auch eine gemeinsame Tiefenbohrung der Gemeinden Bad Wiessee, Rottach und Kreuth am Ringsee angedacht. Man hat diesen Gedanken aber wieder verworfen, weil aus Studien hervorgeht, dass die Wahrscheinlichkeit einer wirtschaftlich zu betreibenden Anlage zu gering ist. In Sachen Windkraft sind wir glaub ich alle nicht böse, dass die Windstärken fehlen, um im Tal rentable Räder aufzustellen.

Gute talweite Zusammenarbeit

Tegernseer Stimme: Finden Sie eigentlich, dass die Zusammenarbeit zwischen den Tal-Gemeinden aus politischer Sicht und von Seiten der Verwaltungen noch verbessert werden kann?

Wolfgang Rebensburg: Es gibt ja schon einige Interessens- und Zweckverbände wie den Schulverband oder den Abwasserverband. An eine komplette Zusammenlegung aller Talgemeinden glaube ich allerdings nicht. Da wären wahrscheinlich auch die Bürger mehrheitlich dagegen.

Angela Hafner: Auf politischer Ebene gibt es regelmäßige Informationsveranstaltungen für Gemeinderäte aller Tal-Gemeinden. Zwar ohne Entscheidungsbefugnis, aber es ist schon hilfreich vor manchen Entscheidungen ein gewisses Stimmungsbild zu bekommen.

Martin Walch: Was sicherlich einmal zu überlegen wäre, ist ein Zweckverband der Bauhöfe. Beispielsweise könnten Maschinen gemeinsam angeschafft werden. Insgesamt ist hier sicherlich noch eine stärkere Kooperation möglich. Die unterschiedlichen Baukulturen und Satzungen der Orte könnte ein Problem einer Zusammenlegung werden. In Tegernsee gibt es einen ganz anderen Baustil als in Kreuth.

Tegernseer Stimme: Letzte Frage. Wie nutzen Sie als Fraktionen das Internet?

Martin Walch: Da sind wir ganz schwach auf der Brust.

Wolgang Rebensburg: Wir haben glaub ich als aktuellste Inhalte noch Themen von der letzten Kommunalwahl auf der Ortsverbandseite stehen.

Angela Hafner: Vor Kurzem mussten wir uns auf einer Veranstaltung wegen unseres Alters sogar als Digital Gruftis und im besten Fall noch als Digital Natives bezeichnen lassen.

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